Der Diebstahl

Die Gletscher schmelzen, Städte versinken und Eisbären ertrinken. Während in Medien mit Schreckensbildern vor den Folgen des Klimawandels gewarnt wird, werden Kinder mit  ihren Ängsten meist allein gelassen. Im Rahmen des Klimaherbstes hat der Bund Naturschutz Kinder aufgefordert, ihre Ideen und Gedanken zum Thema Klimawandel auf Papier zu bringen. An sieben Münchner Schulen wurden Schreibwerkstätten zum  eingerichtet, in denen mehr als 80 Geschichten und Illustrationen entstanden.

Den Text von Niklas gibt es hier.


Plötzlich krachte es. Ich dachte, die Leiter wäre wieder umgefallen, aber diesmal hörte es sich anders an. Da beschloss ich nachzuschauen und ging die enge Treppe hinauf. Als ich oben angekommen war, sah ich, dass die Leiter nicht umgefallen war, sondern immer noch da lehnte, wo ich sie abgestellt hatte.

Langsam kam es mir wirklich komisch vor! Denn ich hatte gestern in der Zeitung gelesen, dass eine Schwerverbrecherbande aus dem Gefängnis ausgebrochen war. Sollte ich selber nachschauen oder die Polizei anrufen? Am besten war es wohl, die Polizei anzurufen. Ich ging also auf leisen Sohlen die Treppe wieder hinunter und wollte gerade das Telefon in die Hand nehmen, als mich von hinten eine Hand am Hals packte und mich auf den Boden schleuderte. Um meine Augen wurde es pechschwarz.

Als ich wieder aufwachte, taten mir Kopf und Hals weh. In meiner Wohnung war es hell. Ich versuchte mich aufzurappeln, aber es gelang mir nicht. Da sah ich, dass meine Wohnungstür weit offen stand. Ich griff meinen Stuhl, der hinter mir stand, und zog mich mit einiger Mühe hoch. Es gelang mir, zum Telefon zu humpeln und die Polizei anzurufen, die sagte: „Wir kommen sofort!“

Gleich darauf hörte ich Sirenen heulen und murmelte: „Das ging aber wirklich schnell!“ Ich ging zur Haustür und stieß auf sie. Mir gegenüber stand der Kommissar und fragte mich, was vorgefallen sei. Aufgeregt berichtete ich: „Gestern Nacht hat es plötzlich gekracht und ich habe gedacht, dass meine Leiter umgefallen sei. Ich wollte Sie gerade anrufen, als mich von hinten eine Hand packte und mich auf den Boden schleuderte. Am nächsten Morgen, als ich wieder zu mir kam, taten mir mein Kopf und Hals weh. Danach haben Sie angerufen!“ „Haben Sie denn einen Schaden festgestellt?“, fragte der Kommissar. „Nein! Aber wenn Sie mich so fragen, schaue ich mich jetzt mit Ihnen in meiner Wohnung um“, antwortete ich dem Kommissar.

Wir gingen gemeinsam durch meine Wohnung und die enge Treppe hinauf. Mitten in der Decke meiner Wohnung fanden wir ein großes Loch. Gleich wollte ich den Kommissar darauf aufmerksam machen, aber der hatte das Loch auch schon gefunden. Er fragte mich: „Haben Sie Solarzellen?“ – „Ja, und zwar genau dort, wo jetzt das Loch ist!“, beantwortete ich die Frage des Kommissars. Plötzlich hörten wir, wie ein Mann die Treppe hinaufstürmte. Er war weiß gekleidet und wahrscheinlich von der Spurensicherung. Schnaufend kam er in meiner Wohnung zum Stehen und sagte: „Herr Kommissar, wir haben Spuren von abgesplitterten Solarteilen gefunden, sie führen direkt in die Lagerhalle.“ – „Dann, nichts wie hinterher!“, rief der Kommissar, packte mich an meinem rechten Arm und zog mich hinter sich her. Er blieb bei einem Polizeiauto stehen und wir stiegen ein.

Die alte Lagerhalle war nicht einmal zehn Minuten entfernt. Plötzlich sahen wir mehrere Männer mit Handschellen hinter dem Rücken, die zu einem der beiden Polizeiautos gingen. Hinter den Räubern waren acht Polizisten, die sie an den Handschellen festhielten und in die Polizeiautos schubsten. „Das ging aber sehr schnell!“, sagte der Kommissar offenbar zu sich selbst.

„Donnerwetter!“, murmelte ich. „Das sind ja die Schwerverbrecher, die vorgestern aus dem Gefängnis ausgebrochen sind!“, sagte ich voller Erstaunen. Nachdem mich der Kommissar nach Hause gefahren hatte, bekam ich eine neue Solaranlage von der Versicherung bezahlt und war wieder glücklich.

Leider ist mir nur teilweise bekannt, was aus den Schwerverbrechern geworden ist. Sie waren jedenfalls so lange unglücklich, bis sich für sie wieder eine Gelegenheit fand, aus dem Gefängnis auszubrechen. Sie fuhren nach Afrika und ratet einmal, was sie dort wieder angestellt haben 😉

Niklas, 5. Klasse

Kommentieren