Eine Tagebuchgeschichte zum Thema Umwelt

Die Gletscher schmelzen, Städte versinken und Eisbären ertrinken. Während in Medien mit Schreckensbildern vor den Folgen des Klimawandels gewarnt wird, werden Kinder mit  ihren Ängsten meist allein gelassen. Im Rahmen des Klimaherbstes hat der Bund Naturschutz Kinder aufgefordert, ihre Ideen und Gedanken zum Thema Klimawandel auf Papier zu bringen. An sieben Münchner Schulen wurden Schreibwerkstätten zum  eingerichtet, in denen mehr als 80 Geschichten und Illustrationen entstanden.

Den Text von Stefanie gibt es hier.

Der Wecker klingelte und ich bewegte mich langsam aus dem Bett. Ich bin Amu, 14 Jahre alt, und eigentlich überhaupt kein Fan vom Frühaufstehen. Aber wegen der Schule muss ich das ja. Auch an diesem Tag musste ich mich wahnsinnig beeilen, um nicht zu spät zu kommen. Kaum waren meine Freundinnen und ich in der Schule angekommen, fing es seltsamerweise an zu regnen. „Komisch“, wunderte ich mich, „gerade eben hatten wir doch noch tolles Wetter“.

In der Pause bat ich meine Freundin Rima-Chan um einen Kaugummi. Wie immer warf ich das Kaugummi-Papier auf den Boden. Eine Schülerin kam auf mich zu und sagte vorwurfsvoll: „Hey, das ist Umweltverschmutzung, was du da betreibst!“ – „Ist mir doch egal“, antwortete ich und streckte ihr die Zunge heraus. „Die hat wohl ’ne Meise“, dachte ich bei mir.

Später auf dem Heimweg fing es plötzlich an zu donnern – aber wie! Als wir dann zu Hause waren, meinte meine Mutter, dass ich später noch Yuzuyu vom Kindergarten abholen müsste. „Gut, mache ich schon!“, rief ich. Rima-Chan schaute aus dem Fenster. „Wieso ist plötzlich das Wetter so schlecht geworden? Noch dazu zweimal an einem Tag?“ fragte sie. „Ich glaube, so was passiert, weil wir so rücksichtslos mit unserer Umwelt umgehen.“ – „Ach, Quatsch!“, erwiderte ich. „Es stört doch niemanden, wenn ich meinen Müll irgendwohin schmeiße. Viele machen das so.“ Wir diskutierten heftig über Umweltverschmutzung durch Autos, heftige Unwetter, Stürme und überhaupt.

Als das Gewitter vorbeigezogen war, gingen wir wieder nach draußen. Zum Glück fiel mir rechtzeitig ein, dass wir Yuzuyu vom Kindergarten abholen sollten. Sie sprang uns voller Freude entgegen und wir gingen gemütlich nach Hause. Yuzuyu erklärte strahlend: „Amu, wir haben heute alle Zimmer nach Papier-Müll abgesucht. Ich habe fünf Sachen in meinem Beutel gesammelt. Alle Sammler dürfen morgen ein Herbstbild basteln. Tina hat uns gesagt, dass niemand Müll auf den Boden werfen darf, weil das ganz schlimm ist.“ – „So schlimm ist das bestimmt nicht“, sagte ich. „Doch und wie!“, widersprach Yuzuyu energisch und redete nur noch von ekligen Müllbergen und fiesen Leuten, die ihrem Müll im Dunkeln heimlich in den Wald werfen. „Nie wieder hole ich Yuzuyu vom Kindergarten ab“, erklärte ich Rima-Chan, als wir wieder zu Hause angekommen waren. Und obwohl Rima-Chan ein Einzelkind ist, konnte sie mich in diesem Moment verstehen.

Am nächsten Tag sahen wir in der Schule einen Film. Der Titel des Films war tatsächlich „Klima und Umwelt“. Ich muss zugeben, ich war geschockt. Irgendwie empfand ich Mitleid mit den Menschen, aber auch mit den vielen Tieren, die durch Klimakatastrophen gestorben sind. Ich wusste nicht, dass schon so viele Tiere als Öl-Leichen an verschiedene Ufer geschwemmt worden sind. Das zu sehen, ist wirklich schrecklich. Aber auch der ganze Dreck in manchen Seen. Ich beschloss jedenfalls, mich zu ändern. „Alle hatten recht“, dachte ich. „Wie dumm ich doch bin“.

Als ich zwei Tage später einen Jungen auf dem Schulhof sah, der sein Pausenbrotpapier auf den Boden warf, rannte ich sofort zu ihm hin und rief: „Hey, man wirft seinen Müll nicht einfach auf den Boden!“ Er schaute mich verwirrt an: „Warst du nicht diejenige, die das sonst immer gemacht hat?“, fragte er erstaunt. Ich wurde rot, sagte dann aber fest entschlossen: „Ist doch egal, man muss ja nicht alles nachmachen. Ich mache das außerdem nicht mehr! Der Junge zog beleidigt ab. Ich habe das Papier dann aufgehoben. Ich versuche es einfach, jetzt besser zu machen.

Einigen Leuten habe ich gesagt, dass wir unsere Umwelt dringend schonen müssen, dass wir alle dafür verantwortlich sind. Ich habe mich noch nie besser gefühlt. Irgendwie bin ich erleichtert. Und ich freue mich, euch das erzählt zu haben.

Stefanie, Klasse 8 a

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