Gemeinsame Artenschutzaktion: Fischen für den Kammmolch

Über zehn engagierte Amphibienschützer des Münchner Arbeitskreises Amphibien trafen sich vergangenen Freitag und Samstag, um das letzte bekannte Laichgewässer des Kammmolchs in München zu sanieren. Bemerkenswert an dieser Aktion ist, dass sich Mitglieder verschiedener Naturschutzorganisationen, namentlich BUND Naturschutz (BN), Landesbund für Vogelschutz (LBV) und Landesverband für Amphibien- und Reptilienschutz (LARS) gemeinsam mit den Bayerischen Staatsforsten für den Erhalt des Kammmolch-Biotops bei Aubing einsetzen.

Im Jahr 2003 hatte der BN mit Unterstützung der Stadt München und der Forstverwaltung das Biotop für den Kammmolch in der Aubinger Lohe, einem Waldgebiet im Westen Münchens, angelegt. Dort befindet sich das letzte bekannte Münchner Vorkommen der seltenen Tiere. Der in Bayern stark gefährdete Kammmolch ist die größte heimische Molchart, die bis zu 18 cm lang werden kann. Seinen Namen verdankt der er dem auffälligen, tiefgezackten Rückenkamm, den allerdings nur die Männchen während der Laichzeit tragen. Seine Fortpflanzungsgewässer findet man meist in oder in der Nähe von Laubwäldern. Gleichzeitig sollten die Laichgewässer aber besonnt sein, damit sich das Wasser für das Wachstum der Molchlarven ausreichend erwärmen kann. Gar nicht so einfach in einem Wald. Die Naturschützer des Arbeitskreises Amphibien wurden hier von den Bayerischen Staatsforsten unterstützt. Deren Forstarbeiter fällten in den vergangenen Wochen einige junge Bäume, so dass das Gewässer nun wieder genug Sonne bekommt.

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Mit Wathosen und Keschern ausgerüstet, fischten die Amphibienschützer gemeinsam etwa 500 Goldfische aus dem zuvor fast leergepumpten Tümpel. Diese wurden anschließend lebend in eine Auffangstation gebracht. Die illegal eingesetzten Zierfische sind für das Biotop und die Kammmolche weitaus problematischer als der Sonnenmangel. Vermeintliche Tierliebe bringt manche Teichbesitzer dazu, Goldfische in Amphibientümpeln auszusetzen, wenn sie für den eigenen Teich zu groß werden. Das Einsetzen von Fischen kann jedoch ganze Ökosysteme zerstören. Molchlarven, Wasserflöhe und Kaulquappen – all das passt in das Beuteschema von Gold- und anderen kleinen Raubfischen. In fischfreien Tümpeln findet man hingegen eine größere Anzahl von Kleinlebewesen, Insekten und Amphibien. Für eine stark gefährdete Art wie den Kammmolch können bereits wenige Goldfische das endgültige Aus bedeuten.

„Wir appellieren eindringlich an alle Fischliebhaber, in Teichen und Tümpeln in der Natur keine Fische auszusetzen. Neben dem Autoverkehr und dem Verlust an geeigneten Lebensräumen sind auch Gold- und andere Zierfische eine ernstzunehmende Bedrohung für unsere Amphibien. Bereits eine geringe Anzahl von Goldfischen in einem Amphibientümpel reicht aus, um den Erfolg jahrelanger Schutzbemühungen für Frösche, Kröten und Molche zunichte zu machen“ erklärt Christian Hierneis, Vorsitzender des BN in München.

Neben dem Fischbesatz ist ein weiterer Grund für den Rückgang des Kammmolchs auch die zunehmende Isolation der Kammmolchvorkommen, gerade in dicht besiedelten Gebieten wie dem Großraum München.

„Die nächsten uns bekannten Vorkommen liegen in über 12 Kilometer Entfernung im Landkreis Starnberg – für einen kleinen, langsam laufenden, verkehrsgefährdeten Molch eine riesige Entfernung“, so Christian Köbele vom Landes-bund für Vogelschutz (LBV).

Da Kammmolche jedoch sehr versteckt leben, kann es durchaus sein, dass es noch unbekannte Vorkommen gibt. Für entsprechende Hinweise aus der Bevölkerung sind die Amphibienkundler von BN und LBV dankbar.

 

Fotocredit: (1) Katrin Heininger (2) Andreas Zahn

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