Eine Buchbesprechung von Ursula Liepelt

Viele Kochbücher sind heute sehr groß, dick und unhandlich. Kleine Kinderhände müssen sich durch seitenstarke High-Tech-Food-Fotografie blättern. Diesen Fehler macht das neue Slow Food Junior Kochbuch nicht.

Die Neuerscheinung des Oekom-Verlags  „Der kleine Koch“ ist etwas größer als ein A5-Format und liegt damit ideal in Kinderhänden. Weder Größe noch Seitenzahl überfordern die Zielgruppe im Alter von  5 bis 10 Jahren. Frei von Fotografien kolportiert das Büchlein auch keine Idealvorstellung von Gemüse und Obst. Nostalgisch verspielte Zeichnungen sind feine Begleiter für Rezepte, die in kleinen Happen durchaus Neues bieten. Der kleine Koch und sein Freund Radieserl alias Zwerg Nase sprechen die Kinder direkt an. Die Hinweise zur Vorbereitung für Einkauf und Küchenwerkzeug sind auf das Wesentliche reduziert. Ein schlichter Jahreszeitenkalender darf nicht fehlen.

Ob Pizza Kunterbunt, Zitronenquark, köstliche Gemüsesuppen oder selbst gemachter Schokopudding: „Der kleine Koch“ präsentiert 33 Rezepte aus heimischen und saisonalen Zutaten. Besonderen Wert erhält das Kochbuch durch kleine Hinweise und Tipps wie:“ Das Ofenbrot ist mein Lieblingspizzaersatz“ und „Mayo kann man überall kaufen, aber selbst gemacht schmeckt sie um Klassen besser“ und : den Pfannkuchen muss man werfen, U N B E D I N G T. Außerdem darf „gebatzelt“ werden. Der Wortschatz der Rezepte spiegelt eine Liebe zum Kochen wider, die im Thermomixzeitalter vielen verloren gegangen zu sein scheint. Nix Thermomix, hier wird nach Herzenslust probiert, nachgewürzt, geklappt, gebrutzelt, gerührt und geschnuppert. Alle Gerichte wurden vielfach mit den Nachwuchsköchen des Slow Mobils erprobt. Das Slow Mobil ist eine rollende Küche in einem kindgerecht umgestalteten ehemaligen Bauwagen. Er fährt als eine Art „Geschmacksschule“ in München seit 2007 direkt zu den Kindern, in den Hort, die Schule oder auch eine Kinderklinik.

Der kleine Koch gibt hier eine Rezeptkostprobe: Roter Knödelspaß für 4 Personen

„Knödel kann man in vielen Varianten machen, mit Spinat und Käse, mit Quark, süß oder salzig. Ich mache die Knödel mal in rot, mit Roter Bete! Dieses Rezept habe ich in den Bergen gefunden.“

Tipp: Knödel sind eine gute Möglichkeit, altes Weißbrot oder alte Semmeln zu verwerten und so vor dem Abfall zu bewahren.

Das geschnittene Knödelbrot in eine Schüssel geben. Die Zwiebel fein würfeln, in der Butter dünsten und zusammen über das Brot geben.

Die Rote Bete schälen, in Stücke schneiden, dann mit den Eiern im Mixer pürieren und zum Knödelbrot geben. 50 g vom Bergkäse reiben und auch in die Schüssel mit dem Knödelbrot geben. Das Mehl dazugeben, mit Salz und fein geschnittener Petersilie würzen, alle Zutaten gut vermischen und die Masse 15 Minuten ruhen lassen. Aus der Knödelmasse hühnereigroße, aber runde Knödel formen und in Salzwasser köcheln lassen.

Während die Knödel leise vor sich hin köcheln (nie kochen, sonst zerfallen sie), in einem Töpfchen die Butter goldbraun schmelzen und etwas Käse reiben.

Wenn die Knödel nach ca. 20 Minuten fertig sind, mit einer Lochkelle auf Teller verteilen und etwas Käse und geschmolzene Butter darüber geben.

Zutaten:
120 g  Knödelbrot
50 g Zwiebel
20 g Butter
100 g Rote Bete, gekocht
2 Bio-Eier
20 g Mehl
Salz
1 TL Petersilie, fein geschnitten
6 EL Butter
100 g Bergkäse

Autorin Flora Hohmann ist Küchenmeisterin, arbeitet unter anderem als kulinarische Kuratorin und Gastronomieberaterin. Als TV-Köchin ist sie regelmäßig in der Sendung „ARD-Buffet“ zu sehen.
Autor Manuel Reheis ist seit 1995 Chefkoch und Geschäftsführer im Münchener Restaurant Broeding.
Susanne Leontine Schmidt hat den kleinen Koch und seinen Freund Radieserl in bezaubernde Bilder gefasst.

Herausgeber ist der gemeinnützige Förderverein Junior Slow e.V., der 2007 einen alten Bauwagen entkernte. Ausgestattet mit neuen Wänden und Böden sowie einer kompletten Küche mit Arbeits- und Essplätzen für acht Kinder startete das erste Slow Mobil vor acht Jahren in München. Inzwischen sind die rollenden Küchen auch in Karlsruhe, Stuttgart, Freiburg und Frankfurt unterwegs, weitere Städte ziehen nach. Mehr Infos: www.junior-slow.de

Wie immer empfehlen wir, dieses Buch beim lokalen Buchhändler oder beim kleinen Online-Versand für die gute Sache zu bestellen: www.buch7.de

Junior Slow e.V. (Hrsg.), Flora Hohmann, Manuel Reheis, Susanne Leontine Schmidt: „Der kleine Koch. Lieblingsrezepte für Kinder“. 72 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-86581-738-9, 12,95 Euro / 13,40 Euro (A). Auch als E-Book erhältlich.

Fotocredits: Oekom Verlag, Künstlerin: Susanne Leontine Schmidt

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