Stadtverbesserer: Kooperative Großstadt

Wenn es in München um Wohn-, Lebens- und Arbeitsraum geht, wird eigentlich jeder hellhörig, weil Flächenknappheit und hohe Mieten uns alle direkt oder indirekt betreffen. Glücklicherweise macht Not erfinderisch, sodass in Sachen Raumknappheit in München sicher noch so einiges passieren wird. Vor drei Monaten ist eine neue Wohngenossenschaft aus dem Ei geschlüpft: die „Kooperative Großstadt„. Wir finden: Immer her mit neuen Ideen und Konzepten! Und haben der Kooperative Großstadt ein paar Fragen gestellt.

30_A9 Frankfurter Ring_Malte Wandel_Julian Dostmann_web

5 MAL KOOPERATIVE GROSSSTADT

1.Worum geht es bei deinem Projekt?

Als junge Münchner Wohnungsbaugenossenschaft wollen wir nicht nur Wohnraum schaffen, der langfristig dem Markt und damit der Spekulation entzogen ist, sondern auch aktiv an der Schaffung einer lebendigen und lebenswerten Stadt mitwirken. Das bedeutet, dass wir auf dem Weg zur Umsetzung konkreter Bauprojekte die Qualitäten städtischen Lebens neu verhandeln und die aktuellen Produktionsbedingungen im Münchner Wohnungsbau hinterfragen.

Dies geschieht durch verschiedene Aktionen und Maßnahmen: Beim offenen Symposium Open Table (Januar 2016) luden wir 20 Akteure aus Architektur, Kunst, Politik und Presse ein, ihre Thesen für einen besseren Wohnungs- und Städtebau in München und anderswo zu präsentieren und mit dem Publikum zu diskutieren. Mit dem Fotowettbewerb Call for Plots riefen wir alle auf, Orte in München zu entdecken, die mehr sein könnten, als sie es im Moment sind. Geht es an konkrete Bauvorhaben, werden die Architekten und Planer im offenen Wettbewerbsverfahren ausgewählt. Diejenigen Gründungsmitglieder der Genossenschaft, die selbst Architekten sind, begleiten diesen Prozess fachkundig, planen aber nicht selbst.

2. Warum tust du das?

Weil wir uns kritisch mit dem Status Quo des Münchner Wohnungsmarkt auseinandersetzen wollen. Als Genossenschaft und offene Plattform wollen wir mehr sein als eine homogene Gruppe von Gleichgesinnten, die nur für sich selbst günstigen Wohn-, Lebens- und Arbeitsraum schafft. Wir möchten aktiv den städtischen Lebensraum mitgestalten, der für uns von einer integrativen Durchmischung und von hohen architektonischen Standards geprägt ist.

10_Dachauerstrasse 119_Foto Irene Graef und Robert Pupeter

3. Wie lang war der Weg von der Idee bis zur Umsetzung?

Vor der Gründung einer Genossenschaft lag ein verschlungener Weg mit verschiedenen Initiativen, Ideen und vielen Diskussionen. In den drei Monaten seit unserer Gründung konnten wir bereits erfolgreich unsere Anliegen in einer breiten Öffentlichkeit kommunizieren. Der nächste Schritt ist die Entwicklung konkreter Bauprojekte. Und wie es Andreas Hofer, Gast des Open Table formuliert hat: wenn das Haus gebaut und bezogen ist, fängt die „Arbeit“ in der Gemeinschaft erst an. Eine Genossenschaft wie die KOOPERATIVE GROSSSTADT ist ein langfristiges Projekt, das nie fertig ist – im Gegenteil, wir hoffen, es wird sich  permanent und auf verschiedene Weise weiterentwickeln…

4. Woran könnte es scheitern?

Vielleicht an einem Meteoriten-Einschlag in München…

5. Warum sollte man sich bei eurem Projekt beteiligen?

Um als KOOPERATIVE GROSSSTADT die Stadt für ALLE weiterzubauen, und diese Aufgabe nicht den Immobilien-Spekulanten zu überlassen. Die Stadt gehört wieder Euch!


Die Bilder zu diesem Beitrag wurden beim Fotowettbewerb „Call for Plots“ eingereicht, in dem Ideen für den Weiterbau der Stadt fotografisch festgehalten werden sollten. Oberes Bild: Julian Dostmann und Malte Wandel: Frankfurter Ring; Unteres Bild: Irene Greaf und Robert Pupeter: Dachauer Str.110 

 

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