Appelle an den Lebensstil

stau2

Im Rahmen der Öffentlichkeitsphase diskutieren vier Experten aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik bei einer Open-Air Debatte am St. Jakobsplatz über die optimale Nahmobilität in der Landeshauptstadt. Lorena Aschenbrenner, Studentin an der Deutschen Pop Akademie, hat die Positionen zusammengefasst.

Das eigene Autofahrverhalten reflektieren, öfter das Fahrrad, benutzen, Radwege ausbauen und ein Handynetz für die U-Bahn, so lauteten die Vorschläge der Experten.

Nach der Debatte im Hofbräuhaus über den richtigen Lebensstil, ging die Diskussionsreihe zur Münchner Klimaschutz-Leitlinie in die zweite Runde. Unter der Leitfrage: „Wie wollen wir uns in Zukunft durch die Stadt bewegen?“ diskutierten vier Experten mit den anwesenden Bürgern auf der Terrasse des Jüdischen Museums.

Heidrun Eberle von der Nachbarschaftsbörse Ackermannbogen e.V. warb für das Projekt „Wohnen ohne Auto“, wie es im Ackermannbogen vorbildlich praktiziert werde. Sie forderte auch eine gleichberechtigte Mobilität für Behinderte und unterstützte den Ausbau von sicheren Fuß- und Radwegen.

Mehr Platz für die nichtmotorisierte Mobilität mahnte auch Jörg Schindler (Ludwig-Bölkow-Systemtechnik, Autor von „Postfossile Mobilität“) an. Die Zahl der Radwege ist dem Verkehrsexperten deutlich zu gering, angesichts der Tatsache, dass der Radverkehr inzwischen bereits 14 Prozent des Verkehrsaufkommens ausmache.

Als großes Problem empfand Christine Weis-Hiller (Planungsreferat) die Überschneidungen von Radwegen mit Straßen und Fußgängerwegen. Das sei „gemeingefährlich“. Zudem forderte sie eine bessere „Durchgrünung“, sie will Verkehrsflächen reduzieren und mehr Platz für Radwege schaffen. Weis-Hiller begrüßte die Tatsache, dass bereits ein Viertel der Münchener ausschließlich den ÖPNV nutzten.

„Das U-Bahn System in München ist das Beste der Welt. Außerdem werden wir endlich in der U-Bahn ein Handynetz bekommen.“ pflichtete ihr Michael Haberland, Vorsitzender von Mobil in München e.V. bei. Haberland wehrte ich entschieden gegen eine strikte Regulierung des Autoverkehrs. Man solle die Leute selbst entscheiden lassen, wie sie am besten von A nach B kommen. Die Straße sei immer noch der wichtigste Verkehrsträger.

Und das wird sich nach Meinung der Statistiker auch nicht ändern. Prognosen zufolge soll bis 2020 der Güterverkehr auf den Straßen sogar um 30 Prozent zunehmen. „Perfekte Mobilität ist die Schnittstelle zwischen Auto, Bus, Bahn und Rad“, so Haberland. Als konkreten Lösungsvorschlag riet er den Münchnern, sich zu überlegen ein Hybrid-oder Elektroauto zu kaufen und abzuwägen, ob man eine bestimmte Strecke wirklich mit dem Auto fahren muss.

Empfehlenswert schien ihm auch die Auto-WG – eine Alternative zum eigenen KFZ: Car2Go, ein emissionsarmer Mietwagen, mit dem man für 19 Cent pro Minute gemeinsam durch die Stadt oder ins Grüne fahren kann, wird derzeit bereits Austin/Texas in Ulm umgesetzt.

Auch visionäre Vorschläge wurden kontrovers diskutiert. Schindler würde gerne die Gesundheitspolitik mit der Verkehrspolitik kombinieren. Er brachte den Vorschlag, dass Bürger ohne Auto weniger in die Krankenkasse einzahlen müssten. „Mindestens eine Stunde sollte man zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren, ob in die Arbeit oder zum Einkaufen, dann kann man sich das Fitnessstudio sparen“, so Schindler.

Ein praktischer Ratschlag kam von Weis-Hiller: Man solle bereits bei der Wohnungssuche die Nähe zur Arbeit einkalkulieren.

Die Kommentare der Chat-Teilnehmer dokumentieren wir Ihnen in Kürze auch auf dieser Seite.

Am 10. August findet die nächste Veranstaltung im Rahmen der Leitlinien-Debatte statt. Um 20 Uhr diskutieren Experten im Biergarten der Muffathalle über Urban Gardening und zukunftsfähige Landnutzung in der Metropole.

Text: Lorena Aschenbrenner
Foto: Paul Fleischer (www.jugendfotos.de)

Hier viel Zeit hat, kann sich hier die ungekürzten Videos ansehen:



2 Kommentare zu “Appelle an den Lebensstil”

  1. Immer noch so: Es kommt jeweils nur „Dieses Video ist privat.“ auf die YouTube-Bildschirme, wenn ich die sechs Filme anschauen möchte. => Nach dem Osterwochenende schaue ich hier noch einmal vorbei, . . .

Kommentieren