Abbau von Wachstumszwängen

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Die Menschheit „verbraucht“ derzeit die Ressourcen von zweieinhalb Globen, dabei sagen selbst Wirtschaftsfachleute, es ist höchste Zeit Alternativen zum Wirtschaftswachstum zu suchen. Irmi Seidl  von der „Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL“ hat Antworten, wie vorhandene Wachstumszwänge abgebaut werden können. Diese gibt sie am 14. Mai im Rahmen der Veranstaltung „Abbau von Wachstumszwängen“ der Umwelt-Akademie.

Wohlfahrtsorientierung statt Wachstum des Bruttoinlandprodukts, Minus-Wachstum, Null-Wachstum, Grünes Wachstum, Nachhaltiges Wachstum, Postfossiles Wachstum: so lauten Schlagworte rund um das Thema „Wirtschaftswachstum der Zukunft“. Genau genommen haben wir in Deutschland im langfristigen Durchschnitt schon keines mehr. Aber Länder der sog. Dritten Welt werden noch viel Wachstum ihrer Volkswirtschaften brauchen, wollen sie Elend und Unterversorgung beenden.

Wirtschaftswachstum – gemessen im Zuwachs jährlich erzeugter Güter und Dienstleistungen, dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) – ist in Deutschland, in Europa, in den westlichen Industrienationen ein Dogma. Ohne Wachstum des BIP keine Gewinne der Unternehmen, keine Arbeitsplätze, kein „Mehr“ an Steuereinnahmen, keine Stabilisierung der Rentensysteme, wird uns gepredigt. Der Bundestag hat in der letzten Legislaturperiode vergebens diskutiert, ob ein zweites Messinstrument neben dem BIP installiert werden solle – nicht Wohlstand, sondern Wohlfahrt wäre das richtige: Wohlfahrt beinhaltet nicht nur Geld, sondern auch eine geringe Kriminalitätsrate, gesunde Umwelt, hohes Bildungsniveau auf allen Ebenen, stabile Gesundheitssysteme, echte politische Teilhabe. Erwiesen ist: Mit steigendem BIP wird die Mehrheit der Deutschen nicht glücklicher.

Wirtschaftswachstum bedeutet – zumindest ungebrochen bis zum heutigen Tag – mehr Ressourcenverbrauch, mehr fossile Energie, mehr Belastung von Umwelt und Atmosphäre als Deponie weltweiter CO2-Emissionen. Die Menschheit „verbraucht“ derzeit die Ressourcen von zweieinhalb Globen; wir haben aber nur einen Globus. Wir in den hochentwickelten westlichen Industriestaaten bestimmen den Lebensstil, den Milliarden von Menschen nachzuahmen versuchen – verbrauchen wir Menschen demnächst die Ressourcen von vier Globen??

Dass die Menschheit einen anderen Entwicklungspfad begehen muss, dämmert jedem von uns; wer sollte voranschreiten, wenn nicht diejenigen, denen es an nichts mangelt?! Wir sind gefragt. Es geht nicht nur um die Hinterfragung eines Fetisches; es geht konkret um die Frage, wie heute faktisch vorhandene Wachstumszwänge abgebaut werden können.

Veranstaltungsreihe: Werteorientierte Marktwirtschaft

Mittwoch, 14. Mai 2014
19:00 Uhr
GLS-Bank, Bruderstr. 5a, 80538 München-Lehel (U-Bahn Odeonsplatz)
in Kooperation mit Forum Ökosoziale Marktwirtschaft (FÖS)

Referentin: PD Dr. Irmi Seidl, Eidgenössische Forschungsanstalt WSL, Leiterin Forschungseinheit Ökologische Ökonomie

Bildquelle: Lyzadanger, flickr unter cc-by-sa 2.0

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