München für Radler zu gefährlich?

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In den letzten vier Wochen wurden in München mehr als 3.000 Radfahrer von der Polizei angehalten. Trotz der „Radlhauptstadt“-Kampagne der Stadt verbessert sich die Sicherheitslage nicht. „So kann das nicht weiter gehen!“, findet Stadtrat Richard Quaas und fordert das Eingreifen Christian Udes.

Seit Juni weiß es eigentlich jeder: In München stimmt was nicht mit der Radlern. Alle Zeitungen vermeldeten damals, dass ein waghalsiger Fahrradfahrer vom Wagen des SPD-Bundespräsidentenkandidats Joachim Gauck erfasst wurde. Die Diskussion um die Radlrambos wird seitdem von neuen Zahlen befeuert: 285 schwerverletzte Radler – zwanzig Prozent mehr als im Vorjahr – bei 2404 Unfällen gab es 2009 im Münchnerstraßenverkehr.

Dem Münchner CSU-Stadtrat Richard Quaas reicht es nun:

„Während die Zahl der bei Verkehrsunfällen getöteten und verletzten Personen generell zurückgeht, steigt sie bei Unfällen, an den Fahrradfahrer beteiligt sind, kontinuierlich an, auch und gerade in München. Hier steht auch die Stadt in der Verantwortung!“

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CSU-Stadtrat Richard Quaas

Quaas stellte letzte Woche in einem Brief an Oberbürgermeister Christian Ude fest, diese Entwicklung sei der „Ausdruck des Versagens Vieler, in vielerlei Hinsicht.“ Damit bezog sich Quaas auch auf die „Radlhauptstadt“-Kampagne der Stadt, die im April 2010 begann: Unter anderem sollen zahlreichen Aktionen – wie die Radlnight, das Casting „München sucht den Radlstar“, öffentliche Radlerzählstellen oder der „Sicherheitsjoker“ – aus München die fahrradfreundlichste Stadt der Bundesrepublik machen.

Doch die Kampagne, die auf zwei Jahre angelegt ist und deren Kosten auf etwa 2.000.000 Euro veranschlagt sind, wird seit Beginn scharf kritisiert. Im Zentrum der Kritik steht der „Sicherheitsjoker“, das Clown-Maskottchen der „Radlhauptstadt“. Der Sicherheitsjoker macht Fahrradler auf den kostenlosen Sicherheitscheck aufmerksam und soll, laut Pressemitteilung der Kampage, „spielerisch helfen, gegenseitige Vorurteile (der Verkehrsteilnehmer) abzubauen“ und „auffordert, einmal die Perspektive zu wechseln, um Verständnis für die Sichtweise der Anderen zu schaffen.“  Kurz gefasst: „Er belehrt nicht und rügt nicht, sondern bestätigt und unterstützt das Positive, das im Straßenraum oft zu kurz kommt.“

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Radljoker und Bürgermeister Hep Monatzeder

30.000 Euro haben Kostüme sowie die Gagen für die fünf Schauspieler und den Regisseur, der die Aktion einstudiert hat, die Stadt gekostet. Selbst der Grüne Nikolaus Hoenning, dessen Partei der „Radlhauptstadt“-Kampagne positiv gegenüber steht, kritisierte die Aktion gegenüber der tz: „Statt das Geld in eine sündhaft teure Marketing-Aktion zu stecken, sollte man dafür sorgen, dass der Radler öfter Vorfahrt hat in der Stadt.“ Josef Schmid, Kopf der Rathaus-CSU, geht im Gespräch mit der AZ noch weiter: „Damit schadet sich München.“

Doch nicht nur die Kosten der auf zwei Jahre angelegten Kampagne stehen in der Kritik. Richard Quaas‘ Brief an den OB aus der letzten Woche fordert neue Ziele: „Kann bei den aktuellen Radlkampagnen der Stadt der absolute Schwerpunkt der Öffentlichkeitsarbeit auf den Sicherheitsaspekt umgestellt werden?“, fragt der CSU-Stadtrat. Vom eingeschlagenen Weg der Radlkampagne hält Quaas nichts: „So kann das nicht weiter gehen!“, sagt er.

Fotos: richardquaas.de, radlhauptstadt.muenchen.de // Text: Hannes Kerber

2 Kommentare zu “München für Radler zu gefährlich?”

  1. Verkehrsteilnehmer sagt:

    Ist ja alles schön und gut mit den Kontrollen für Radler (wobei nach meiner Ansicht gerade eine Sau durchs Dorf getrieben wird und die heißt „Böser Radfahrer“). Aber in diesen vier Kontrollwochen

    – standen auf meinem Fuß- oder Radweg 31 illegal abgestellte Autos,
    – mir wurde 19 mal die Vorfahrt genommen (wenn ich nicht gebremst hätte, wäre es z.T. wieder ein Verkehrstoter mehr gewesen),
    – habe ich unzählige PKWs mit überhöhter Geschwindigkeit und einige überfahrende rote Ampeln wahrgenommen.

    Wann kontrolliert denn hier mal die Polizei intensiver? Denn durch Autos werden sicherlich mehr Körperverletzungen und höhere Sachschäden verursacht als durch den Fahrradverkehr!
    Noch zur Klarstellung: Auch ich fahre (gerne) Auto – wenn es nötig ist!

  2. Radl-Pendler sagt:

    München schadets nicht, es adelt sich:
    http://www.copenhagencyclechic.com

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