Foto: Jonas Kako/www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc)
Was am Ende bei der Weltklimakonferenz rauskommt ist noch immer absolut offen. Doch die Entwicklungsländer haben diesmal geschickt einen großen Druck auf die Industriestaaten aufgebaut. Unsere zehnte und letzte Folge des Kopenhagen ABC erklärt unter anderem das Kyoto-Dilemma der USA.
In zehn Folgen beantworten wir in Kooperation mit “Wir Klimaretter” die wichtigsten Fragen zur UNO-Klimakonferenz in Kopenhagen. Bei der Beantwortung haben wir auch an Lehrer gedacht, die unser Material hoffentlich für ihren Unterricht gebrauchen können.
Was kommt denn nun raus bei Kopenhagen?
„Die Struktur des Vertrages steht jetzt im Wesentlichen.“ Mit dieser Einschätzung hat Yvo de Boer, der Chef des UN-Klimasekretariates, im Oktober die Vorbereitungskonferenz in Bangkok beendet. „Jetzt gilt es, nach Hause zu fahren, sich mit den jeweiligen Regierungen zu beraten und in die Lehrbücher zu schauen.“
Das Gerüst für eine mögliche Kyoto-Nachfolgeregelung also ist gezimmert, doch die entscheidenden Details fehlen im Vertragstext: Jene Minderungsziele, zu denen sich die einzelnen Staaten, egal ob Industrie- oder Schwellenland verpflichten wollen. Zu einer letzten Vorkonferenz trafen sich die Klimadiplomaten Anfang November in Barcelona, doch bislang liegen kaum verbindliche Zusagen auf dem Tisch.
Und selbst wenn sich die Industriestaaten zu akzeptablen Reduktionsverpflichtungen durchringen, könnte Kopenhagen am Kyoto-Protokoll scheitern – an einer Frage, die wie eine Formalie wirkt: „Wir werden in Kopenhagen kein Abkommen akzeptieren, das nicht auf dem Kyoto-Protokoll fußt“, betonte in Bangkok der indische Chefunterhändler Shyam Saran. Für die Entwicklungsländer (die Gruppe G 77) sagte der Sudanese Lumumba D’Aping: „Wir haben 15 Jahre verhandelt, um das Kyoto-Protokoll zu installieren. Es gibt überhaupt keinen Grund, es in Kopenhagen wegzuwerfen.“
Das sehen die USA anders: Präsident Bill Clinton hatte seinerzeit in Kyoto zwar unterschrieben, zuhause hinterher aber nicht die nötigen Mehrheiten zur Ratifizierung zusammenbekommen. Im Kyoto-Protokoll hatte Clinton die USA verpflichtet, ihre Emissionen bis 2012 um sieben Prozent gegenüber 1990 zu senken – doch derzeit liegt der Ausstoß 15 Prozent darüber. Die USA fürchten nun, dass sie mit der Unterschrift unter eine Art Kyoto-II-Vertrag die frühere Verpflichtung wieder akzeptieren – und damit noch viel mehr Treibhausgase reduzieren müssen, als sie für die jetzigen Verhandlungen zuzusagen bereit sind. Genau einen solchen Automatismus sieht übrigens das alte Kyoto-Protokoll ausdrücklich vor.
Michael Zammit Cutajar, Verhandlungsleiter der Weltklimadiplomatie, erklärt den Konflikt so: „Die G77 wollen ein neues Kyoto-Protokoll, die EU einen Vertrag wie das Kyoto-Protokoll, die USA einen ganz anderen Vertrag als das Kyoto-Protokoll.“ Das klingt nicht sehr dramatisch, ist aber eine Bombe: Sowohl die G77 als auch die USA drohten in Bangkok damit, sie würden Kopenhagen scheitern lassen, wenn nicht ihr Weg beschritten werde.
Es klingt paradox, aber Kopenhagen könnte also an Kyoto scheitern.
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