Die Erde im Jahre 3022

Es war der 9.5.3022. Ein Montagnachmittag. Elisabeth Sephard, müde von ihrem eintönigen Arbeitsalltag, wurde von ihrem Roboter Judy nach Hause chauffiert.

Ein Beitrag von der Schülerin Marie im Rahmen des Schreibwettbewerbs zum 4. Münchner Klimaherbst.

Vorbei an den vielen anderen Menschen, die in ihren mausgrauen Anzügen mit leeren und müden Blicken durch Elisabeth hindurchschauten und sich ebenfalls von ihren persönlichen Robotern nach Hause fahren ließen. Berlin, London, München, Paris, in jeder Stadt das Gleiche. In den Straßen stank es grauenhaft. Graue Häuserfassaden mit großen MülIbergen vor den Türen waren die Ursache. Das Grau der Häuser setzte sich bis zum Himmel fort. Alles war grau.

Nur schnell nach Hause, dort wurde für Elisabeth das Verwöhnprogramm von Roboter Judy durchgeführt. Zu Essen und Trinken bekam sie ans Sofa serviert und in der anschließenden Entspannungsphase nickte Elisabeth ein. Sie hatte einen seltsamen Traum aus dem Jahre 2010, also aus der Vergangenheit.

Um Elisabeth herum wird es plötzlich kalt. Sie schlägt blitzschnell die Augen auf und sie befindet sich in einer weißen und kalt-feuchten Masse wieder. Links und rechts fahren lauter bunt angezogene, lachende Menschen auf zwei langen Brettern, je eines unter jedem Fuß, die Berge hinunter. Die Luft riecht so gut: „Wie schön das Leben doch sein kann“, murmelt Elisabeth. Gleich hinter ihr sieht sie eine Hütte, die so viel Gemütlichkeit ausstrahlt, dass sie sogleich hineingeht. Sie entdeckt ein echtes, wärmendes Feuer in einem Ofen und lässt sich auf der Bank daneben nieder. Kurze Zeit später nickt sie ein und träumt diesmal von einer grünen Wiese, mit bunten Schmetterlingen und duftenden Blumen. Kuhglocken ertönen und sie beobachtet, wie weiter unterhalb von ihr ein paar Kühe friedlich auf der Weide grasen. Wie schön, denkt sie und etwas kitzelt sie im Gesicht, so dass sie laut lachend und voller GIück aufwacht.

Selbst Elisabeths Mitbewohnerin stand gleich darauf in der Tür und fiel in das Lachen ein. Bald lachte jeder um sie herum. Viele Roboter funktionierten auf einmal nicht mehr. Sie waren wohl nicht auf diese Art von Geräuschen oder Gemütszuständen programmiert worden.

Elisabeth musste allen möglichen Menschen immer wieder ihren Traum erzählen und das Lachen wurde immer mehr. Fröhliche Menschen fast überall. Man begann sich miteinander zu unterhalten. Elisabeths Traum war bald in aller Munde und wunderbare Ideen wurden entwickelt, wie man aus der grauen Roboterwelt der Welt aus Elisabeths Traum näher kommen könnte.

Manche noch funktionierenden Roboter wurden eingesetzt, um allen Müll aus den grauen Städten zu recyceln, große Flächen mit Erde aufzufüllen und Grassamen einzusäen. Häuser farbig anzumalen. Bunte Kleiderstoffe zu drucken.

Bald gab es keine persönlichen Roboter mehr. Wozu auch?

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Foto: (c) Florian Pick (wonders and sign, grafikdesign münchen)

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