Die giftigen Erdbeeren

„Nein, das machen wir nicht, Holger!“, protestierte Maria.

Ein Beitrag von Annalena im Rahmen des Schreibwettbewerbs zum 4. Münchner Klimaherbst.

Weiterlesen »

„Nein, das machen wir nicht, Holger!“, protestierte Maria. „Doch, es ist nicht so schlimm, wenn wir ein bisschen Lektrum dazu tun, unsere Ernte war letztes Jahr schon so schlecht. Das können wir uns nicht noch einmal leisten.“ Holger und Maria waren ein Bauernehepaar und wollten wegen ihrer schlechten Ernte im Jahr zuvor zu dem Wasser, mit dem sie ihre Erdbeeren gossen, das Mittel Lektrum mischen, denn dann würden ihre Pflanzen besser wachsen und mehr Ernte einbringen. Der Nachteil daran war, dass Menschen das nicht gut vertragen würden. „Das geht nicht, Holger, du weißt doch, dass das gesundheitsschädlich ist.“ – „Doch, doch, ich mache ja nicht zu viel rein“, wollte Holger seine Frau überzeugen. „Na gut, ich lasse mich darauf ein, aber auf deine Verantwortung“, sagte die Bäuerin misstrauisch. Gesagt, getan, schon am nächsten Tag machte sich der Mann an die Arbeit. Morgens, bevor alle seine Mitarbeiter da waren, goss er heimlich das giftige Pflanzenmittel über die Erdbeeren. Vier Wochen später waren die Erdbeeren schon süß und reif, die Bauern machten so gute Ernte wie noch nie. Kurz danach kamen die Erdbeeren auch schon auf den Markt und verkauften sich super, denn es waren die ersten richtig leckeren Erdbeeren der Saison. Zuerst passierte nichts, aber dann kamen die Leute reihenweise ins Krankenhaus, nachdem sie von den Erdbeeren gegessen hatten. „Ich hab’s doch gewusst, dass das nicht gut geht!“, sagte Maria wütend zu ihrem Mann. „Na, hoffentlich kriegt niemand heraus, dass es von unseren Erdbeeren kommt“, fürchtete Holger. Das Thema war auch auf der Titelseite der Zeitung und in jeder Nachrichtensendungim Fernsehen wie auch im Radio. Die Zeichen dieser Krankheit waren wie bei Malaria: Schüttelfrost, schlimmer Durchfall und hohes Fieber. Am nächsten Tag stand in der Zeitung mit der dick gedruckten Überschrift:

„UMWELTSKANDAL! In der Nähe von Sondernau wurden tote Tiere gefunden. Sie wurden untersucht, doch es wurde nichts gefunden. Wissenschaftler vermuten, dass sie vergiftet wurden.“

Die zwei Bauern wohnten in Sondernau und konnten jetzt nur noch hoffen, dass die Polizisten nicht auf die Idee kämen, bei ihnen nach giftigen Pflanzen zu suchen. Doch noch am selben Tag kamen drei Polizisten und suchten nach irgendeiner Art von Gift. Als sie an den Erdbeeren vorbeikamen, sagte einer der Polizisten: „Wir nehmen eine Erdbeere mit, denn als ich diese Erdbeeren gekauft und gegessen habe, bekam ich Bauchweh und Durchfall. Die restlichen warf ich weg.“ Dann verabschiedeten sich die Polizisten und gingen. Am Abend machte die Frau ihrem Mann Vorwürfe: „Holger, wieso hast du es einfach zugelassen, dass sie eine Erdbeere mitgenommen haben?“ Holger schwieg. Natürlich fand man im Labor heraus, dass die Erdbeere giftig war. Nun kamen die beiden vor Gericht und wurden zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Damit war der Umweltskandal geklärt.

flyer

Flyer: (c) Florian Pick (wonders and sign, grafikdesign münchen)

1 Kommentar zu “Die giftigen Erdbeeren”

  1. Alina sagt:

    Ich finde Annalena hat eine tolle und einfallsreiche Geschichte geschrieben!
    Hoffentlich schreibst du noch ein paar andere Geschichten!

Kommentieren