Hanf – nachhaltig, aber unterschätzt

Mit einem generell steigenden Interesse an Nachhaltigkeit in Deutschland, das sich vor allem auf Lebensmittel konzentriert, muss man auch mal einen Blick auf den Underdog werfen:  die Hanfpflanze. Leider hat sie keinen Ruf, denn das zu ihrer Familie gehörende Cannabis, das beim Rauschen zu einem High führt, wird als Droge geführt und ist hierzulande illegal, genauso wie ihre Hanfsamen und alle ihre medizinisch nutzbaren Ableger. Ein unschöner Nebeneffekt ist, dass die Hanfpflanze in ihrer ökologischen Wertigkeit nur eine Randerscheinung ist. Dabei hat sie vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, die nicht zu unterschätzen sind.

Hanf gehört zur Cannabis Sativa Familie, die kein THC enthält. Anders als das Cannabis, was man kennt, ist es daher nicht berauschend; sie hat keinen medizinischen Zweck. Allerdings kann sie in vielen anderen Dingen wunderbar eingesetzt werden. Ihre Fasern gelten nämlich als mit unter sehr stark. Der hohe Zelluloseanteil ist dafür verantwortlich. Genutzt wird diese natürliche Stärke der Pflanze vor allem im Hanfbeton, einer wahrscheinlich sehr guten Baulösung für die kommenden Jahrzente auf unserer Welt.

 

Aus diesen Fasern kann man Hanfbeton herstellen. Die Herstellung läuft, indem die Schäben der Pflanze mit Kalk und Wasser gemischt werden. Dadurch entsteht eine Masse, die in Wände, Fundamente und Mauersteine gegossen werden kann, um zu isolieren; und das zu nur einem Bruchteil der Masse, dem Gewicht und der Kosten von “echtem” Beton. Es ist außerdem mehr als sechs Mal stärker und ist elastischer. Mit der Zeit versteinert das Material und wird immer härter, ohne an Flexibiltät zu verlieren.

 

Mit Hanfbeton könnte man vor allem in der zweiten und dritten Welt den immer enger werdenden Wohnraum bekämpfen. Denn auch in Punkto Nachhaltigkeit weiß sich das Material zu behaupten. Die Hanfpflanze als natürliche Ressource ist erneuerbar und schnell wachsend. Ihre Kultivation laugt nicht den Boden aus. Darüber hinaus absorbiert die Hanfpflanze Kohlendioxid ein. Ein mit Hanfbeton gebautes Haus kann damit eine außerordentlich große menge an Kohlendioxid aus der Atmosphäre binden und einschließen.

 

Hanf wird jetzt schon in der Industrie zum Hausbau verwendet, hat aber noch keine Chance gehabt, sich gegen andere und konventionellere Materialien durchzusetzen. Das liegt vor allem daran, dass in einigen Ländern auch die nicht-psychoaktive Hanfpflanze dem Cannabisverbot unterliegt. Industriehanf anzubauen kann illegal sein, und der Import von Hanf aus anderen Staaten teuer. Das macht die Kosten für die Verwendung so hoch, dass es sich nicht mehr lohnt, über die Nutzung nachzudenken.

 

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