Hohoho vom Mond

Im Jahr 2759 hat der Mensch das Energieproblem gelöst: Man hatte Sonnenkollektoren auf dem Mond errichtet und der dort gewonnene Strom wurde mithilfe riesiger Akkus gespeichert und mit automatisierten Raketenlieferungen täglich zur Erde gebracht.

Ein Beitrag von Felix im Rahmen des Schreibwettbewerbs zum 4. Münchner Klimaherbst.

Im Jahr 2759 hat der Mensch das Energieproblem gelöst: Man hatte Sonnenkollektoren auf dem Mond errichtet und der dort gewonnene Strom wurde mithilfe riesiger Akkus gespeichert und mit automatisierten Raketenlieferungen täglich zur Erde gebracht. Die ganze Anlage wurde von Robotern gesteuert. Der einzige Nachteil: Ein Mensch musste dort alleine jeweils ein Jahr lang aufpassen, dass nichts passiert. Für diese Aufgabe fand sich kein Freiwilliger. Hier sehen wir das Tagebuch von Tom Glanz, der als erster Mensch gezwungen wurde, auf dem Mond zu leben.

5. April 2760

Jetzt bin ich hier oben, obwohl ich das nie wollte – und das Ganze nur, weil ich Schulden habe und diese so abarbeiten kann. Sofort kam ein Roboter und wies mir meine Aufgaben zu. Sie sind nicht schwer, ich muss nur jeden Tag einmal schauen, wie viel Strom erzeugt wird, damit es nicht zuviel oder zuwenig Strom ist. Außerdem muss ich jeden Morgen und Abend einen Kontrollgang machen und nachsehen, ob alle Maschinen in Ordnung sind. Mann, ist das öde!

6. April 2760

Habe meine Kontrollgänge gemacht. Alles war okay.

7. April 2760

Auch heute war bei den Kontrollgängen alles in Ordnung.

8. April 2760

Heute ist auch nichts Besonderes passiert.

9. April 2760

Alles ist okay.

1. Mai 2760

Es ist hier oben immer noch sehr langweilig. Zwar kann man Fernsehen, aber inzwischen kenne ich das Programm auswendig, das wird jetzt auch öde. Und auch gegen einen Roboter Schach zu spielen macht nicht so viel Spaß wie mit einem Menschen. Man kann mit niemandem richtig reden. Das Hauptproblem ist, dass man sich extrem einsam fühlt. Allerdings ist hier das Essen delikat: Heute gab es z. B. Rinderfilet.

12. Juni 2760

Am Anfang kommt einem die Einsamkeit sehr schlimm vor, aber langsam gewöhne ich mich daran. Mein Zimmer ist klein, dort passt nur ein Bett und ein Schreibtisch rein. Dafür gibt es aber einen Sportraum, in dem man Krafttraining machen kann, das ist besser als nichts. Ich höre jetzt mit dem Tagebuchschreiben auf, denn es lohnt sich nicht. Ein Tag ist wie der andere. Es passiert nichts und ich kann ja immer nur dasselbe erzählen.

11. November 2760

Ich weiß, dass ich nicht mehr schreiben wollte, aber heute ist etwas Besonderes passiert: Ich habe eine Pyramide am Fenster vorbeischweben sehen! Ich saß gerade beim Essen und da ist es passiert. Natürlich weiß ich auch, wie verrückt sich das anhört, aber ich bin mir sicher, dass es so war. Aber wie kann das sein? Waren die Ägypter schon auf dem Mond?

5. Dezember 2760

Ich glaube, ich werde langsam verrückt, denn ich sehe die ganze Zeit seltsame Sachen: Heute ist der Weihnachtsmann auf seinem Schlitten vorbeigefahren! Er hat mir zugewunken. Gestern sah ich Störche, die kleine Babys transportierten! Ich weiß langsam nicht mehr, was ich glauben soll. Eigentlich ist das alles gar nicht möglich, aber irgendwie ist es auch lustig. Endlich passiert mal was. Was werde ich morgen sehen?

15. Dezember 2760

Es ist Wahnsinn, inzwischen ist es hier richtig voll geworden: Sie sind jetzt alle hier bei mir, der Weihnachtsmann mit den Rentieren, die Störche, die Pyramiden und was noch alles so aufgetaucht ist. Jetzt ist es auf der Station endlich nicht mehr so langweilig. Und das Beste: Ich kann mit ihnen reden!

20. Dezember 2760

Bald ist Weihnachten. Der Weihnachtsmann und ich freuen uns schon aufs Geschenkeaustragen. Ich darf sein Gehilfe sein! Das ist viel lustiger als die blöden langweiligen Kontrollgänge.

Mit diesem Eintrag endet das Tagebuch von Tom Glanz. Als am 5. April 2761 der nächste „Freiwillige“ auf den Mond kam, um Tom Glanz abzulösen, kam dieser auf ihn zu und rief freudig „Hohoho!“. Offensichtlich hatte er schon seit Wochen keinen Kontrollgang mehr gemacht und hielt sich für den Weihnachtsmann, der auf dem Mond Erholungsurlaub machte. Aufgrund dieser unerfreulichen Entwicklung musste man das Konzept neu überdenken. Man überließ die Roboter sich selbst und schickte nur noch einmal im Monat ein vierköpfiges Team auf den Mond, um alles zu überprüfen. Seitdem wurden im Weltraum keine Störche mehr gesehen.

flyer

Flyer: (c) Florian Pick (wonders and sign, grafikdesign münchen)

2 Kommentare zu “Hohoho vom Mond”

  1. Marco Eisenack sagt:

    @Myriam: Schön, dass du dabei bist: Bis zu unserem anstehenden Relaunch findest du unser RSS-Feed ganz, ganz unten – unter dem Coypright-Hinweis. Links kannst du die Artikel und rechts die Kommentare abonnieren.
    Schöne Weihnachten!

  2. Jesko sagt:

    Das Gefaellt mir Button Plugin waere nuetzlich. Oder habe ich es uebersehen?

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