Kopenhagen ABC – Was passiert, wenn Kopenhagen scheitert?


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Wer pustet wie viel? Der Handel mit Verschmutzungsrechten gilt als wichtiges Mittel zur Reduzierung des CO2. Foto: Malin Carlsson/www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc-nd)

Heute über Verschmutzungsrechte der Erdatmosphäre, knapper werdende Müllplätze und die Gefahr eines Börsencrashes, wenn es auf der Klimakonferenz zu keiner substantiellen Einigung kommt.

In zehn Folgen beantworten wir in Kooperation mit “Wir Klimaretter” die wichtigsten Fragen zur UNO-Klimakonferenz in Kopenhagen. Bei der Beantwortung haben wir auch an Lehrer gedacht, die unser Material hoffentlich für ihren Unterricht gebrauchen können.

9. Frage: Was passiert, wenn Kopenhagen scheitert?

Längst hat sich erwiesen, dass der Vertrag von Kyoto die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen konnte. Statt zu sinken, sind die Emissionen an Treibhausgasen um etwa ein Drittel gestiegen. Deutschland hat seine Verpflichtung (minus 21 Prozent) zwar erfüllt, vor allem wegen des Zusammenbruchs der ostdeutschen Industrie nach der Wiedervereinigung, aber auch wegen des rasanten Ausbaus der Erneuerbaren Energien. Viele andere Staaten aber haben krachend versagt: Österreich etwa hätte seine Emissionen um 13 Prozent senken sollen, liegt derzeit aber bei plus 13 Prozent; Spanien wären nach Kyoto sieben Prozent mehr Emissionen erlaubt gewesen, tatsächlich aber beträgt der Zuwachs mehr als 47 Prozent.

Trotzdem hat das Kyoto-Protokoll einige sinnvolle Instrumente für den Klimaschutz geschaffen – die aber könnten zusammenbrechen, wenn es kein Nachfolgeabkommen gibt. Der Clean Development Mechanism (CDM) hat, bei aller Kritik von Umweltschützern, doch eine Reihe von Projekten zur sauberen Energieversorgung in den Staaten des Südens angeschoben.

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Das wichtigste Instrument aber ist sicherlich der Emissionshandel, wie er 2005 in der EU startete. Sein Grundprinzip: Wenn ein Unternehmen Kohlendioxid ausstoßen und damit in der Atmosphäre ablagern will, muss es das Recht dazu besitzen. Diese Emissionsrechte werden vom Staat in Form von Zertifikaten ausgegeben, teilweise werden sie verschenkt, teilweise müssen sie gekauft werden – jede Tonne Kohlendioxid bekommt so seinen Preis. In Gedanken wurde die Erdatmosphäre in kleine Müllhalde-Stückchen aufgeteilt, und man braucht ein Zertifikat, damit man auf jeweils einem Stückchen seinen Kohlendioxid-Müll abladen darf. Da diese Plätze immer knapper werden, steigt der Preis der Zertifikate: Kohlendioxid vermeiden rechnet sich also.

Zudem wird die Gesamtmenge der erlaubten Emissionen durch die Zahl der ausgegebenen Zertifikate gedeckelt (daher der englische Name „Cap and Trade System“, Deckelungs- und Handels-System). Und viele Jahre im Voraus wird festgelegt, dass die Gesamtmenge schrittweise sinkt – das soll der Industrie die schrittweise und berechenbare Umstellung auf klimaschonende Technologien ermöglichen. Das Problem: Kommt keine Nachfolgeregelung für Kyoto zustande, dann wird dieser gerade entstehende Markt zusammenbrechen – dieser marktwirtschaftliche Anreiz zu Emissionssenkungen ginge schlagartig wieder verloren. Die Welt wäre bei der Suche nach effektiven Klimaschutzinstrumenten zurückgeworfen auf den Stand von 1995.

Dabei wird die Zeit immer knapper: Wissenschaftler warnen davor, die Erderwärmung könnte bald einen Punkt erreicht werden, an dem sie nicht mehr zu stoppen ist. Haben beispielsweise erst einmal die Permafrostböden Sibiriens zu tauen begonnen, dann setzen sie Unmengen des Treibhausgases Methan frei, was den Klimawandel wie in einer Spirale unaufhaltsam weiter anheizen würde.

1 Kommentar zu “Kopenhagen ABC – Was passiert, wenn Kopenhagen scheitert?”

  1. tom sagt:

    Das europäische Emissionshandelsystem ist unabhängig vom Kyoto-Protokoll, es könnte bestehen bleiben.

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