München in der ersten Reihe

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Die Bürgermeister machen Druck: Gründung des Convenant of Mayors in Brüssel  im Februar dieses Jahres. Foto: Paul ODriscoll

Hep Monatzeder reist nach Kopenhagen. Münchens 3. Bürgermeister hofft auf eine Allianz 
der
 Stadtoberen über Landesgrenzen hinweg. Während er von den Nationalstaaten wenig Zufriedenstellendes erwartet, kündigt der Grüne eine weit gehende Selbstverpflichtung des Summit of the Mayors an.

Während sich die Staatschefs bereits zum 15. Mal zur Klimakonferenz treffen, dürfen in Kopenhagen erstmals auch die Bürgermeister auf höchster Ebene mitreden. „Die Städte haben endlich eine eigene Plattform“, erklärte Münchens 3. Bürgermeister Hep Monatzeder seine Teilnahme, als er vor seiner Abreise das „Paket für Kopenhagen“ in Empfang nahm. Er werde als Münchner Vertreter des Convenant of Mayors – dem europäischen Konvent der Bürgermeister – nach Dänemark reisen. Ob man als Bürgermeister in dieser Liga der Nationalstaaten überhaupt etwas ausrichten könne? „Ich will als kleines Rädchen dafür sorgen, dass etwas vorwärts geht“.

Vor seiner Abreise wurden ihm von Marco Eisenack, Vertreter des zivilgesellschaftlichen Bündnisses „Münchner Klimaherbst“, in einem „Paket für Kopenhagen“ mehr als 500 Klimabotschaften überreicht. Das Paket wurde im Rahmen des Klimaherbstes mit Postkarten, E-Mails und Tondokumenten gefüllt. Der Wunsch nach weniger Autoverkehr stand auf den Wunschzetteln der Bürger ganz weit oben. Aber auch grundsätzliche Bitten, um „mehr Mut“ bei der Durchsetzung der Klimaziele, sind in den Botschaften oft zu finden. Ausgewählte Audiodateien sind hier zu hören.

Der Münchner Politiker wird von Montag bis Mittwoch an Veranstaltungen des Climate Summit for Mayors teilnehmen und gerät schnell ins Schwärmen, wenn er von dem gut funktionierenden internationalen Netzwerk der Stadtpolitiker „über alle Staatsgrenzen hinweg“ berichtet. Vor Ort gehe es darum, sich mit den Städten zu vernetzen und die entstandene Dynamik weiter voran zu treiben, erklärt Monatzeder. Zwar wurden nur Megacities wie London und Los Angeles eingeladen eine aktive Rolle zu übernehmen, aber München sitze „durch die Unterstützung Londons zumindest räumlich in der ersten Reihe“, erklärte Monatzeder. Er selber erwarte mit Spannung die Veranstaltungen mit Arnold Schwarzenegger und dem New Yorker Bürgermeister Bloomberg. Für Wortmeldungen habe er sich „bestens präpariert – sprachlich wie fachlich“ – so Monatzeder.
Städte wollen voraus gehen

Beim Gedanken an die konkreten Ergebnisse der Staats- und Regierungschefs ist Monatzeder „weniger euphorisch“. Notfalls wollen die Städte allein voraus gehen. „Wir werden nicht auf die Staaten  warten. Wir werden konkrete Verpflichtungen erarbeiten.“ Monatzeder kündigte an, dass zum Abschluss der Bürgermeisterkonferenz eine Selbstverpflichtung übergeben werde, die mehr Kohlendioxidreduktionen festschreiben und den Ausbau der erneuerbaren Energien schneller voran treiben soll.  „Die Städte haben in ihrem informellen Gremium offensichtlich einen stärkeren Willen entwickelt, voran zu schreiten als die, die eigentlich dafür zuständig wären, nämlich die Staatslenker“, merkte Monatzeder an.

Wie und wo soll man beim Klimaschutz anfangen? Die in München und London durchgeführte Siemens-Studie zum Klimaschutz hat eine klare Antwort: Dämmung von Gebäuden bietet optimales Sparpotential. „Im Bereich Altbausanierung stehen der ökonomische Aufwand und der ökologische Ertrag im besten Verhältnis“, so Monatzeder. Auch im Bereich der Mobilität will München deutlich mehr tun. Nächstes Jahr will  die Stadt eine große Radfahr-Kampagne starten. „Noch immer werden in München 50 Prozent der Fahrten von zwei bis fünf Kilometern mit dem Auto gemacht“, sagte Monatzeder, das ließe sich ändern.

Gute Voraussetzungen hat München auch bei dem Vorhaben, die Erneuerbaren Energie auszubauen. München sei auch deshalb in dieser beneidenswerten Lage, weil es seine Stadtwerke nach wie vor zu hundert Prozent in städtischer Hand halte. Nur so habe man den „äußerst ehrgeizigen Beschluss“ fassen können, bis 2015 den Strombedarf aller Privathaushalte aus Erneuerbaren Energien decken zu können – und im Jahr 2025 den gesamte Strombedarf Münchens.

Mit der 100 Prozent Ökostrom-Offensive hat Monatzeder bei den Amtskollegen für Wirbel gesorgt.  Stets ernte er „neidische Blicke“, wenn er die Situation der städtischen Stromversorgung erläutere. Im Konvent der Bürgermeister, das erst im Frühjahr von 250 Stadtvertretern in Brüssel gegründet wurde, und dem heute mehr als 1000 europäische Städte angehören, werden regelmäßig Best Practice-Beispiele diskutiert.

Und wenn der Münchner Bürgermeister er in Kopenhagen nicht gleich Gehör findet, fühlt sich Monatzeder Grüne als jemand „der als Grüner politisch sozialisiert wurde“, denkbar gut gewappnet. „Wir sind schon immer gewöhnt, dass Politik das Bohren dicker Bretter ist“.

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