München bewirbt sich vorerst nicht um die Olympischen Winterspiele 2022: Oberbürgermeister Christian Ude erteilte den Olympiabefürwortern eine Absage. Aus verschiedenen Gründen sei derzeit nicht der richtige Zeitpunkt, „über eine neuerliche Bewerbung zu entscheiden“. Nach der Niederlage in Durban hatte Stadtrat Josef Schmid (CSU) bereits im Juli den Antrag gestellt, die LH München solle sich sofort erneut um die Spiele bewerben.
Den Antrag alle Vorbereitungen für eine Bewerbung der Landeshauptstadt München um die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2022 unverzüglich in die Wege zu leiten beantwortete Ude im Wortlaut wie folgt:
„Zur derzeitigen Situation kann ich Ihnen Folgendes mitteilen: Gesellschafterversammlung und Aufsichtsrat der Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH waren sich in ihrer gemeinsamen Sitzung am 14. Juli 2011 einig darüber, dass die Frage einer erneuten Olympiabewerbung sorgfältig und ohne Zeitdruck untersucht werden soll. Einen gleich lautenden Beschluss hatte das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) bereits in seiner Sitzung am 13. Juli 2011 gefasst.
Darüber hinaus erklärte der DOSB: „dass das Bewerbungsrennen um die Olympischen Spiele 2020 und erste Erkenntnisse über die Kandidaten für die Winterspiele 2022 zu berücksichtigen sind. Bedeutsam für die erneute Anstrengung einer Olympiabewerbung wird auch sein, ob alle Kräfte aus Sport und Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammengeführt und mobilisiert werden könnten, um diese in jeder Hinsicht tatkräftig zu unterstützen. Der DOSB wird auf diesen Grundlagen ergebnisoffen prüfen, ob eine zukünftige Olympiabewerbung sinnvoll ist.“
Weiterhin erklärt der DOSB: „Die Entscheidung des IOC war ein klares Votum für Pyeongchang und Asien, aber nicht gegen München und Deutschland. Sie gründete vor allem auf der Absicht, den zweimal knapp gescheiterten asiatischen Bewerber aus geopolitischen Überlegungen nun zum Zug kommen zu lassen. Konzept und Präsentation unserer Bewerbung trafen im IOC und in der Welt des Sports auf erheblich mehr Zustimmung, als die Stimmenzahl signalisiert.
Das Präsidium freut sich darüber, dass es von vielen Seiten ermuntert wird, erneut eine deutsche Olympiabewerbung auf den Weg zu bringen. Wir sehen dies als klares Zeichen für die Zustimmung der Menschen in Deutschland zu Olympia.“ Ich habe darüber hinaus den DOSB gebeten, sich in absehbarer Zeit zu erklären, ob seitens seiner Mitgliedsverbände eine weitere Bewerbung um Winterspiele angestrebt wird. Sollte die Bundeswehr nach Durchführung ihrer Strukturreform das Gelände des Bundeswehrverwaltungszentrums an die Stadt veräußern, wäre es in Anbetracht der Münchner Wohnungssituation nicht vertretbar, das Grundstück auf längere Zeit für eine eventuelle Olympiabewerbung frei zu halten.“
Die Stabsstelle München 2018 hat auch die Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH um ihre Einschätzung gebeten.
Deren Antwort lautet wie folgt:
„Zum Antrag der CSU-Fraktion im Münchner Stadtrat ‚Nach dem Spiel ist vor den Spielen; München bewirbt sich für die Olympischen Winterspiele 2022’ vom 7. Juli 2011 nimmt die Geschäftsführung der Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH wie folgt Stellung:
„Die Gesellschafter der Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH (Deutscher Olympischer Sportbund, Landeshauptstadt München, Freistaat Bayern, Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen und Landkreis Berchtesgadener Land) haben sich in der Gesellschafterversammlung am 14. Juli 2011 einstimmig darauf verständigt, eine Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2022 ohne Zeitdruck zu prüfen.
Die Geschäftsführung geht davon aus, dass die Landeshauptstadt München als potenzielle Bewerberstadt hierzu in Kontakt mit dem Deutschen Olympischen Sportbund steht. Gleichzeitig beschloss die Gesellschafterversammlung am 14. Juli 2011 die Auflösung der Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH zum 1. September 2011. Damit geht die Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH in Liquidation, die mit der Löschung im Handelsregister voraussichtlich am 31. Oktober 2012 endet. Sollte der Entschluss für eine Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2022 gefasst werden, kann sich einer Gesellschaft zur Wahrnehmung der Aufgaben und Belange im Zusammenhang mit der Bewerbung bedient werden.
Hierzu könnte eine neue Gesellschaft gegründet oder ein Fortsetzungsbeschluss für die Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH sowie ein Beschluss zu deren Umbenennung von der Gesellschafterversammlung gefasst werden“.
Die Entscheidung, wo die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2020 stattfinden sollen, trifft das IOC bei seiner Session am 7. September 2013 in Buenos Aires, Argentinien. Die Bewerberstädte sind Baku, Doha, Istanbul, Rom, Madrid und Tokyo.Offizieller Anmeldungsschluss des IOC für eine Kandidatur 2022 ist ebenfalls im September 2013.
Ude bittet den Antragsteller aus der CSU am Ende des Schreibens um Geduld. Dabei klingt der OB nicht gerade so, als würde eine neuerliche Bewerbung maßgeblich vorantreiben wollen:
„Zweifelsohne haben München und das oberbayerische Umland stark von der Bewerbung profitiert. Ein ähnlicher Schub wäre auch bei einem zweiten Anlauf zu erwarten. In diesem Sinne sollten wir nun die weitere Entwicklung abwarten und unsere positive Einstellung bewahren. Ich bitte Sie, von den vorstehenden Ausführungen Kenntnis zu nehmen. Ich gehe davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.“
Foto: Alexander Mohr
Grüne München: Ein klares „Nein“ zu einer weiteren Olympiabewerbung Münchens!
dpa/sid: München will sich erneut um Olympia bewerben