Stadtverbesserer (12) René Götz

Flohmärkte sind wunderbar! Und besonders die Münchner Hofflohmärkte: auf Schatzsuche gehen und ganz nebenbei das eigene Viertel aus einer neuen Perspektive kennenlernen. Für die Hofflohmärkte in der Au & Untergiesing am kommenden Samstag haben sich über 140 Höfe angemeldet. Ein Rekord. René Götz ist der Veranstalter und unser Stadtverbesserer in dieser Woche.

5 MAL HOFFLOHMÄRKTE

1. Warum tust du das?
Zur Belebung der einzelnen Stadtteile und für eine bessere Nachbarschaft. Wir möchten den Münchnern wieder ihre Stadtteile ans Herz legen. Diese sind facettenreich und individuell und gefüllt mit ganz viel Leben. Angefangen von den kleinen feinen Läden, das gemütliche Tagescafé bis zur hochwertigen Stadtteilkultur – die Stadtteile sind für uns das wahre München. Zudem unterscheidet sich Haidhausen vom Westend oder das Gärtnerplatzviertel von Sendling im Detail. Und wenn bei den Hofflohmärkte alte Lieblingsstücke noch ein neues und gutes Zuhause finden sind alle glücklich.

2. Worum geht es bei deinem Projekt?
Bei den Hofflohmärkten in einem Stadtteil können Anwohner in ihrem eigenen Hof, Garten oder Garageneinfahrt verkaufen. Die perfekte Möglichkeit um den Keller oder Speicher grundlegend zu entrümpeln. Verkauft wird dann direkt im eigenen Hof (vorausgesetzt die Hausverwaltung stimmt zu) mit vielen netten Nachbarn. Und während sich der Geldbeutel so langsam füllt, feiern viele mit den Besuchern und Nachbarn noch ein wunderbares Hoffest. Teilweise verwandeln sich ganze Straßenzüge in kleine private Feiermeilen. Mit meiner kleinen Agentur und dem dazugehörigen Stadtmagazin kümmere ich mich um die Organisation, Termine, Stadtplan-Flyer und die Kommunikation. Mittlerweile gibt es unter Viertelvorstadt-Beflaggung Hofflohmärkte in Haidhausen (Anfang Mai), Neuhausen (Mitte Mai), Untergiesing / Au (02.07.), Hadern (09.07.), Sendling (10.09.) und das Schlachthofviertel (16.07.). Neu dieses Jahr auch im Westend (23.07. ::: reloaded) – 2012 ist Pasing, Ramersdorf und Nymphenburg in Planung. Alle Hintergründe und auch Termine anderer Veranstalter auf www.hofflohmaerkte.de

3. Wie lang war der Weg von der Idee bis zur Umsetzung?
Die Grundidee der Hofflohmärkte entstand im Jahr 2000 in der Schwabinger Seidlvilla. Im Jahr 2003 kamen die ersten Läden, Künstler und Anwohner auf mich zu, ob man ein ähnliches Projekt auch in ihrem Stadtteil realisieren kann. So verwirklichten wir zuerst Haidhausen und Untergiesing / Au … die anderen folgten über die Jahre. Bei den ersten Hofflohmärkten in Haidhausen waren nur 30 Höfe dabei – mittlerweile ist das Stadtteil-Event auf über 150 Höfe angewachsen und man erlebt das Quartier so wuselig wie sonst nie. Andere Viertel sausen in ähnliche Teilnehmer-Dimensionen und es wird von Jahr zu Jahr mehr. Die Au & Untergiesing stellt dieses Jahr auch einen Teilnehmer-Rekord von 140 Höfen auf und sogar im etwas ländlicheren Hadern (zweites Jahr) haben wir schon über 120 (!) Gärten. Das Projekt wächst von Jahr zu Jahr und ich versuche es immer wieder zu optimieren.

4. Woran könnte es scheitern?
Es sind unbekannte Größendimensionen, welche die Hofflohmärkte annehmen. Man muss immer neue Gegebenheiten beachten und die Anwohner auf einen ordnungsgemässen Ablauf hinweisen. So darf man eigentlich nicht auf den Gehwegen verkaufen – das ist öffentliche Fläche – aber es wird doch immer wieder gemacht. Die Stadt scheint das im Moment zu tolerieren, weil es ja ein einzigartiges Fest an einem Tag im Jahr ist. Grundsätzlich müssen aber Sicherheitsbestimmungen seitens der Anwohner stärker beachtet werden – besonders in den Kernpunkten im Viertel. Die Wörth- / Sedan- / Pariser Straße in Haidhausen war da zum Beispiel unglaublich überfüllt. Darauf müssen wir zukünftig stärker Rücksicht nehmen, damit nichts passiert – auch wenn die Anwohner komplett eigenverantwortlich handeln.

5. Warum sollte man mitmachen?
Es ist eine Aktion gegen die Anonymisierung der Gesellschaft und für ein stärkeres Miteinander. Der Flohmarktgedanke ist das Bindeglied. Mitmachen heisst „dabei sein“ und sich wieder verbunden mit dem Viertel, der Straße und der Hausgemeinschaft fühlen. Und die ein oder andere erworbene Rarität oder Nützlichkeit macht dann noch glücklicher.

5 mal München

1. Münchens in drei Worten:
besonders schön individuell

2. Wo ist in München für Dich die Welt immer in Ordnung?
Bei uns im Hof vor dem Büro. Charmantes Bauernhof-Ensemble zum „neue Ideen basteln“.

3. Wochenends: Dein Ausflugstipp im Münchner Umland?
Einfach Radl raus und in 15 Minuten an die Stadtgrenze – dann nur auf gut Glück durch Wald, über Wiese und ab ins Feld.

4. Wochentags: Deine drei wichtigsten Nahversorger?
´s Kas-Eck, Blumenstil und unser Wochenmarkt in Hadern.

5. Kultur-Tipp: Was sollte man sich in München zur Zeit anschauen?
Um das OpenAirKino auf der Seebühne im Westpark kommt man auch diesen Sommer nicht drumrum.

5 MAL DU

1. Was darf in Deinem Kühlschrank nicht fehlen?
Coke Zero

2. Welches Buch sollte jeder lesen?
Das Kinderkochbuch: „Kochen mit der Maus“

3. Welchen Internetlink empfiehlst Du?
Unser kleines Stadtmagazin im Netz: www.viertelvorstadt.de / www.hofflohmaerkte.de

4. Der beste Song zum Weltverbessern?
Angie Stone „Karma“

5. Beichte: Welcher Klimasünde verfällst Du gerne?
Mein MacBook Pro läuft leider rund um die Uhr.

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