BN und AAN kritisieren Zielsetzung der U5 nach Pasing
Derzeit wird einmal mehr der Bau der U5 als Alternative zum Bau des zweiten S-Bahntunnels diskutiert. Hervorgehoben wird dabei insbesondere die verbesserte Anbindung Pasings. Allerdings ist Pasing bereits durch Regionalzüge, S-Bahnen und die Tram 19 bestens an die Innenstadt angebunden. Aus Sicht des Bund Naturschutz (BN) in München und des Arbeitskreises Attraktiver Nahverkehr (AAN) würden mit diesem Bau jedoch die Prioritäten innerhalb des öffentlichen Nahverkehrs falsch gesetzt.
So würde eine parallel zur S-Bahn Stammstrecke verlängerte U5 nach Pasing im wesentlichen nur Gebiete mit Einfamilienhaus Bebauung erschließen. Damit profitieren nur sehr wenige Menschen von der noch dazu sehr teuren Maßnahme. Für die Verlängerung Laimer Platz bis Pasing Bahnhof werden die Kosten auf rund 270 Millionen Euro geschätzt. Das einzige Argument das noch für die U5 Verlängerung spricht, ist die Störanfälligkeit der S-Bahn. Doch auch hier ist die U5 aus Sicht von BN und AAN nicht der Schlüssel zur Lösung der Probleme von täglich tausenden Pendlern.
„Wir unterstützen jede sinnvolle Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs im Münchner Westen. Die parallele Verlängerung der U5 zur S-Bahnstammstrecke ist aber nicht sinnvoll: Diese U-Bahn erschließt keine dicht besiedelten Gebiete, wo sie wirklich sinnvoll wäre. Freistaat Bayern und die Bahn schaffen es nicht, den überfälligen Ausbau der S-Bahn Stammstrecke voranzubringen. Eine von außen schwer fassbare Allianz aus Landtagspolitikern und Pasinger Lokalpolitikern bringt deshalb jetzt wieder den U5-Ausbau als Schein-Ersatz ins Spiel. Anstatt vernünftige Lösungen für die S-Bahn zu suchen, würde damit für die Versäumnisse von Freistaat und Bahn der Stadt der Schwarze Peter zugeschoben“ so Dominik Lypp, Verkehrsreferent des BN in München.
Auch der vorgeschlagene Mischbetrieb U-Bahn/S-Bahn (d.h. Zweisystem-Züge der S-Bahn fahren ab Pasing auf den Gleisen der U5 in die Stadt) wäre nur ein Notbehelf. Aufgrund der Bahnsteiglänge in der U-Bahn könnten nur S-Bahnvollzüge (2 Einheiten) eingesetzt werden. Der Einsatz von Langzügen (3 Einheiten) ist nicht möglich. Damit ist die maximale Entlastungswirkung dieser Variante eng begrenzt.
Bahn und Freistaat könnten das Leid der Pendler hingegen sofort lösen, wenn auf stark frequentierten Linien mit Langzügen gefahren würde. Die jetzige, übliche Praxis mit Vollzügen zu fahren, macht nur die Ignoranz von Freistaat und DB gegenüber den Fahrgästen deutlich. BN und AAN lehnen daher den Mischbetrieb ab, da dieser nur bedeutet, dass ein für die Fahrgäste unakzeptabler Zustand (zu kurze Züge) auf Jahrzehnte festgeschrieben würde.
Eine U-Bahn für Pasing ersetzt keineswegs die dringend fälligen Investitionen in das gesamte S-Bahn System im Großraum München. Nur über eine vollwertige zweite Stammstrecke lässt sich die Störanfälligkeit der S-Bahn lösen. Seit Jahren weisen BN und AAN wegen der enormen Kosten eines S-Bahntieftunnels auf die Notwendigkeit eines Plan B hin. Doch obwohl die Finanzierung dieses Milliardenprojektes unsicherer denn je ist, weigern sich Freistaat und Bahn nach wie vor, finanzierbare Alternativen zu entwickeln, die sowohl den innerstädtischen Verkehr als auch den Verkehr in die Region stärken.
Dazu Matthias Hintzen vom AAN: „Heute beträgt der ÖPNV Anteil zwischen Stadt und Umland nur 30 %. Wer hier Abhilfe schaffen will, muss die Kapazität der S-Bahn deutlich vergrößern. Da sich der 2. S-BahnTunnel als nicht finanzierbar erwiesen hat und die U-Bahn nach Pasing nicht hinreichend Nutzen für die Region mit sich bringt, bleibt als Lösung nur der Ausbau des S-Bahn-Südrings. Die U-Bahn nach Pasing würde vor allem bedeuten, dass sich die Politik mit den Unzulänglichkeiten der S-Bahn längst abgefunden hat.“
FACEBOOK
TWITTER