Wachstum und Wohlstand ohne Erdöl und Uran – 35 Jahre Energiewende (Rückblick)

Donnerstag, 21. Mai 2015

Referent: Prof. Dr. Rainer Grießhammer, Mitglied der Geschäftsführung, Öko-Institut e.V.

215H

„Energie-Wende – Wachstum und Wohlstand ohne Erdöl und Uran“ – Und so lautet auch der Titel des vor 35 Jahren erschienenen Buches des Öko-Instituts aus Freiburg. Das gelbe Taschenbuch ist nur noch antiquarisch zu erhalten; herrlich die „handgezeichneten“ Grafiken. Aber zukunftsweisend waren die Thesen: Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch, Reduzierung des fossilen Energieverbrauchs, Abkehr von Atom aus Sicherheitsgründen – entweder bald und kostengünstiger oder später, dann politisch schwieriger und teurer.

Volkes Meinung ist ja: Die Bundeskanzlerin Angela Merkel habe die „Energiewende“ erfunden. Falsch. Der Begriff „Energie-Wende“ stammt aus eben diesem Alternativbericht des Öko-Instituts, Freiburg, aus dem Jahr 1980. Damals stammten die Thesen von den bekanntlich „unrealistischen Spinnern aus Freiburg“. Heute sind die 35 Jahre alten Thesen des Öko-Instituts immer noch in den Grundzügen die gleichen.

Doch ein wichtiger Unterschied: Nach einer Generation haben wir uns – in Deutschland und teilweise weltweit – auf den Weg einer Energiewende gemacht. Mehr als holprig. Aber Entkopplung von Wachstum und Energieverbrauch ist Mehrheitsmeinung, Reduzierung fossiler Primärenergie politisch gewollt, Atomausstieg beschlossen.
Eine Kernthese von damals aber können wir nicht in die Zukunft projektieren: Weniger Öl durch mehr Kohle. Auch nicht für weitere 25 Jahre im Steinkohle-befeuerten HKW Nord 2 der Stadtwerke München in Unterföhring. An CO2-Emissionen aus Kohle und dadurch bedingte Klimaerwärmung hat vor 35 Jahren noch keiner gedacht. An den Siegeszug der Erneuerbaren Energien auch nicht.

Für die nächsten 35 Jahre gibt es keinen Masterplan, kann es nicht geben. Ziele sind gesteckt – und werden, wenn es politisch zwickt, abgeschwächt, dann wieder verstärkt werden. Noch gibt es zu viele Beharrungen und beinharte Lobby-Interessen. An den Kernpunkten – Klimawandel, Atomausstieg, Ressourcenschonung – holt uns die Wirklichkeit aber immer wieder ein.

35 Jahre Energiewende: Von der Idee bis heute – und bis übermorgen. Prof. Dr. Rainer Grießhammer vom Öko-Institut hat uns den 35 Jahre alten Bericht vorgestellt – und von heute 35 Jahre in die Zukunft geschaut. „Halbzeit“ hätten wir jetzt bis 2050, analysierte er. Gesellschaftliche Veränderungen grundsätzlicher Art verlaufen in einer S-Kurve, zeigte er: Ganz langsames Reifen, dann Steilkurve nach oben (beginnen wir gerade) um dann bei näher kommendem Ziel wieder abzuflachen.

Und Grießhammer betonte, dass bei großen gesellschaftlichen Transformationen wie bei der Energiewende nicht ein einziger Akteur – etwa die Bundesregierung – agieren müssen, sondern alle gesellschaftlichen Bereiche: Politik, Forschung und Wissenschaft, Wirtschaftsunternehmen und Verbände, Nicht-Regierungsorganisationen, technischer Fortschritt, jeder Einzelne usw. Grießhammer zeigte sich optimistisch: Trotz derzeitiger „Delle“ sei die Energiewende nicht mehr aufzuhalten; gab es vor zehn Jahren im wesentlichen vier Versorger und einige Stadtwerke, so gäbe es heute über 1,5 Mio. Energieerzeuger in Deutschland, Tendenz steigend.



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   gruenundgloria.de - Blog: Philipp Steiger

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