Immer mehr Menschen wollen nachhaltig handeln. Auch mehr und mehr Unternehmen hinterfragen ihre eigene Nachhaltigkeit und versuchen ihre Wertschöpfung ökologischer zu gestalten.
Alexander Rossner ist im Vorstand der Zukunftswerk eG. Die Genossenschaft mit Sitz in Starnberg bietet ökosoziale Unternehmensberatung und hilft Unternehmen ihre Nachhaltigkeit zu optimieren. 2017 hat das Zukunftswerk zudem einen Verein gegründet, der sich der Umwelt- und Klimabildung widmet.
Wir sprachen mit Alexander über die Zukunftswerk eG, CO2-Kompensation und nachhaltigen Urlaub.
Grün & Gloria: Was sind die Aufgabenbereiche der „Zukunftswerk eG“?
Alexander Rossner: Wir beraten Unternehmen, Vereine und NGOs zu den Zielen für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals), entwickeln Nachhaltigkeitsstrategien für Organisationen aller Art und verbessern Nachhaltigkeitsleistungen in Lieferketten von Unternehmen. Wir schreiben Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichte und führen Projekte zu sozialer Nachhaltigkeit in Unternehmen durch. Außerdem beraten wir zu Fragen des Energieeinsatzes und im Klimaschutz. Hier liegen unsere Schwerpunkte in der Berechnung von CO2-Emissionen von Unternehmen und Produkten, sowie im Ausgleich von CO2-Emissionen durch CO2-Emissionsrechte.
Welche lokalen Maßnahmen im Klimaschutz bietet ihr an?
Derzeit sind das vor allem Projekte, die den lokalen Waldumbau oder Aufforstung betreffen. Daneben spielen vermehrt Moorrenaturierungsprojekte eine Rolle. Im Moment arbeiten wir hierfür zusammen mit gemeinnützigen Einrichtungen, wie zum Beispiel Naturefund e.V. oder Bergwaldprojekt e.V. sowie der Greensurance Stiftung. Mit dem neu gegründeten Verein Zukunftswerk Klimaschutz e.V. wird es perspektivisch aber auch eigene lokale Projekte geben.
Wie läuft der Emissionsausgleich bei euch ab?
Wenn Kunden mit uns CO2-Emissionen ausgleichen möchten, interessieren uns natürlich die wesentlichen Eckdaten, also was für geographische Vorlieben der Kunde hat, welche Projekttypen er sich wünscht, welche Standards in Betracht kommen und welches Budget zur Verfügung steht. Mit diesen Vorgaben suchen wir dann für unseren Kunden passende Projekte, aus denen der Kunde dann seine Auswahl trifft.
Seit etwas über einem Jahr empfehlen wir vermehrt Waldschutzprojekte in Mittel- und Südamerika, weil wir diese Projekte zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes für besonders wichtig halten.
Wie wird CO2-Kompensation deiner Meinung nach in der Öffentlichkeit wahrgenommen?
Das ist für mich wirklich schwer zu sagen, weil ich mich ja gewissermaßen in einer Blase derer befinde, die den Mechanismus anwenden. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es immer noch Miß- und Fehlverständnisse hierüber gibt. Das ist schade, denn der CO2-Emissionsausgleich ist aus meiner Sicht ein sehr schöner Mechanismus, zumal er zu einem Stück weit den Gedanken der Klimagerechtigkeit transportiert.
CO2-Kompensation ist nicht nur bei Unternehmen ein Thema, sondern auch beim Tourismus. Dort liegt es häufig am Kunden, selbständig nachhaltig zu denken. Gibt es etwas auf das du bei deiner Urlaubsbuchung besonders achtest?
Ich persönlich achte darauf, dass meine Familie möglichst keine Flugreisen bucht und erst recht keine Kreuzfahrten. Aber das ist natürlich nur eine persönliche Vorliebe beziehungsweise Festlegung, denn ich möchte anderen Menschen nicht vorschreiben, wo und wie sie ihren Urlaub verbringen sollen. Der CO2-Fußabdruck einer Reise ist ja nicht alles. Schließlich ist Reisen ja auch wichtig, um andere Menschen zu verstehen, zu schätzen und zu achten. Dieser Aspekt der Reise wiegt meines Erachtens wirklich schwer.
Wie könnte man noch mehr Menschen überzeugen nachhaltig Urlaub zu machen?
Die wichtigste Voraussetzung dafür, jemanden davon zu begeistern, nachhaltig Urlaub zu machen, ist, ihm die Liebe zur Natur zu vermitteln, denn was man liebt, das schützt man in der Regel auch. Ich halte nichts von Verboten, aber ich würde mir sehr wünschen, wenn Preise, auch und gerade von Reisen, die ökologische Wahrheit sprächen. Solange das nicht der Fall ist, wird es schwer fallen, der Versuchung zu widerstehen, für 40 Euro nach Mallorca zu fliegen. Ich denke, es ist in allererster Linie Aufgabe der Politik, hier vernünftige und zu Nachhaltigkeit motivierende Handlungsrahmen zu schaffen.
Was sagst du zu Menschen, die behaupten sie könnten eh nichts ausrichten in Sachen Klimawandel?
Ich akzeptiere diese Haltung durchaus bis zu einem gewissen Grade, denn das Gefühl der Ohnmacht stellt sich angesichts der vielen wirklich großen Herausforderungen unserer Zeit bei den meisten unserer Mitmenschen ein. Und ich bin auch kein Freund der kompletten Privatisierung von Nachhaltigkeit.
Meiner Meinung nach ist es in erster Linie Aufgabe der Politik, nachhaltige Handlungsrahmen zu schaffen. Von daher würde ich in erster Linie sagen: Dann geh zumindest wählen … und bitte wähle eine Partei, die sich für ökologische Nachhaltigkeit und ein soziales und empathisches Miteinander der Menschen einsetzt.
Beitragsbilder: ©Alexander Rossner
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