„Wir brauchen einen höheren Chaosfaktor“

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Nach dem Prinzip der „aufsuchenden Diskussion“ zur Leitlinie Ökologie setzte sich das klimaherbst.de-Team zum Thema „Guerilla-Gardening, Urbane Landwirtschaft und die neue Grünbewegung“ mit tollen Gästen in den Biergarten der Muffathalle. Und wie schon bei dem Open-Air-Event auf dem St.-Jakobs-Platz war es ein wohliger Sommerabend. Und sehr spannend. Das erste Video des Abends steht nun im Netz.

Die Münchner Videoreporterin Wanda Luesst hat die Debatte begleitet. Hier das erste von sechs Videos:

Guerilla-Gärtner wie Silvia Gonzalez (Green City) mögen für andere auf den ersten Blick wirken, wie bizarre Blümchenabenteuerer. Aber auf der dritten Veranstaltung aus der klimapolitischen Reihe zur Leitlinie Ökologie wurde deutlich, dass wohl mehr dahinter steckt: Ein neuer Lebensentwurf. Städter im 21. Jahrhunderts wollen das Schöne von der Stadt und das Gute vom Landleben. Man will eben alles. Und mit genügend Kreativität ist das auch machbar, meinte etwa die Soziologin Christa Müller (anstiftung & ertomis). In Berlin bewiesen dies die „prekären Kreativen“.

Auf dem Podium war man sich schnell einig: „Wir brauchen neue Ideen.“ Ob Dachbegrünung, Generationengärten oder Krautgärten – ein bisserl was geht immer. Florian Otto hat mit dem Team von Agropolis viele solche Ideen. Urbane Landwirtschaft in Freiham und anderen Stadtgebieten soll die Stadt lebenswerter und krisensicherer machen. Die Karotten und Kartoffeln fahren dann morgens mit der ersten Tram in die City.

Solche Visionen sind nach dem Geschmack des Boden-Historikers Frank Uekötter. Er sieht noch immer zuviel Reglementierungen und wünscht sich „einen höheren Chaosfaktor“. Der Leiter des Rachel Carson Centers sieht im Spaß an der Sache eine wichtige Voraussetzung für Klimaschutz, die ihm zu oft von behördlichen Auflagen verdorben wird.

Das sieht man auch daran, dass öffentliche Gärten in der Stadt bisher nicht genehmigt werden können. Es gibt in der Bauordnung dafür keinen Paragrafen. Die Münchner Urban Garden-Bewegung wird sich hier künftig öfter zu Wort melden und eine Frage ganz besonders deutlich stellen: Wem gehört der öffentliche Raum?

Das große Medieninteresse und das überwältigend positive Feedback hat gezeigt, wie wichtig es ist, solche Themen in der Stadt zu diskutieren. Die beiden nächsten Veranstaltungen finden statt im September (Bauen und Wohnen) und Oktober (Energie). Genauere Informationen folgen.

Eine Einführung ins Guerilla-Gardening gibt es hier in einem Video vom afk-tv

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