10 Tipps für mehr Achtsamkeit – Mit offenen Sinnen durch die Welt

Achtsamkeit ueben

Wenn wir in der gewohnten Umgebung unterwegs sind, gehen oder fahren wir oft im Automatikmodus. Wir nehmen dann gar nicht mehr so richtig wahr, was um uns herum zu sehen, zu hören oder zu riechen wäre. Damit entgeht uns viel von dem Reichtum um uns herum.

Deshalb stellen wir dir in diesem Beitrag eine Reihe von Anregungen und Experimente vor, die dir die Augen und Ohren öffnen werden, die dir helfen, deinen Spürsinn weiterzuentwickeln − und wir geben dir auch was auf die Nase 🙂

Die Experimente kannst du gut alleine machen oder zusammen mit Freunden, Kindern oder Partnern. Sie sind für draußen gedacht, einen Teil davon kannst du auch drinnen ausprobieren.

Wenn du magst, notiere dir hinterher, was du wahrgenommen hast.

1. Kopf hoch, Augen auf

Insbesondere in öffentlichen Verkehrsmitteln schauen fast alle ständig auf ihr Smartphone oder in ein Buch oder eine Zeitung. Auch in Cafés und auf öffentlichen Plätzen scheinen die meisten, sich nicht vom Display lösen zu können.

Wie wäre es für eine U-Bahn- oder Busfahrt oder für eine Viertelstunde unterwegs mal damit: Steck dein Smartphone weg und schau dich um. Wer ist da mit dir unterwegs? Was tun die Leute? Wie sehen sie aus? Wie sind sie angezogen?

Wie reagieren sie, wenn sie merken, dass du sie anschaust? Wie reagierst du? Was gibt es sonst noch zu sehen?

2. Was ist da oben?

Den Blick vom Display zu heben, eröffnet dir schon mal ein breiteres Blickfeld.

Wie wäre es, wenn du den Kopf noch weiter hebst, wenn du ihn in den Nacken legst? Am meisten siehst du, wenn du im Freien bist. In der Stadt: Schau dir die Balkone an, die Dächer, vielleicht kannst du Kamine erkennen? Im Park oder Wald: Was gibt es „eine Etage höher“ zu sehen: Baumwipfel, was sonst noch?

Und dann geh noch höher: Was siehst du am Himmel? Wolken? Welche Farbe hat der Himmel? Vielleicht fliegen da ja auch Vögel – folge ihnen mit dem Blick.

3. Auf eine Farbe fokussieren

Entscheide dich für eine Farbe und richte deine Aufmerksamkeit nun auf alles, was diese Farbe hat. Blau zum Beispiel: Was in deinem Umfeld ist blau? Dreh dich um, schau, wo du Blau siehst. Hast du etwas Blaues an dir?

Achte darauf, wie viele unterschiedliche Blaus es gibt.

Nimm dir für jeden der nächsten Tage eine neue Farbe, auf die du dich konzentrierst.

4. Dein 4’33“

John Cage hat das Stück 4’33“ komponiert. Es besteht aus 4 Minuten und 33 Sekunden, in denen keine Note gespielt wird.

Setz dich irgendwo hin und stell den Wecker auf deinem Smartphone auf 4 Minuten, 33 Sekunden. Schließ die Augen und horche einfach. Was gibt es da zu hören, wo du bist − ob im Bus, an der Isar oder in einem Treppenhaus.

Mach das an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeit.

5. Selektiv hören

Hör dir einen derzeitigen Lieblingssong an und achte dabei auf ein bestimmtes Instrument, zum Beispiel das Schlagzeug oder den Chorgesang. Versuche, alles andere auszublenden.

Oder aber du fokusierst sich auf deine eigenen Geräusche. Wir lösen ständig Geräusche aus. Ob das der Stuhl ist, der knarzt, die Tastatur, die jetzt gerade klappert, wenn ich den Artikel tippe, das Räuspern, die Schritte, das Kratzen des Bleistifts beim Schreiben oder Zeichnen. Vielleicht sprichst du auch leise mit dir oder summst einen Song.

Achte darauf, welche Geräusche du machst, wenn du dich bewegst.

Und wenn du Lust hast, mach diese Geräusche lauter. Tritt fester auf, räuspere dich lauter …

6. Folge deiner Nase

Wenn du durch die Stadt gehst, konzentriere dich auf das, was du riechst. Wie riecht es draußen vor dem Bäcker, wie riecht es drinnen? Welche Gerüche gibt es im Supermarkt?

Wenn du durch die Straßen gehst und einen Geruch einfängst: Wo kommt er her? Folge ihm, geh dahin, wo er am stärksten ist.

Wenn du Lust hast (und dich traust), geh mit deiner Nase ruhig ganz nahe ran. Wie riecht der Baum, seine Blätter, wie riechen die verschiedenen Blüten bzw. Früchte am Baum? Wie riecht die Holztür?

7. Blind Date für die Nase

Für dieses Experiment brauchst du eine zweite Person. Du schließt die Augen und die zweite Person führt dich an verschiedene Stellen, und du versuchst wahrzunehmen, was es zu riechen gibt.

Wenn ihr wollt, macht ein Spiel daraus: Kannst du erraten, was du da gerade riechst?

8. Blind Date für den Geschmackssinn

Dieses Spiel spielt ihr am besten in der Küche: Eine Person bekommt die Augen verbunden, die andere sucht verschiedene Speisen und Getränke zusammen und gibt jeweils einen Bissen oder Schluck davon der „blinden“ Person. Die lässt sich Zeit, um zu schmecken. ​

Auch daraus könnt Ihr wieder ein Spiel machen: Was hast du im Mund?

9. Deinen Spürsinn entwickeln

Achtsamkeit tasten fühlen

Nimm ganz bewusst mit den Händen und Fingern wahr, wie sich die Dinge um dich herum anfühlen. Wie fühlt sich der Stoff deiner Hose oder deines Hemds an? Wie fühlt sich die Tür an, wie das Gras, ein Blatt Papier.

Was für einen Unterschied macht es, wenn du die Augen schließt, während du mit den Fingern über einen Gegenstand streichst? Schau aber vorher, dass du dir nicht weh tun kannst.

Was fühlst sich angenehm an? Was unangenehm?

10. Noch ein Blind Daten

Auch dieses Experiment kannst du mit einer zweiten Person machen, die dich zu verschiedenen Dinge führt, während du die Augen geschlossen hast.

Wenn du Ideen für andere die Sinne erweiternde Aktivitäten hast, schreib sie in das Kommentarfeld.


Franz Grieser hat zusammen mit Utopia ein Journal für nachhaltiges Leben geschrieben, das beim oekom Verlag erschienen ist: Meine Reise nach Utopia


Titelbild: Milan Popovic
Bilder: Motoki Tonn / Aaron Lee