Licht aus

Im fahlen Schein der Energiesparlampen erlischt bald unsere gute alte Glühbirne. Für immer. Doch weil die neuen Lampen unsere Umwelt mit Quecksilber vergiften, sollen auch sie bald verboten werden. Die Zukunft gehört der Diode.

gluehbirne

von Barbara Höfler

Sie heißen Osram Dulux EL Longlife, Philips Softone Esaver oder Megaman Nature Colour – und ihre Namen sind so verkorkst wie das Verhältnis, das wir zu ihnen haben. Bis 2016 wollen sie unsere Mitbewohner sein, das Licht am Ende des Tunnels, unsere täglichen Begleiter. Die Tage der Glühbirne sind gezählt.

Es führt kein Weg mehr vorbei an Energiesparlampen. Am 1. September verschwinden bereits sämtliche matten Glühbirnen aus dem Handel und solche mit 100 Watt. Schrittweise nehmen wir dann Abschied auch von allen anderen Varianten. In den Geschäften geht es schon jetzt zu, als herrsche morgen die ewige Dunkelheit: Lampenhersteller melden 100-prozentige Umsatzsteigerungen bei Glühbirnen. Wahre Hamsterkäufe sind im Gange.
Dabei liegen die Vorteile des von der EU beschlossenen Glühbirnen-Verbots eigentlich auf der Hand.

Mehr Heizung als Licht
Eine normale Glühbirne wandelt nur fünf Prozent des von ihr benötigten Stroms in Licht um. Der Rest verpufft als Wärme. Laut Experten spart Europa durch die Umstellung auf Energiesparlampen, die bis zu 80 Prozent weniger Strom verbrauchen, jedes Jahr 15 Tonnen CO2. Zwar kosten Energiesparlampen mehr, aber pro 10.000 Stunden Betriebsdauer sparen sie 98 Euro Strom. Warum also gruselt es so viele beim Gedanken an sie? Der häufigste Grund ist ein ganz banaler: Unsere gute alte Glühbirne bildet das ganze Spektrum des Sonnenlichts ab. Energiesparlampen enthalten nicht alle Wellenlängen. Ihr Licht wirkt fahl und flackert. Kritiker rechnen mit psychischen Langzeitschäden, Schwindel, Kopfweh und Hormonstörungen. Und dann ist da noch der Elektrosmog. Sogar die EU-Kommission empfiehlt, mindesten 30 Zentimeter Abstand zu Energiesparlampen einzuhalten. Doch der Markt hat sich natürlich schon auf die Ängste der Verbraucher eingestellt. Es gibt inzwischen Energiesparlampen, deren Leuchtstoffröhren
zum Schutz vor Smog zusätzlich in einem Glaskolben stecken.

Vier Farben Weiß
Das Flackern haben die meisten schon ganz gut im Griff. Zwar brauchen Energiesparlampen für den Heimgebrauch noch gute drei Minuten Vorlauf, bis ein Raum voll erhellt ist.
Dafür kann der Verbraucher aber schon aus vier verschiedenen Lichtfarben wählen. Wer‘s gemütlich mag, kauft die Kategorie „extra-warmweiß“ mit einer Farbtemperatur bis 2700 Kelvin. Etwas heller sind „warmweiße“ Lampen mit bis zu 3300 Kelvin. Eine sachliche Arbeitsatmosphäre schaffen „neutral-weiße“ Birnen mit bis zu 5000 Kelvin. „Tageslicht-weiß“ beginnt ab 5000 Kelvin. Es gibt auch röhren-, Tropfen- und Kerzenformen für alle gängigen Fassungen und sogar dimmbare Varianten. Nur eine Sorge besteht fort: Energiesparlampen enthalten Quecksilber. Ein hochgiftiger Stoff, der nicht im Hausmüll entsorgt werden darf und nach dem Beschluss der jüngsten UN-Umweltkonferenz binnen zwei Jahren weltweit verboten sein soll.

Die Lichtblicke heißen LED und OLED. LED steht für „Licht emittierende Dioden“. Halb-leiter-Kristalle geben elektrische Spannung in Form von Lichtquanten ab. Kein Flackern, keine Vorlaufzeit, extrem hohe Lebensdauer, Farbechtheit und noch weniger Stromverbrauch. OLED-Leuchten bestehen aus beliebig formbaren organischen Halbleitern. Mit ihnen soll auf Knopfdruck leuchtendes Fensterglas oder erhellende Lichttapeten möglich werden. Leider sind die Varianten heute noch viel zu teuer und die Lebenserwartung von OLED beträgt erst wenige Stunden. Aber wenn wir im Jahr 2016 unsere letzte Glühbirne ausgeschaltet haben, werden diese Lampen schon in den Regalen stehen. Und die gehamsterten Glühbirnen vergammeln auf dem Dachboden.

Barbara Höfler, absolvierte die Deutsche Journalistenschule und ist Kolumnistin für verschiedene Magazine. Ihre Schwerpunkte sind Modephänomene und Alltagskultur.

Info:
Countdown der alten Leuchte
Von September an dürfen matte Glühbirnen innerhalb der Europäischen Union nicht mehr produziert und importiert werden. Auch klare Glühlampen mit 100 Watt werden sofort verbannt. Stufenweise bis September 2012 werden dann auch die niedrigeren „Wattagen“ aus dem Verkehr gezogen. Anfang 2010 sollen Glühlampen mit über 40 Watt Leistung aus den Geschäften verschwinden. ab Ende 2012 dürfen
nur noch Energiesparlampen und effiziente Halogenlampen verkauft werden. aber: nur der Verkauf ist in der Eu verboten. der Gebrauch ist weiterhin möglich, der Kauf zum Beispiel über einen Internethandel aus der Schweiz.

Energieeffiziente Beleuchtungstechnik,
di, 27.10., Vortrag und Diskussion,
Osram, T 089 62 13 32 11 5 S 25

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