Noch schnell an die Töpfe

Münchens Fördermittel für Umweltschutzmaßnahmen an Gebäuden sind fast aufgebraucht. Hausbesitzer, die noch profitieren wollen, müssen sich sputen. Gesa Lenhardt, Architektin und Energieberaterin im städtischen Bauzentrum, erklärt, wie man sich die Zuschüsse sichert.

Klimaschutz ist im Baugewerbe das neue heiße Thema. Was hat sich bei den Zuschüssen für energiesparendes Bauen verändert?
Für den Endkunden hat sich vor allem die KfW–Förderung geändert. Seit April werden auch Einzelmaßnahmen unterstützt. Das heißt, es gibt Geld, auch wenn jemand nicht komplett saniert, sondern nur die Fenster, nur das Dach, nur die Heizungsanlage, oder wenn er sich nur an die Fernwärme anschließen lässt.

Mit welchen Zuschüssen kann man derzeit noch rechnen?
Einzelmaßnahmen werden von der KfW-Bank mit fünf Prozent der Investitionssumme und pro Wohneinheit mit maximal 2.500 Euro gefördert. Für München gibt es noch zusätzliche Zuschüsse, die je nach Art der Sanierung gestaffelt sind.

Wird sich bei den Zuschüssen durch die knappen Kassen der öffentlichen Haushalte in Zukunft etwas ändern?
Das hat sich schon geändert. Das novellierte Programm ist im Februar mit einem Budget von zehn Millionen Euro gestartet. Davon sind etwa achteinhalb vergeben. Deshalb wird die Bezuschussung für große Maßnahmen über 50.000 Euro heuer nicht mehr gewährt, damit die kleinen Zuschüsse noch bis Dezember bezahlt werden können.

Also müsste man eigentlich genauso alarmiert sein wie bei der Abwrackprämie?
Ja, auch hier gilt das Windhundprinzip.

Viele Eigentümer stehen vor der Frage, ob sich eine Solaranlage lohnt. Können Sie auch in solchen Fällen weiterhelfen?
Ja, denn das lässt sich sehr genau ausrechnen. Man muss die genaue Dachfläche kennen, die Himmelsrichtung und wissen, ob das Dach zum Teil im Schatten liegt. Jeder Schornstein spielt eine rolle. Dann kann man simulieren, was so eine Anlage bringt, mit Einbeziehung des geplanten Kollektors. Etwas kompliziert macht die Sache noch, dass die Förderung durch das Erneuerbare Energie Gesetz (EEG) degressiv ist. Das heißt, je schneller man das Solardach installiert, desto höher ist die Fördersumme. Dieses Jahr bekommen wir 43,01 Cent pro Kilowattstunde, nächstes Jahr sind es voraussichtlich 39,57 Cent.

Dann wird die Photovoltaik wieder teurer?
Ja, und so richtig wirtschaftlich ist sie im kleinen Rahmen auch noch nicht. Das lohnt sich nur im größeren Rahmen.

Warum sollte man ins Bauzentrum gehen, wenn es diverse freie Energieberater gibt, die auch zu einem nach Hause kommen?
Im Bauzentrum ist die Initialberatung kostenlos. Und der Kunde sollte seine rechte kennen: Die Sorge, an einen falschen oder schlechten Berater zu geraten, ist wie immer im Leben berechtigt. Also muss ich wissen: Was kann ich von einem Energieberater erwarten und was nicht? Wofür ist er haftbar? Das muss mit der Honorierung in einem Vertragsverhältnis klargestellt sein. Wir raten darum, sich auch mehrere Angebote machen zu lassen, bevor man gleich irgendetwas unterschreibt.

Kann man sich bei einer Sanierungsmaßnahme am eigenen Haus auch komplett im Bauzentrum beraten lassen?
Grundsätzlich ja, das ist aber nicht mehr kostenlos. Es gibt Vor-Ort-Checks und Premiumberatungen, woraus sich auch ein Gesamtkonzept generieren lässt.

Ist das Passivhaus ein Trend oder bleibt das eine Orchideenlösung für Hyperökos?
Das Passivhaus kommt flächendeckend, definitiv! Die Bauwirtschaft in München ist ein bisschen hinterher, weil man bei der Versorgungsnot hier so ziemlich jedes Haus verkaufen kann. Auf dem Land sieht das anders aus. Durch die Energieeinsparverordnung werden die Ansprüche aber auch in München steigen. Technisch ist das Passivhaus problemlos um-
zusetzen. Eine drastische Erhöhung der Baukosten gibt es auch nicht. Deswegen wird sich das Passivhaus mit der Zeit durchsetzen. Das geht so weit, dass man heute schon andenkt, dass 2018 nur noch Häuser gebaut werden, die sich selber komplett mit Energie versorgen. Der derzeitige Energiebedarf ist noch nicht durch regenerative Energieträger abgedeckt. Deshalb muss die Bausubstanz reagieren, damit weniger verbraucht wird.

Das Münchner Bauzentrum
Im Bauzentrum in der Messestadt Riem beraten Experten kostenlos Hauseigentümer und Mieter. Für rund 50 Themen rund um Bauen und Wohnen stehen entsprechende Experten bereit und laden zu Vorträge ein. aber auch Handwerker erhalten Auskünfte über Gesetzesänderungen und Novellierungen der Fördermittel. Alle Veranstaltungen unter www.muenchen.de/bauzentrum

Klimahberst
Fördermittel kombinieren,
Do., 15.10.
Vortrag von Gesa Lenhardt, Bauzentrum
T 089 93 94 89 61 5 S 20
Mein Dach macht Plus
Mi., 28.10.
Vortrag über Solarstrom, Bauzentrum
T 089 93 94 89 61 5 S 26

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