Rein in die Grünanlage

Profit in Zeiten des Wirtschaftswandels. In den kommenden Jahren werden von Staaten und Unterehmen Milliarden in die Ökobranche investiert. Mit den richtigen Fonds oder Beteiligungen kann sich der Trend zur erneuerbaren Energie für Anleger auszahlen. Aber Achtung bei den Prospekten.

von Johannes Scherer

Seit Wochen ist Rudi S. in jeder freien Minute nur noch auf dem Dach seines Hauses. Als gelernter Spengler hilft er bei den Arbeiten zu seiner neuen Solaranlage, um die Kosten zu senken und den für die neue Anlage aufgenommenen Kredit in Grenzen zu halten. Das Darlehen hat er von der GLS Bank, die sich unter anderem auf die Finanzierung umweltverträglicher Bauvorhaben spezialisiert hat.

Aber nicht nur Privathaushalte investieren zunehmend in alternative Energien. Auch Wirtschaft und Politik scheinen das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit für sich entdeckt zu haben. Bis zum Jahr 2020 wollen allein die Chinesen gut 440 Milliarden Dollar in regenerative Energien pumpen. Paradoxerweise birgt die Wirtschaftskrise einen zusätzlichen Stimulus für die Umweltbranche. Marktbeobachter schätzen, dass mit 430 Milliarden Dollar fast 15 Prozent der in den vergangenen Monaten weltweit aufgelegten Konjunkturprogramme in grüne Investitionen fließen werden.

Doch selbst ohne staatliche Förderprogramme ist vor allem der Bereich der regenerativen Energiegewinnung auf dem Vormarsch. Laut einem Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) wurden im vergangenen Jahr weltweit 155 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien investiert. Damit flossen erstmals mehr finanzielle Mittel in die alternative Energiegewinnung als in konventionelle Technologien. Auch unter Anlegern und Sparern findet die „grüne“ Geldanlage immer mehr Zuspruch. Nicht zuletzt wegen der Finanzkrise und den heftigen Kurskapriolen an den Börsen sind Langfristigkeit und Nachhaltigkeit bei der Kapitalanlage wieder Trumpf.
Wer nicht die nötige Zeit und das Know-how hat für eine Direktanlage in Aktien von Unternehmen, die im Bereich erneuerbare Energien tätig sind, kann mit entsprechend ausgerichteten Fonds bequem in diese Zukunftstechnologie investieren – und ertragreich. Die besten Fonds mit Ausrichtung auf alternative Energiegewinnung, der SAM Smart Energy Fund (WKN 913257) und der KBC Eco Fund Alternative Energy (WKN A0B6LF), erwirtschafteten innerhalb der vergangenen fünf Jahre einen Wertzuwachs von 34 bzw. 30 Prozent.
Aber Achtung: Unter den Öko-Fonds ist nicht alles so grün, wie es scheint. Anleger sollten sich daher vor einer Investition das Portfolio der ausgewählten Fonds genauer ansehen. Das ist in den Internetportalen der Fondsgesellschaften problemlos möglich. Oftmals finden sich in den Fonds-Depots Aktien von Unternehmen, die mittlerweile zwar auch mit regenerativer Energie Geld verdienen, aber den größten Teil ihrer Gewinne immer noch mit der traditionellen Energiewirtschaft wie öl, Gas oder Atomkraft generieren.
Das Gleiche gilt für die zahlreichen Themen-Zertifikate, mit denen Anleger in Unternehmen aus dem Bereich regenerative Energie investieren können. Denn diese Zertifikate basieren auf einem Korb ausgewählter Aktien. Wie „grün“ diese Aktien und damit die Zertifikate wirklich sind, lässt sich aus den Verkaufsprospekten entnehmen. Anleger sollten zudem auf die Laufzeit der Zertifikate achten. Die Gewinnung und Verteilung erneuerbarer Energien ist ein langfristiges Geschäft. Entsprechend sollten die Zertifikate eine möglichst lange oder – noch besser – unbegrenzte Laufzeit haben.
Als gute Beispiele für ein attraktives Investment in den Sektor Erneuerbare Energien gelten das Erneuerbare-Energie-Zertifikat von
der französischen Großbank Société Générale (WKN: SG1Erx) oder das „ABN AMrO renewable Energy Tr Open-End Zertifikat“ (WKN
ABN5GH) vom niederländischen Anbieter ABN Amro. Bei der Anlage in Zertifikaten spielt allerdings auch immer das Emittentenrisiko eine
rolle. Geht der Emittent Pleite, ist das investierte Kapital unter Umständen verloren.
Bei den Fonds ist dieses Risiko nicht gegeben, denn das Anlegerkapital wird als Sondervermögen behandelt und fließt bei einem Bankrott des Fondsanbieters nicht in die Insolvenzmasse ein. Eines haben Fonds und Zertifikate gemein: Sie ermöglichen schon mit einem relativ geringen Einsatz eine breite Streuung des investierten Kapitals – sowohl über unterschiedliche Sektoren innerhalb der Branche als auch unter regionalen Gesichtspunkten.
Das erhöht einerseits die Gewinnchancen und senkt andererseits das Verlustrisiko.
Diese Streuungsmöglichkeiten bieten die Anlageprodukte der rein ökologisch ausgerichteten Geldinstitute wie die Umweltbank und die GLS Bank zwar nicht, dafür wissen Anleger in der Regel genau, in welche Projekte ihr Kapital fließt. So bietet etwa die Umweltbank mit
„Energiequelle Solarportfolio Bayern 2009“ (WKN A0rMTS) ein Papier, bei dem das Anlagekapital in vier Solarprojekte in der Nähe
von Augsburg investiert wird. Der Genussschein hat eine Laufzeit von 10,5 Jahren und wird mit jährlich nominal 6,25 Prozent verzinst.
ähnliche Angebote hat auch die GLS Bank im Programm, allerdings sind derzeit alle projektbezogenen Genussscheine oder Fonds voll
gezeichnet und daher geschlossen.
Bei beiden Banken kann man aber nicht nur projektorientiert investieren, sondern sein Geld auch einfach nur auf die hohe Kante
legen. Die Verzinsung der angebotenen Sparformen wie Tagesgeld, Festgeld oder Sparbriefe liegt zwar einen Tick unter den
marktüblichen Konditionen, doch dafür hat man ein gutes Gewissen beim Sparen. Die Einlagen werden nämlich von der Umweltbank
und der GLS Bank ausschließlich für Darlehen verwendet, mit denen ökologische oder sozial ausgerichtete Projekte finanziert werden – und das meist zu günstigen Zinsen.
So konnte sich auch Rudi S. mit der Finanzierung seiner Solaranlage bei der GLS Bank im Vergleich zu einem Kredit bei einem herkömmlichen Kreditinstitut einige Tausend Euro an Zinsen sparen.

Johannes Scherer, ehemaliger Chefredakteur des Wochenmagazins Börse Online, ist Experte für Finanz- und Wirtschaftsthemen.

Klima fair ändern,
di., 20.10.,
Infos zur grünen Geldanlage,
GLS Bank / T 089 544 16 20 5 S 22

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