Was kosten uns unsere Lebensmittel wirklich?

Kreditkartenzahlung nach dem Essen

Die Foodindustrie boomt. Für Kokosjoghurt, Hanfsamen und Acaipüree greifen wir gerne tief in den Geldbeutel und auf den Matchalatte mit Mandelmilch nach dem Aufstehen wollen wir auch nur ungern verzichten. Ist ja schließlich viel gesünder als Kaffee, oder? Wenn wir den Biosupermarkt nach dem Einkauf 50 Euro ärmer dafür mit einer Hand voll Superfoods wieder verlassen, sitzt beim restlichen Einkaufen das Geld weit weniger locker. Wozu die Biomilch vom regionalen Bauern nehmen, wenn wir sie im Discounter auch für 85 Cent bekommen? Unter unserem geizigen Einkaufsverhalten leidet aber nicht nur die Umwelt, sondern früher oder später auch wir uns die Generationen nach uns, wie eine neue Studie belegt.

Der wahre Preis unserer Lebensmittel

Gemeinsam mit der Schweisfurth Stiftung hat die Tollwood GmbH für Kultur- und Umweltaktivitäten eine Studie bei der Universität Augsburg in Auftrag gegeben, um die versteckten Kosten bei der Herstellung von Lebensmitteln aufzudecken. Die Lebensmittelproduktion ist der Grund für eine Vielzahl an Umwelt- und Gesundheitsproblemen und bringt somit eine Reihe an Folgekosten mit sich, die momentan nicht in die Marktpreise für Lebensmittel einbezogen werden. Dadurch ergibt sich eine Preisverzerrung zwischen dem momentanen Ladenpreis für Lebensmittel und den „wahren Kosten“ in der Herstellung.

Fleisch müste eigentlich dreimal so viel kosten

Fleisch auf dem Grill

Photo by Max Delsid on Unsplash

Die Studie untersucht die Produktion von Fleisch, Eiern, Milch und pflanzlichen Produkten hinsichtlich der enstehenden Umweltbelastungen Stickstoff, Treibhausgas- Emissionen und Energieverbrauch. Die größte Fehlbepreisung gibt es bei Lebensmitteln tierischen Ursprungs: Wenn alle Folgekosten in den Marktpreis miteinberechent werden würden, müssten Fleisch und Eier dreimal so teuer sein wie sie es momentan sind. Die hohen externen Kosten und damit verbunden nötigen Preisaufschläge ergeben sich in erster Linie durch die energieintensive Aufzucht der Nutztiere in Form von Futtermittelanbau, Beheizung und Belüftung der Ställe und den Stoffwechsel der Tiere.

Bio wäre nicht teurer als konventionell

In der Studie wurden die Folgekosten aller untersuchten Lebensmittel bei konventioneller und biologischer Herstellung getrennt voneinander ermittelt. Bio geht dabei klar als Gewinner hervor: Bei tierischen Produkten aus Bioaufzucht wäre im Vergleich nicht einmal eine Preisverdoppelung nötig, da hier auf mineralische Stickstoffdünger beim Pflanzenanbau verzichten wird und nur in geringen Mengen industriell produziertes Kraftfutter zum Einsatz kommt. Auch bei Milchprodukten und pflanzlichen Erzeugnissen liegen die Preisaufschläge bei biologischer Herstellung weit unter denen der konventionellen Produktion.

„Wenn die Lebensmittel im Supermarkt mit dem wahren Preis ausgezeichnet wären, würden viel mehr Menschen zu Bio-Produkten greifen, die dann kaum teurer wären als konventionell erzeugte“, erklärt Stephanie Weigl, Bereichsleiterin Mensch und Umwelt der Tollwood GmbH.

Bei pflanzlichen Lebensmitteln aus biologischem Anbau wäre nur 6 Prozent Preisaufschlag nötig

In der konventionellen Herstellung müsste sich der Preis von Milchprodukten um 96 Prozent erhöhen (bei biologischen Erzeugnissen um 35 Prozent). Die geringsten Umweltbelastungen und somit Folgekosten bringen pflanzliche Produkte mit sich: Der Ladenpreis müsste hier bei konventionellen Produkten um 28 Prozent angehoben werden, bei Bioprodukten nur um 6 Prozent.

Noch weitaus höhere Folgekosten erwarten uns

Wer bei diesen Preisaufschlägen schluckt, sollte besser nicht weiterlesen: Die tatsächliche Preisdifferenz liegt vermutlich noch weit über der momentan berechneten Vezerrung. Die Datenlage zu gravierenden weiteren Umweltfolgen wie beispielsweise den Auswirkungen von Antibiotikaresistenzen für uns Menschen oder die ökologischen Folgen von eingesetzten Pestiziden ist bisher so dünn, dass diese Folgekosten nicht in die Studie miteinberechnet werden konnten.

Auch wenn diese Preiserhöhungen vermutlich noch einen langen Weg bis zur tatsächlichen Umsetzung haben, kannst du jetzt schon aktiv werden: Wie die Studie zeigt, erzeugen Bioprodukte weit weniger gravierende Umweltprobleme und Folgekosten als konventionell produzierte Lebensmittel.

Und neben Gojibeeren, Aloe Vera Saft und Co. fallen Bio-Obst und Gemüse auf dem Kassenzettel im Biosupermarkt wirklich nicht schwer ins Gewicht.