Wasser stinkt nicht

FONDSBETREIBER LOCKEN PRIVATANLEGER NEUERDINGS MIT DER IDEE, GUTES TUN ZU KÖNNEN UND DAMIT AUCH NOCH GELD ZU VERDIENEN. ABER WIE SIEHT ES MIT DER MORAL IM WASSERGESCHÄFT WIRKLICH AUS?

wasser

von Michael Tibudd , Illustration: David Henne

ES SIND HEIKLE FRAGEN: IST WASSER EIN GUT WIE JEDES ANDERE? DARF MAN ALSO DAMIT HANDEL TREIBEN? DARF MAN IN WASSERGESCHÄFTE INVESTIEREN, UM GEWINNE ZU ERZIELEN?

Oder schließt sich das von vornherein aus: Gewinn erzielen zu wollen aus dem Grundgut jeglichen Lebens – dem Wasser?
So viel lässt sich in dem Zusammenhang über Wasserfonds sagen: Wer sein Geld in diese Form der Kapitalanlage packt, hat diese Frage für sich eindeutig beantwortet. Seit dem Jahr 2000 gibt es die Möglichkeit, in einen Fonds zu investieren, dessen Portfolio ausschließlich aus Unternehmen besteht, die hauptsächlich in der Wasserwirtschaft aktiv sind.
Die Schweizer Privatbank Pictet legte damals den „Water Fund P“ auf. Inzwischen gibt es im deutschsprachigen Raum sieben solcher Fonds, die mehr als fünf Milliarden Euro eingesammelt haben. Mit Abstand größter Fonds ist der erste von Pictet mit mehr als drei Milliarden Euro. Ein zweiter agiert mit 1,5 Milliarden Euro zumindest noch in der gleichen Größenordnung. Der Rest des Kapitals verteilt sich auf fünf weitere Produkte.
Die höchste Rendite konnte dabei erzielen, wer schon möglichst lange dabei ist: Pictet und andere legten in den vergangenen fünf Jahren um bis zu 80 Prozent zu. Zuletzt drifteten aber alle Fonds ins Minus. Allerdings dürfte Wasser in Zukunft noch viel mehr als heute zum knappen Gut werden – was das Profitpotenzial wohl nur steigern kann.
Aber wie ist es denn nun mit der Ethik? Kann man hier Geld verdienen und zugleich Gutes tun? Fondsbetreiber werben gerne mit der Nachhaltigkeit, die durch ihre Investitionen gefördert werde. So gebe es gerade bei der Wasserinfrastruktur vielerorts auf der Welt so gravierende Mängel, die durch privates Kapital zum Wohle aller behoben werden könnten. Auch Neubauten von Entsalzungsanlagen in Küstenregionen und die damit verbesserte Wasserversorgung sind gern gepriesene Wohltaten der privaten Wasserindustrie.
Allerdings gibt es auch Zweifel. Experten warnen grundsätzlich, dass Investitionen in Wassertechnik nicht automatisch nachhaltig seien, nur weil sie auf dem sensiblen Gebiet Wasser getätigt werden. Zudem werde privates Kapital nur dort eingesetzt, wo auch Gewinne zu erwarten seien – also gerade nicht in vielen unterversorgten Gebieten in ärmeren Ländern. Das große Geld im Wassersektor sei mit aufwendiger Großtechnik zu verdienen, die auch nach dem Bau gewartet und gepflegt werden müsse – gegen entsprechendes Geld. Die vielerorts gefragten dezentralen Kleinanlagen – etwa ein ganz schlichter Dorfbrunnen – seien für Privatinvestoren wenig attraktiv.

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