“Wir reden nicht mehr gegen eine Gummiwand”

Joachim Lorenz zieht nach dem „Münchner Klimaherbst“  im SZ-Interview Bilanz: Der Grüne Umweltreferent ist überzeugt, dass viele das Thema Erderwärumg und CO2-Reduktion ernst nehmen.

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Erderwärmung und Energieverschwendung – welche Chancen gibt es, das Problem in den Griff zu bekommen? Und welche Rolle spielt dabei die Stadtgesellschaft? In Dutzenden von Vorträgen, Diskussionen und Exkursionen haben die Münchner Volkshochschule und das ihr angegliederte Ökologische Bildungszentrum die Münchner jetzt im „Klimaherbst“  auf den Stand gebracht.

SZ: Klimaschutz und Energiesparen – können die Leute das noch hören?

Lorenz: Ich zumindest ja, zumal ich spüre, dass die Diskussion breite Kreise der Bevölkerung erfasst hat. Man redet nicht mehr gegen eine Gummiwand, sondern man spricht mit fast allen Interessengruppen und allen Akteuren der Stadtgesellschaft, die jetzt mit dem Thema auch etwas anfangen können.

SZ: Wie war denn der Zuspruch auf dem Münchner Klimaherbst?

Lorenz: Bei den großen Veranstaltungen, etwa dem Auftakt im Deutschen Museum, war das Interesse so groß, dass wir nicht alle Anmeldungen berücksichtigen konnten. Überraschend gut kamen auch die Angebote für Kinder, Jugendliche und Schulklassen an, die den Gedanken des Klimaschutzes meist eher spielerisch vermittelt haben. Energiespartipps als Kabarett, Öko-Modenschauen, Kunstinstallationen – solche neuen Formate kamen sehr gut an. Die wollen wir ausbauen.

SZ: Können Sie schon eine Bilanz ziehen, was beim Klimaherbst tatsächlich herumgekommen ist?

Lorenz: icher hat die diesjährige Reihe besonders Rückenwind gehabt wegen der bevorstehenden Klimakonferenz in Kopenhagen, die in der Nachfolge von Kyoto steht. Das Interesse daran, als Münchner Bürger etwas beizutragen, war groß. Auf der Abschlussveranstaltung am Donnerstagabend hat das Plenum noch ein Paket für Kopenhagen geschnürt. Bürgermeister Hep Monatzeder wird dort am begleitenden Bürgermeisterforum teilnehmen.

Der Grüne Umweltreferent Joachim Lorenz

Der Grüne Umweltreferent Joachim Lorenz

SZ: Der Klimaherbst gehört als Projekt der Öffentlichkeitsarbeit in den breiteren Zusammenhang des Bündnisses „München für Klimaschutz”. Welche Erfolge kann das bereits vorweisen?

Lorenz: Ein Ergebnis ist das soeben erschienene und schon vom bayerischen Umweltministerium ausgezeichnete „Klimasparbuch”, eine Sammlung von Umwelttipps und einem Gutscheinheft, das zu umweltgerechterem Verhalten animieren soll. Außerdem haben wir eine Reihe von Projekten entwickelt, die ebenfalls helfen sollen, den Ausstoß des klimaschädlichen CO2 zu senken.

SZ: Was für Projekte sind das?

Lorenz: Es geht beispielsweise um Ideen, wie man den Gebäudebestand sanieren und dabei auch das sogenannte Investor-Nutzer-Dilemma auflösen kann. Oft hat ja der Hausbesitzer nur bedingt Interesse, die Energietechnik zu optimieren, wenn nur der Mieter und nicht auch der Vermieter von den Einsparungen profitiert. An unserem Modell haben auch der Mieter- und der Haus-und-Grundbesitzerverein mitgearbeitet. Oder es gibt Ansätze für ein sogenanntes virtuelles Kraftwerk. Da tüfteln Stadtwerke und Private daran, wie sich Kleinkraftwerke, die mit erneuerbaren Energien arbeiten, mit optimalem Ertrag ins Netz zuschalten lassen. Was mir besonders gefällt: Viele Player wie Umweltverbände, Kleinbetriebe, IHK und Stadtwerke, die sonst nicht ohne Weiteres zusammenkommen, suchen hier gemeinsam nach Lösungen. Mit dem Geld, das das Bündnis in einem Wettbewerb des Bundesumweltministeriums für vorbildliche Klimaschutzaktivitäten gewonnen hat, wollen wir es in kleinerem Rahmen fortsetzen.

Interview: Martin Thurau

Mit freundlicher Genehmigung der Süddeutschen Zeitung

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