Woher kommt eigentlich unser Wasser?

Keine leichte Frage. Harald Lesch lehrt Astrophysik und Naturphilosophie und ist Moderator des ZDF-Magazins „Abenteuer Forschung“. Er sollte eine Antwort parat haben:

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Text: Harald Lesch / Illustration: Christoph Ohanian

Wie kam das Wasser auf die Erde? Holen Sie sich doch mal ein Glas frisches Wasser. Ich warte hier.

So und jetzt ganz langsam trinken. Sie spüren die kühle Frische und natürlich wissen Sie, dass ohne das Wasser kein Leben auf der Erde möglich ist. Sie wissen, dass Sie zu einem ganz erheblichen Teil aus Wasser bestehen. Und Sie wissen sogar, dass diese Gedanken im Kopf ohne Wasser nie gedacht worden wären. Also ohne Wasser geht und denkt nichts im Universum.

Aber woher kommt dieser Stoff – H2O – eigentlich? Die Antwort ist verblüffend: von den Sternen! Warum?
Weil wir hier leben. Leben auf Planeten kann nur entstehen, wenn der Planet dem strahlenden Stern nicht zu nahe kommt und nicht zu weit entfernt umkreist.
Klar, sonst ist es zu heiß oder zu kalt. Astronomen sprechen von der bewohnbaren Zone. Unsere Erde umkreist die Sonne in einem Abstand von rund 150 Millionen Kilometern, sie bewegt sich mitten in der bewohnbaren Zone der Sonne.
Betrachtet man diese Position aber zu Zeiten, als das Sonnensystem gerade entstand, also vor rund 4,5 Milliarden Jahren, dann kommt man zu dem überraschenden Ergebnis: Es war viel zu heiß für Wasser. Die inneren Planeten hatten alle kein Wasser bei ihrer Geburt. Das Wasser kommt von Asteroiden, die aus der Region um den Jupiter stammen.
Diese einige zehn oder hundert Kilometer großen Felsbrocken schlugen auf die gerade zur Felsenkugel erstarrenden Urerde ein und brachten das Wasser. Genaue Untersuchungen der Zusammensetzung des Erdwassers und ein Vergleich mit dem Wasser in Meteoriten und Kometen unterstützen dieses Modell.
In den ersten 500 Millionen Jahren des Sonnensystems schlugen auf der Erde Brocken ein, die die Erde zum blauen Planeten machten. Übrigens, der Begleiter der Erde, der Mond, erzählt uns noch aus dieser dramatischen Frühphase.
Die Mondoberfläche weist nämlich noch alle Narben des damaligen Flächenbombardements auf. Während auf der Erde, aufgrund ihrer inneren Hitze, längst alle Spuren verschwunden sind, zeigt uns der Mond, was damals los war.
Die Erde hat viel Wasser im Vergleich zu Venus oder Mars. Das die Asteroiden ihr so viel Wasser von außen bescherten, hatte große Auswirkungen auf die Atmosphäre. Es regnete Jahrtausende, der Regen wusch fast alles an Kohlendioxid aus der Atmosphäre, es entstanden Kalkgesteine. Der Treibhauseffekt der Urerde wurde immer schwächer und unserer Erde blieb das Schicksal der Venus erspart. Dort ist es 450 Grad Celsius heiß. Letztlich kommt das Wasser auf der Erde aus der Gaswolke, aus der sich das Sonnensystem bildete. Da bildeten Sauerstoff- und Wasserstoffatome die Wassermoleküle. Der Sauerstoff, den wir atmen und trinken, kam von explodierten Sternen. Wie alle chemischen Elemente, die schwerer sind als Helium wurde auch der Sauerstoff in Sternen erzeugt und mittels gewaltiger
Explosionen ins Universum geschleudert, wo er sich zu Gaswolken verdichtete. So, jetzt ist ihr Glas Wasser leer und ich bin durstig.
Na dann Prost.

Quelle: Klimaherbst-Magazin 2008

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