Noble Berater

Im Vorfeld des 4. Münchner Klimaherbstes werden Ansätze für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung diskutiert. Träger des Alternativen Nobelpreises beraten im Carl-Orff-Saal des Gasteigs über die Perspektive Münchens –  am Dienstag, den 21. September um 19.00 Uhr.

Ausgangspunkt des Podiumsgesprächs ist die Tatsache, dass Städte wie München in besonderem Maße für den Klimawandel mitverantwortlich sind. Rund 80 Prozent aller Ressourcen werden weltweit in Städten verbraucht. Urbane Lebens- und Wirtschaftsstile gelten als die größten Triebfedern von Klimawandel und Energieverknappung.

Im Zentrum des Podiumsgesprächs steht dabei die Leitfrage: Wie können Städte wie München zur Lösung dieser Probleme beitragen?

Drei Preisträger des Right Livelihood Award (Alternativer Nobelpreis) kommen nach München, um als Berater zur Zukunft der Stadt ihre Sicht und Erfahrung beizusteuern.

Die Gäste:

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Francisco Whitaker Ferreira (Brasilien), Sozialaktivist und Gründer des Weltsozialforums

2006 erhielt er den Ehrenpreis des Right Livelihood Awards für sein lebenslanges Engagement für Demokratie in Brasilien. Als katholischer Aktivist gegen Korruption und für eine demokratische Gesellschaft in Brasilien war er gezwungen viele Jahre im französischen Exil zu verbringen wurde Projektleiter für das Catholic Committee against Famine and for Development. Er ist eine der Schlüsselfiguren des Weltsozialforums, das 2001 zum ersten Mal in Porto Alegro (Brasilien) stattfand und seitdem jährlich mit hunderttausenden Teilnehmenden in verschiedenen Ländern zeitgleich mit dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos stattfindet und weltweit die Kritiker der Globalisierung und eines freien Welthandels zusammenbringt. Chico Whitaker begann sein soziales Engagement in den 1950er Jahren als Architekturstudent und Mitglied der katholischen Studentenbewegung JUC. 1965 begann er seine Zusammenarbeit mit Befreiungstheologen wie Bischof Hélder Camara und Paulo Freire, auch von Leonardo Boff wurde er beeinflusst. Francisco „Chico“ Whitaker ist Ratsmitglied des World Future Councils.

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John F. C. Turner (Großbritannien), Architekt und Pionier der weltweiten Siedlungspolitik

Die Architektur John F. C. Turners ist richtungweisend, da sie nicht allein am Reißbrett entsteht, sondern die Bedürfnisse der Menschen berücksichtigt. 1988 wurde Turner mit dem Right Livelihood Awards bedacht. Turners Bauten entstehen oft auf Eigeninitiative und in Selbsthilfe der späteren Bewohner, weshalb deren Selbstverwaltung, Nachbarschaftshilfe und Mitbestimmung fester Bestandteil bei der Planung sind. Auf diese Weise beeinflußt der Architekt schon lange Theorie und Praxis des Prinzips der Realisierung von Gebäudekomplexen, die ihren Bewohnern Selbstorganisation erlauben. Nach Abschluß seines Architekturstudiums in London 1954 arbeitete John F. C. Turner acht Jahre in Peru, später in den USA und in Großbritannien. Von 1965 bis 1967 forschte er am Gemeinsamen Zentrum für Städteforschung des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Harvard University und lehrte anschließend bis 1973 am MIT. Nach Dozententätigkeiten in London koordinierte er von 1983 bis 1986 die Habitat International Coalition (HIC), deren Aktivitäten auf „die Anerkennung, Verteidigung und vollständige Durchsetzung des Rechts aller Menschen in aller Welt auf einen gesicherten Ort, an dem sie in Würde leben können“, abzielte.

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Hans-Peter Dürr (Deutschland), Physiker, Mitglied des Club of Rome und Ehrenbürger Münchens

Der Münchner Quantenphysiker und ehemalige Direktor des Max-Planck-Instituts für Astrophysik, Hans-Peter Dürr erhielt den Right Livelihood Award („Alternativen Nobelpreis“) 1987 für sein internationales Engagement gegen die „Star Wars“- Pläne des US-Präsidenten Ronald Reagan. Zudem trug seine enge Kooperation mit wissenschaftlichen Kollegen jenseits des „Eisernen Vorhangs“ noch während des Kalten Krieges dazu bei, grenzüberschreitende Umweltprojekte zu befördern und die Aufweichung der ideologischen Feinbilder zu erleichtern. Hans Peter Dürr war als Schüler des Quantenphysikers Werner Heisenberg Zeit seines Lebens mit dem „neuen Denken“ der Naturwissenschaft verbunden. In seinen Veröffentlichungen, Reden und Interviews wies der Grundlagenforscher Dürr dabei immer wieder auf die inneren Widersprüche der herrschenden strategischen Dogmen hin und zeigte auf, wie wenig sie einer modernen „holistischen“ Sicht der Wirklichkeit entsprechen.

Chatten Sie mit:

Auf www.gruenundgloria.de diskutieren wir am 21. September, ab 21.30 Uhr, mit prominenten Gästen über die Ergebnisse. Live im Web-TV mit Chatmöglichkeit im Rahmen der Debattenreihe zur städtischen Klimaschutz-Leitlinie.

Veranstalter: Global Challenges Network e.V., oekom e.V. und Münchner Volkshochschule

Alternative Nobelpreisträger zur Perspektive Münchens
Dienstag, 21. September 2010
um 19.00 bis 21 Uhr, Gasteig, Rosenheimer Straße 5
Eintritt: 7 €

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