Klimaflucht – uns läuft die Zeit davon

Momentan sind 60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Das hat zum Großteil politische und religiöse Gründe. Kommen klimatische Veränderungen als Faktor hinzu, könnte die Zahl der Fliehenden auf bis zu 250 000 000 bis 300 000 000 Menschen ansteigen.

Dies hat sich die evangelische Stadtakademie München, die Petra-Kelly-Stiftung, das Münchner Forum für Nachhaltigkeit und die Umweltakademie e.V. zum Anlass genommen, um zu einem Vortragsabend einzuladen. Das Thema lautet kurz und knapp: „Klimaflucht“.
Dr. Hermann E. Ott vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH sieht den Klimawandel als „größtes Experiment“ der Menschheit. Ein Experiment, das sich nur einmal durchführen lässt. Bisher verbrauchen wir innerhalb eines Jahres so viel fossilen Brennstoff, wie sich in einer Millionen Jahre gebildet hat. Dass hier ein enormes Ungleichgewicht vorliegt, ist jedem klar.

Die Auswirkungen des Klimawandels sind jetzt schon in einem so großem Ausmaß messbar, die Wissenschaftler verunsichert. In diesem Winter war es in einigen Teilen der Arktis 30 Grad wärmer, als es normalerweise der Fall ist. Von -30 Grad ist die Temperatur auf 0 Grad gestiegen. Ein fataler Anstieg, dessen Auswirkungen noch nicht erfasst sind.
Insgesamt war der Februar dieses Jahr so warm, dass er mehr als 2 Grad über dem gesamten Durchschnitt des 20. Jahrhunderts lag. Diese Zahlen machen deutlich: Es muss etwas getan werden. Der Klimawandel ist schon jetzt mess-und spürbar. Die Folgen für Mensch und Natur werden immer sichtbarer und klimabedingte Katastrophen nehmen zu. Einzelne Länder haben jetzt schon mit den Folgen des trockenen Winters enorm zu kämpfen. In Vietnam hat die Trockenheit zu einem Verlust von -4% des Bruttosozialprodukts geführt. Zimbabwe hat dasselbe Problem, nur dass sich die Trockenheit hier noch stärker auf die Wirtschaft ausgewirkt hat: Um -12% hat das BSP hier abgenommen.

Diese Beispiele zeigen, dass sich Klimaflucht und Wirtschaftsflucht häufig bedingen. Bis sich Menschen dazu entscheiden, ihre Heimat für eine unbestimmte Zukunft zu verlassen, muss viel passieren. Auf der Makroebene spielen verschiedene Einflussfaktoren eine Rolle wie beispielsweise Umwelt und politische Gegebenheiten. Die Mikroebene beinhaltet persönliche und familiäre Entscheidungen, die Makroebene stellt vermittelnde Bedingungen dar. Hier kann beispielsweise die Politik ansetzen, um eine legale Einwanderung zu ermöglichen oder wirtschaftliche Anreize zum Bleiben setzen.

Dr. Ott führ aus, dass die Syrien-Krise eine Melange von falscher Politik, Kriegen und Naturkatastrophen war. Das ist häufig der Fall, klimatische Veränderungen verstärken Probleme, die schon vorhanden sind. Gegen Ende des Vortrags kommt Ott auf das Paris Agreement aus dem letzten Jahr zu sprechen. Er kritisiert, dass es sich bei den „national bestimmten“ Beiträgen um freiwillige Zusagen handelt. Diese sind nicht verbindlich und laut Ott reichen die zugesagten Maßnahmen ohnehin nicht aus, um die Emissionen in dem Maße zu begrenzen, dass die Klimaerwärmung sich auf ein Plus von 1,3 bis 1,5 Grad beschränkt. Nur eine Erwärmung, die sich in diesem Bereich abspielt, könnte garantieren, dass die Welt für den Menschen noch gastfreundlich bleibt. Das zeigt, dass hier die Staaten ihre Versprechen nachbessern müssen. Dafür ist der Druck aus der Zivilgesellschaft und den Medien unumgänglich. Ott ist sich jedoch sicher, dass wir den Klimawandel und die Klimaflucht nur dann wirksam bekämpfen können, wenn wir ein faires Wirtschaftssystem entwickeln. Wir müssen Empathie für unsere Mitmenschen schaffen, die nicht an der eigenen Landesgrenze aufhört. Die sozialen Systeme müssen sich verbessern, ebenso müssen Öko-Systeme geschaffen werden. Riesige Naturschutzgebiete, in denen der Mensch sich nicht aufhalten darf.

Wenn wir es schaffen füreinander und für den Planeten, der unsere Heimat ist, Verantwortung zu übernehmen, können wir auch den Klimawandel einschränken.



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   gruenundgloria.de - Blog: Natalie Adel

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