Die Olympioniken reisen 2018 nach Südkorea und nicht nach Bayern. Ein jahrelanger Zwist im Freistaat geht damit zu Ende. Ein Gastbeitrag von Dieter Janecek, Landesvorsitzender der Grünen und einer der prominentesten Olympia-Kritiker, stimmt versöhnliche Töne an:
Pyeongchang hat sich mit einem deutlichem Votum von 63 Stimmen gegenüber 25 für München und 7 für Annecy durchgesetzt. Südkorea wird somit nach zwei erfolglosen Kandidaturen die Olympischen Winterspiele 2018 austragen.
Die Bewerbungsgesellschaft München2018 hat bis zum Schluss eindrucksvoll für ihr Projekt gestritten und damit nach Umfragen auch den Wünschen einer (nicht sehr großen) Mehrheit der Bevölkerung entsprochen. Auch Grüne haben sich für und in diesem Projekt engagiert mit Begeisterung für den Wintersport und dem Anspruch, der Nachhaltigkeit und ökologischen Verantwortbarkeit im Rahmen der Bewerbung größtmögliche Geltung zu verschaffen.
Auf Kreis-, Landes- und Bundesebene haben wir über mehrere Jahre über das Für und Wider gestritten. Wir waren damit die einzige Partei, die mit der entsprechenden inhaltlichen Tiefe und Leidenschaft das Projekt Olympia 2018 dem Nachhaltigkeitsgedanken gegenübergestellt hat. Dass wir diese für uns schwierige Debatte überhaupt geführt haben und es uns dabei alles andere als leicht gemacht haben, ist allein bereits ein Wert an sich.
Befürworterinnen und Befürworter verwiesen in einer oftmals emotionalen Diskussion auf die große Werbewirkung der Marke Olympia auch nach den Erfahrung der Sommerspiele 1972, auf Entwicklungspotentiale insbesondere für den Raum Garmisch und natürlich die große Sportbegeisterung in diesem Land und das damit verbundene emotionale Erlebnis. Auch die Paralympics mit ihrer Wirkung für den Behindertensport wurden stets mitbetont. Für die Stadt München wurde mit der nachhaltigen Umgestaltung des Olympiaparks argumentiert, auch sei das Konzept München 2018 insgesamt das nachhaltigste aller Bewerbungskonzepte.
Bei der Mehrheit an der grünen Basis überwog die Skepsis, dass Olympische Winterspiele in ihrer bisherigen Konzeption in Zeiten des Klimawandels ökologisch verantwortbar sein können. Die intransparente Rolle des IOC, finanziell riskante Knebelverträge gegenüber den verschuldeten Ausrichterstädten und die mangelnde BürgerInnenbeteiligung waren weitere zentrale Kritikpunkte. Den KritikerInnen und allem voran dem Bündnis Nolympia ist es zu verdanken, dass wenigstens die Menschen in Garmisch-Partenkirchen am Ende doch beteiligt wurden. Mit 55:45 Prozent befürworteten sie die Austragung der Olympischen Winterspiele in ihrer Region. Oberammergau wurde bei Ankündigung eines Bürgerbegehrens bereits 2009 aus dem Konzept genommen.
Nun, am Ende hat es (bei weitem) für die Münchner Bewerbung nicht gereicht. Über die Motive des IOC für diese Entscheidung kann gemutmaßt werden, letztlich ist das aber müßig. Fakt ist: Viele sind über den heutigen Ausgang sehr enttäuscht, andere froh, dass dieser Kelch an uns vorübergegangen ist.
Für die Zukunft sollte vor allem eines maßgebend sein: Die Menschen müssen bei der Ausgestaltung solcher Großprojekte von Anfang an und in einem transparenten Verfahren einbezogen werden. Begeisterungsfähigkeit und hohe Zustimmungsraten kann man nicht über eine noch so aufwendige PR erzwingen.
Der Beitrag ist erschienen auf dem Blog von Dieter Janecek.
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