Klimawandel im Herzen

Wie in meinem ersten Blog (unter ältere Beiträge) bereits erwähnt bin ich Klimaschützerin. Und dafür gehört für mich gleichberechtigt mit dem aktiven Klimaschutz z.B. durch Energiesparen dazu, den Klimawandel im Herzen zu stärken. Zwei Erfolg versprechende Ideen will ich hier vorstellen: „Faustlos“ und „Gewaltfreie Kommunikation“

Faustlos“ – ein Programm des Heidelberger Präventionszentrum

„Faustlos“ versucht schon den Kleinsten Empathie begreiflich zu machen. In Rollenspielen und als Theater werden Emotionen anderer erkannt (ist er wütend oder beleidigt?), friedliche Konfliktlösung erarbeitet (was kann ich machen, wenn ich so richtig wütend bin? Ohne Gewalt.), die Ausdrucksfähigkeit geschult (was fühle ich? Was war der Auslöser des Streits?). Dadurch können die Kinder in Konfliktsituation auf selbst eingeübte friedliche Lösungsmöglichkeiten zurückgreifen, sie verstehen den Blickwinkel anderer, verhandeln mehr miteinander, gehen Kompromisse ein, ihre Kommunikationsfähigkeit steigt. Hänseleien und Streitereien nehmen deutlich ab in Kindergärten und Schulen, an denen „Faustlos“ unterrichtet wird. Das kommt den Kindern, den ErzieherInnen und LehrerInnen und nicht zuletzt der ganzen Familie und Freunden zugute. Alles in allem hat „Faustlos“ eindeutig eine positive Auswirkung auf die gesamte Gesellschaft. Eltern, deren Kinder bereits teilgenommen haben, werden dies bestätigen.

Deshalb würde ich mir wünschen „Faustlos“ flächendeckend in alle deutschen Kindergärten und Grund- und weiterführenden Schulen zu bringen. Da die Umsetzung „von oben“ sehr unwahrscheinlich und falls doch, dann sehr langatmig ist, plädiere ich für eine Umsetzung „von unten“. Wenn sich 2-3 engagierte Elternpaare zusammentun bzw. den Elternbeirat überzeugen, wird „Faustlos“ auch an Eurer Schule/ Kindergarten möglich sein. „Ausreden“ wie: „Dafür haben wir kein Geld!“ können durch das Patenmodell der Stiftung „Bündnis gegen Gewalt“ gelöst werden, die den Schulungskoffer (incl. Materialien) und die Schulung von zwei Personen übernimmt. Der Ersteinsatz von ca. 600€ erscheint erst einmal recht hoch. Betrachtet man allerdings, dass dies eine einmalige Investition ist und das Material für 30, 40, 50 und mehr Jahre von der Schule „kostenlos“ genutzt werden kann, und betrachtet man die positiven Effekte, die „Faustlos“ auf den Schul- und Familienalltag hat, erscheinen die Anschaffungskosten geradezu „lächerlich“.

Die „Gewaltfreie Kommunikation“ (GFK) von Marshall B. Rosenberg ist eine Methode, mit anderen friedlich zu kommunizieren. Laut Rosenberg, versucht jeder durch seine Handlungen und Äußerungen seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen (z.B. Träume erfüllen, feiern, Sinn des Lebens finden, Selbstwertgefühl erhalten, akzeptiert werden, emotionale Sicherheit erhalten). Keiner handelt also, um den anderen absichtlich zu verletzen, sondern, um seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Zum Beispiel wird ein Autofahrer über einen langsam auf der Mittelspur Fahrenden schimpfen. Sein Bedürfnis ist es aber nicht, den anderen zu kränken, sondern z.B. rechtzeitig bei Omas Geburtstagskaffee zu erscheinen oder seine Familie ohne riskante Überholmanöver ans Ziel zu bringen oder ein Sinn für Ordnung.
Rosenberg stellt zwei zentrale Fragen:

1.Was ist in uns lebendig?
Das heißt, welche Gefühle hat das Verhalten einer anderen Person in uns hervorgerufen und welche Bedürfnisse wurden durch das Verhalten nicht erfüllt?
2.Was können wir tun, um das Leben schöner zu machen? Er plädiert für eine Kommunikation, die nicht wertet (Du bist schlecht/ faul etc.), sondern Beobachtungen mit den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen verknüpft und klare Bitten formuliert.

Zum Beispiel ärgert sich eine Mutter, weil ihre Tochter das Zimmer nicht aufräumt. Sie sagt: „Du bist faul, räum jetzt bitte endlich Dein Zimmer auf!“ Rosenberg schlägt vor die Beobachtung ohne Wertung zu formulieren: „Auf dem Zimmerboden liegen Kleidungsstücke herum.“ Mit den Gefühlen zu kombinieren, die das spezifische Verhalten, in einem hervorruft: „Das ärgert mich.“ Und die verletzten Bedürfnisse äußern: „Ich möchte Ordnung haben, und Unterstützung dabei.“ Dann eine klar formulierte Bitte äußern: „Kannst Du bitte Dein Bett machen, die Wäsche in den Wäschekorb tun und das Geschirr wieder zurück in die Küche tragen?“ Der Unterschied zwischen einer Bitte und einer Forderung ist, dass der/ die Angesprochene sicher sein muss, dass sie auch „Nein“ sagen darf, ohne bestraft zu werden und ohne negative Konsequenzen zu erfahren.
Klingt einfach, ist aber im Alltag schwierig umzusetzen. Schon bei der Lektüre des Buches merkt man allerdings eine Veränderung an sich: man sieht die Welt wieder positiver, ärgert sich nicht so sehr, wenn mal was anders läuft als geplant und man geht freundlicher auf die Leute zu und erhält mehr positives Feedback.
„Wird GFK gelebt, werden die Menschen Bitten nicht mehr aus Angst befolgen oder weil sie sich eine Belohnung erwarten, sondern weil sie das schöne Gefühl erfahren wollen, wenn man einem anderen etwas Gutes tut. Das erfreut jeden Menschen auf dieser Welt“, sagt Rosenberg. Ich kann die „Gewaltfreie Kommunikation“ nur jedem empfehlen. Die Ansichten von Rosenberg mögen kontrovers diskutiert werden, aber das Ergebnis seiner Arbeit würde allen Menschen gut tun. Deshalb lerne ich jetzt „Gewaltfreie Kommunikation“ und werde versuchen, sie wann immer möglich anzuwenden.

Liebe Grüße von Herzen,
Agnes

Foto: Lena Deubel



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Agnes Stante    gruenundgloria.de - Blog: Agnes Stante

Ich bin 27, Mutter, Studentin, Elternbeirätin, Münchnerin – soweit das Äußerliche. Innerlich bin ich Klimaschützerin: gegen den globalen Klimawandel und für einen Klimawandel im Herzen. Und ich bin Teilnehmerin der Münchner Klimawerkstätten. Was wir dort machen? Das erfahrt ihr in meinem Blog.

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