Sterbende Esche im Vormarsch

Eschentriebsterben wird durch einen Pilz hervorgerufen

Wer aufmerksam in den Wäldern und in Parkanlagen in und um München unterwegs ist, kann seit Wochen Eschen mit wenig oder abgestorbenen Blättern beobachten. Das so genannte Eschentriebsterben setzt den wertvollen Waldbäumen in diesem Sommer dramatisch zu, wie der Bund Naturschutz (BN) feststellt.

Betroffen ist jede Altersgruppe der Baumart Gemeine Esche. Den älteren Eschen fehlen bis zu 90% ihrer Blätter und die Baumkronen sind sehr licht. Bei Jungpflanzen ist je nach Standort ein komplettes Absterben der Bäume zu beobachten. Nur wenige Bestände sind noch weitgehenst vital.
Die Ursache hierfür ist eine neue Nebenfruchtform* des Pilzes „Weißes Stengelbecherchen“. Dieser Pilz lebt seit Jahrtausenden in Symbiose mit der Esche. Als neue Erscheinungsformen treten das „Eschenblatt-Stengelbecherchen“ und das „Falsche Weiße Stengelbecherchen“ auf. Welche von den beiden so aggressiv werden konnte, ist bislang noch ungeklärt. Der Pilz lebt parasitisch auf der Esche, das heißt er ernährt sich von dem Laubbaum und beschädigt bzw. tötet dabei die Pflanze.
Die Infektion der Esche erfolgt vermutlich über den Blattaustrieb. Durch die Luftverbreitung der Pilzsporen und durch den Handel mit infiziertem Baumschulmaterial konnte der Schaderreger die Eschenbestände flächenhaft infizieren.

Schon seit Mitte der 1990er Jahre wurden Schäden in Polen und den baltischen Staaten beobachtet. Aktuell tritt das Krankheitsphänomen in 18 europäischen Staaten auf und ist damit in Mittel- und Nordeuropa weit verbreitet. Im Jahr 2007
wurde das „F a l s c h e W e i ß e S t e n g e l b e c h e r c h e n“ zum ersten Mal in Deutschland nachgewiesen. In Bayern wurde das Eschentriebsterben zum ersten Mal im Spätsommer 2008 beobachtet. Zahlreiche Nachweise des Pilzes wurden 2009 aus dem südostbayerischen Raum erbracht und treten bis heute mit steigender Tendenz auf.

Zu erkennen ist die Krankheit an einer sogenannten lokalen Rindennekrose. Dies ist ein sich diffus ausbreitendes Absterben des Rindengewebes und der Wachstumsschicht des Baumes, dem Kambium. Daraus folgt das Absterben von Trieben, Zweigen und Ästen an den Eschen. Meist bilden die Laubbäume intensiv Ersatztriebe und Wasserreiser, sowie schlafende Knospen aus, was eine büschelige Belaubung kennzeichnet. Schlafende Knospen werden von der Pflanze unter der Rinde am Ast oder am Stamm angelegt. Dort können sie Jahre und sogar Jahrzehnte lebensfähig bleiben. Die Aufgabe der schlafenden Knospen bezieht sich einzig und
allein auf die Wiederherstellung verlorener Äste, Zweige oder auch des kompletten Stammes. Sie sind also ein inneres Rüsten der Pflanze gegen Schädlingsbefall, seien es Tiere oder Pilze.

Die Krankheit verläuft vorallem bei jüngeren Bäumen meist tödlich, doch ist auch das Absterben älterer Bäume bereits keine Seltenheit mehr. In stark befallenen Waldbeständen, sind glücklicherweise einige vitale Individuen sichtbar. Aus diesen könnte man resistente Eschen züchten, um einen Totalverlust dieser wertvollen Baumart zu verhindern.

Die Gemeine Esche ist eine in Europa heimische Baumart , die bis zu 40 Meter Höhe heranwachsen kann. Aufgrund ihrer guten Holzqualität wird die Esche zu den Edellaubhölzern gezählt. Nach Buche und Eiche gehört sie zu den wichtigsten Laubgehölzen die in Mitteleuropa genutzt werden. Eschenholz wird besonders dann eingesetzt, wenn höchste Ansprüche an Festigkeit und Elastizität gestellt werden. So wird das Holz häufig bei der Herstellung von Werkzeugen und Sportgeräten verwendet. Im Jahr 2001 wurde die Esche in Deutschland zum Baum des Jahres gewählt.

„Wir beobachten in diesem Jahr eine starke Zunamhe des Eschentriebsterbens. Befallene Bäume in Wäldern und an Gewässern sollten zur Strukturanreicherung, als Totholz, stehen gelassen werden. Die Zersetzung toter Bäume, ist die Basis für das Ökosystem Wald“, meint Christian Hierneis, 1. Vorsitzender der Kreisgruppe München des BN.

* Die Nebenfruchtform ist die ungeschlechtliche Form bei Pilzen. Unter ungeschlechtlicher Vermehrung versteht man die Vermehrung von Lebewesen, bei der die Nachkommen ausschließlich die Gene eines Elternteils enthalten und zwar in identischer Kopie. Die Hauptfruchtform hingegen ist die geschlechtliche Form bei Pilzen. Als geschlechtliche Fortpflanzung bezeichnet man die Erzeugung von eigenständigen Nachkommen durch die Bildung weiblicher und männlicher Geschlechtszellen.

Foto: Bernd Sterzl/ pixelio.de



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