Fleischatlas 2016: So entsteht das Fleisch für Deutschland

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Größer, schneller, mehr Exporte – das scheinen die Prämissen der deutschen Fleischproduktion zu sein. 2013&14 brachten BUND und Heinrich-Böll-Stiftung schon zusammen den Fleischatlas heraus. Jetzt ist er wieder da und nimmt die Fleischproduktion in Deutschland unter die Lupe. Die wichtigsten Fakten und die offensichtliche Schere zwischen Wunsch und Realtiät haben wir hier zusammengefasst.

Der Status Quo

Deutschland befindet sich momentan in einer seltsamen Situation. Der Großteil – 90-95%! – der Betriebe muss schließen, obwohl immer mehr Fleisch erzeugt wird. Heute wird doppelt so viel Schweinefleisch produziert wie vor zwanzig Jahren, von einem Bruchteil der Bauern. Wobei Bauern vielleicht das falsche Wort ist, den genau die kleineren Betriebe mit mehreren Tiersorten geben das Geschäft auf, der Trend geht hin zu Megaställen, in denen Tiere wie am Fließband produziert werden.
Der Fleischkonsum der Deutschen ist dabei im Großen und Ganzen gleich gebleiben, in den letzten Jahren ist er sogar minimal rückläufig, immerhin 100g Fleisch weniger pro Kopf und pro Jahr. Stattdessen wird ins Ausland exportiert. Um die Weltmarktpreise halten zu können, muss schlecht bezahlt und viel produziert werden, daher die riesigen Ställe und die billigen Arbeitskräfte aus Osteuropa. Zusätzlich wird das Futter zu großen Teilen importiert – insbesondere Sojaschrot, für den in Südamerika große Waldflächen gerodet werden.

Wunsch vs. Realität

Diese Produktionsweise geht aber an den Wünschen der deutschen Verbraucher vorbei. Laut einer Umfrage des Landwirtschaftsministeriums sind 80% der Deutschen bereit, mehr für ihr Fleisch zu zahlen, wenn die Tiere dafür bessere Lebensbedingungen haben. Umgesetzt wird das wenig: Bundesweit gesehen konzentrieren sich die Fleischerzeuger zu Massenställen, anstatt den Tieren mehr Raum zu geben. Dass viel Fleisch exportiert wird und auf dem Weltmarkt mithalten muss, ist sicherlich ein Grund dafür.
Die Verbraucher machen jedoch verstärkt Druck: Durch Proteste konnten große Mastbetriebe in NRW verhindert werden, in Brandenburg gibt es ein Volksbegehren gegen Massentierhaltung. In den kommenden Jahren greifen Gesetze, die die Kürzung von Hühnerschnäbeln und Schweineschwänzen verbieten. Es geht also etwas voran, aber noch klaffen Wunsch und Realität der Fleischerzeugung weit auseinander.

Mit Vorsicht zu genießen

Der BUND und die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung sind beim Thema Fleisch bestimmt nicht ideologiefrei. Das macht eine objektive Bewertung von Fakten schwierig (wir denken trotzdem, dass die genannten Zahlen stimmen). Wer sich die Texte einmal durchliest, erkennt ganz klar die Linie: Zurück zur kleinbäuerlichen Kultur! Weg von Massentierhaltung!
Prinzipiell sind das gute Ziele, aber sie haben einen deutlichen Haken: Beim jetzigen Fleischkonsum in Deutschland wäre ein kompletter Umstieg auf Bio-Landwirtschaft und inländische Erzeugung der Futtermittel ohne Kunstdünger und Pestizide nicht möglich. Dafür reicht der Platz einfach nicht. Großbetriebe nutzen Flächen intensiv und effektiv, belasten aber ihre direkte Umwelt. Kleinbetriebe brauchen mehr Fläche für weniger Tiere, und können ohne Glyphosat&Co. nicht einfach riesige Felder mit nur einer Pflanzensorte anpflanzen. Der Weg hin zu weniger Umweltbelastung führt nur über weniger Fleischkonsum im Inland und weniger billige Exporte ins Ausland.

Wenn, dann richtig

Das heißt nicht, dass ab sofort niemand mehr Fleisch essen darf. Den eigenen Fleischkonsum zu überdenken und zu hinterfragen, ist ein guter erster Schritt. Wer Fleisch essen möchte, soll das tun: Aber bitte richtig! Wir würden empfehlen, lieber weniger Fleischgerichte pro Woche zu essen und dafür auf die Herkunft und Qualität des Tieres zu achten. Fleisch von lokalen Bauern (von denen es schon noch ein paar gibt) aus artgerechter Haltung und Schlachtung schmecken besser und können in Maßen mit gutem Gewissen gegessen werden.

Franziska von Grünes Element


Den Fleischatlas zum Runterladen und Selberlesen gibt es hier. Alle Informationen wurden von dort übernommen. Die Grafik steht unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland“ (CC BY-SA 3.0 DE). Der Text der Lizenz ist unter http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/legalcode abrufbar.



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