Aus fünf Fressliegeboxen dringen klagende Tiergeräusche, Grunzen, Körper bewegen sich. Doch in den aneinandergereihten Boxen der konventionellen Schweinehaltung liegen gar keine Schweine, sondern überdimensionierte Würste, die wie ihre lebenden Vorfahren kaum Platz in ihren Ställen haben. Mittels einer eingebauten Mechanik versuchen sich diese Würste zu bewegen und geben Geräusche von sich.
Die Kunstinstallation „Alles hat ein Ende… (nur die Wurst hat keins)“ des anonymen Künstlerinnenkollektivs NEOZOON war bereits auf dem Tollwood Sommerfestival 2015 zu Gast und regte dort die Besucher zum Nachdenken an. Vom 10. bis zum 12. April wird sie erneut auf dem Münchner Marienplatz zu sehen sein. Die Installation ist Zentrum einer Mahnwache zum Thema artgerechte Tierhaltung des von Tollwood initiierten Aktionsbündnis „Artgerechtes München“. In diesem Frühjahr entscheidet der Münchner Stadtrat über die Forderung, dass im Wirkungskreis der Landeshauptstadt nur noch Fleisch aus artgerechter Tierhaltung ausgegeben werden soll.
Das Kunstwerk kritisiert das Konsumverhalten der „Wurstesser-Nation“ Deutschland: Indem das Tier als das gezeigt wird, zu was es bestimmt ist, wird die industrialisierte Massentierhaltung ungeschönt vor Augen geführt.
Das Künstlerinnenkollektiv
Das Thema Tierhaltung ist NEOZOON schon immer ein großes Anliegen gewesen. Welche Wertschätzung erfahren Nutztiere in unserer Gesellschaft? Welchen Einfluss hat die industrielle Massentierhaltung auf unsere Wahrnehmung? Seit den Anfängen steht das Mensch-Tier-Verhältnis im Mittelpunkt ihrer Arbeiten. NEOZOON gründete sich 2009 als anonymes Künstlerinnenkollektiv. „Das Gründungskonzept unserer künstlerischen Arbeit ist das Verhältnis von Mensch und Tier und die Frage, wie moderne Gesellschaften mit lebenden als auch toten Tieren umgehen“, so die Künstlerinnen über ihre Arbeit.
In ihren Werken behandeln NEOZOON die Widersprüche unseres alltäglichen Umgangs mit Tieren ebenso wie die Medialisierung dieser Praktiken. Der Name der Künstlerinnen leitet sich aus dem Begriff „Neozoen“ ab, der Tier- und Pflanzenarten umschreibt, die im Gefolge des Menschen Gebiete besiedeln und dort die ursprüngliche Flora und Fauna verändern und teilweise auch gefährden. Die Gruppe NEOZOON hat im Rahmen einer Aktion z.B. sogenannte Manteltiere in Berlin und Paris ausgesetzt, die sich seitdem als Neozoen verbreitet haben und unter anderem im Münsteraner und im Magdeburger Zoo zu bestaunen waren. Die Manteltiere sind pelzig, plump, ein wenig unheimlich – und eigentlich keine richtigen Tiere. Sie waren einmal Pelzmäntel. Doch weil die bepelzten Wesen sich mittels eingebauter Mechanik bewegen, rätselt man, was sich da tatsächlich hinter der Glasscheibe verbirgt…
Wir sind gespannt und definitiv dabei bei der kommenden Mahnwache am Marienplatz!
Fotocredit: Bernd Wackerbauer
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