Alte Akademie – nach dem Realisierungswettbewerb


Die Alte Akademie an der Neuhauser Straße zählt seit Jahrhunderten zum Kernbestand der Münchner Stadtgeschichte, als Ort der Religion, der Kunst, der wissenschaftlichen Lehre. Nach den massiven Zerstörungen des 2. Weltkriegs wurde sie angemessen und mit viel Empathie wieder aufgebaut, das nicht zerstörte Erbe wurde bewahrt. Danach fiel sie, was die Bedeutung für die Stadtgesellschaft betrifft, im Kernbereich in eine Art Dämmerschlaf, wurde mit Verwaltungsnutzungen ausgestattet, die sich hinter einer bedeutenden Renaissancefassade der öffentlichen Wahrnehmung entzogen. Eigentümer dieser – im heutigen Sprachgebrauch – herausragenden Immobilie in bester Lage ist der Freistaat Bayern. Die „München, Alte Akademie Immobilien GmbH & Co. KG“, ein Unternehmen der österreichischen SIGNA-Gruppe, hat vom Freistaat an einem wesentlichen Teil des Gevierts der Alten Akademie 2013 das Erbbaurecht erworben. Dies ist offenbar ohne einschränkende Vorgaben gegenüber dem Investor erfolgt.


Alte Akademie, Prof. Morger von Morger Partner Architekten Basel | Foto: Detlev Sträter

Alte Akademie, Prof. Morger von Morger Partner Architekten Basel | Foto: Detlev Sträter

Der Investor hat Ende letzten Jahres einen Realisierungswettbewerb für den von ihm erworbenen Teil der Alten Akademie ausgelobt und durchgeführt, der mit der Landeshauptstadt München, der Trägerin der Planungshoheit, abzustimmen war. In diesem Verfahren sollte der schwierige Spagat zwischen Erhalt und Würdigung des historischen Ortes und den Anforderungen einer wirtschaftlichen Verwertung als hochwertige Handelsimmobilie mit ergänzenden Nutzungen, z.B. attraktiven Wohnungen, gelingen.
12 Architektenteams wurden eingeladen, sich dieser Aufgabe zu stellen. Das Ergebnis liegt nun vor.
Der Investor SIGNA hat Mitglieder des Münchner Forums am 9. Mai 2016 zum einem gesonderten Termin in die Räume der Alten Akademie eingeladen. Hier wurde den Besuchern das Wettbewerbsergebnis noch vor der offiziellen Ausstellungseröffnung (zugänglich vom 10. bis 24. Mai 2016) präsentiert. Für den ersten Preisträger Morger Partner Architekten Basel (mit Maurus Schifferli Landschaftsarchitekt, Bern) hat Professor Morger persönlich den Vertretern des Münchner Forums seine Planung erläutert und die Haltung erkennen lassen, aus der heraus er an die Aufgabe heranging. Der Vortrag war überzeugend, denn angesichts der Vorgaben der Auslobung, einer Flächeneffizienz und langfristigen Marktfähigkeit der zukünftigen Handelsimmobilie hohe Priorität einzuräumen, war es mutig, das Gebaute so konsequent zu würdigen und im Geiste der Vorgänger weiter zu entwickeln, wie es Prof. Morger und sein Team taten. Er selbst, sagte er, war fast überrascht, dass er den 1. Preis angesichts dieser Vorgaben gewann. Er sieht allerdings „Spielräume“ bei der Entwicklung des Entwurfs im weiteren Verfahren.
Nicht zuletzt um diese Spielräume geht es dem Münchner Forum, das mit einer Themenschwerpunkt-Ausgabe der „Standpunkte“, die als Heft 8./9.2016 Anfang August erscheinen soll, das Thema Alte Akademie umfassend behandeln wird.
Die jüngsten Erfahrungen, gerade im Münchner Innenstadtbereich, zeigen leider, dass selbst prämierte Wettbewerbsentwürfe im weiteren Verfahren erhebliche, für den öffentlichen Raum negative Veränderungen erfahren können, wenn sich das wirtschaftliche Verwertungsziel vorrangig durchsetzt.
Das Münchner Forum wird daher die Alte Akademie, deren Investor und die Stadt als Trägerin der Planungshoheit konstruktiv und kritisch begleiten, wird Anregungen und Forderungen formulieren, die angesichts der Bedeutung des Ortes angemessen und öffentlich zu diskutieren sind.

Helmut Steyrer

Helmut Steyrer ist Architekt, war Münchner Stadtrat und Geschäftsführer der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS). Er war von 2013 bis 2015 Vorsitzender des Programmausschusses des Münchner Forums.



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1 Kommentar zu “Alte Akademie – nach dem Realisierungswettbewerb”

  1. Hans sagt:

    Architekt Morger ist persönlich sicher überzeugend. Wenn man die Pläne aber genauer anschaut, was anscheinend niemand macht, dann ist auch das SIGNA-Projekt eine reine Rendite-Kuh und das alte Gebäude geht dabei kaputt. Dazu gibt es einen Blog, der das weiter verfolgt: http://www.alte-akademie.live

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