Hallo Leute,
ich heiße Agnes Stante und erzähl Euch mal, was wir in der „Klimawerkstatt“ so machen. Ich sag einfach mal Du, wer gern mit Sie angesprochen werden würde, denkt sich das Sie bitte dazu.
Bevor ich starte, noch kurz zu meiner Person:
Ich bin 27, Mutter, Studentin, Elternbeirätin, Münchnerin – soweit das Äußerliche. Innerlich bin ich Klimaschützerin: gegen den globalen Klimawandel und für einen Klimawandel im Herzen. Was das im Einzelnen heißt werdet ihr teilweise hier im Blog erfahren, teilweise wird es mein Geheimnis bleiben. Entweder weil ich was schreibe, was jeder Leser durch seine Erfahrungswelt anders interpretiert und teilweise, weil ein ganzes Menschenleben nicht in einen Blog passt.
Ich wünsch Euch viel Spaß beim Lesen, Diskutieren und Philosophieren.
Mein Klimaexperiment
Ich werde jede Woche eine meiner Aktionen mit Euch teilen, besprechen, erzählen was gut und schief läuft und meinen Gedanken freien Lauf lassen. Ich starte mit ner einfachen Aktion – zumindest habe ich das am Anfang gedacht: RECYCLINGPAPIER. Der Plan: verwende ab jetzt nur noch Recyclingpapier und Recyclingkuverts im Haushalt!
Recyclingpapier war in den 80ern und 90ern mal so „in“, dass ich als Kind zumindest immer matschgraue Hefte hatte. Mit den Jahren hat sich das irgendwie verloren. Ohne es zu bemerken, habe auch ich nur noch FSC-zertifiziertes weißes Papier gekauft. Mit dem FSC-Zeichen hat sich jeder gedacht: „Ist doch in Ordnung, alles umweltfreundlich.“ FSC ist auch besser als nicht-FSC zertifiziertes Papier, aber es ist immer noch aus Bäumen hergestellt und wird danach immer noch meist einfach so weggeschmissen. Vor zwei Monaten hab ich mit dem Buch „The Story of Stuff – wie wir unsere Erde zumüllen“ von Annie Lenard begonnen (siehe auch www.thestoryofstuff.de) und bin schon bald schockiert darüber gestolpert, dass weltweit jeder fünfte gerodete Baum für Papier verwendet wird.
Dass wir Bäume brauchen ist jedem klar: sie speichern das CO2, stellen Sauerstoff her – sie sind also wichtig für unser Klima. In den Wäldern leben Tiere und wachsen Pflanzen, die entweder wichtig für die gesamte Nahrungskette sind oder uns ein Beipsiel für Biomimikry sein können (das heißt: Nachahmung in der Natur vorkommender Phänomene zur Lösung menschlicher Probleme z.B. Lotuseffekt) oder medizinisch wirksame Bestandteile enthalten (z.B. Penicillin). Zudem speichern bewaldete Flächen das Wasser besser, verhindern Erosion, binden nährstoffreiche Böden, filtern unser Trinkwasser, dienen in vielen Ländern als Brenn- und Baumaterial und sind einfach für die gesamte Weltbevölkerung überlebensnotwendig. Weltweit werden Jahr für Jahr mehr als sieben Millionen Hektar Wald abgeholzt, das sind 20000 Hektar pro Tag. Das entspricht einem Gebiet, das zweimal so groß ist wie Paris. Dadurch sterben jährlich 50000 Tier- und Pflanzenarten aus.
Die meisten bedruckten Seiten, die wir in die Hände bekommen, werfen wir ungelesen in den Müll. Wenn ich weißes Papier in den Müll werfe, finde ich es noch mal schlimmer, als wenn es Recyclingpapier ist. Aber seit ich Recyclingpapier habe, bin ich selbst auch viel sparsamer mit Papier, überlege mir zwei mal, ob ich was überhaupt ausdrucken soll und drucke noch mehr Seiten auf Vorder- und Rückseite.
War aber gar nicht leicht Recyclingpapier zu bekommen. Ich war in fünf Geschäften und erst dann bekam ich´s, verstaubt hinten im letzten Regal lags. „Wenn einmal im Monat einer nachfragt, ist das viel,“ sagte mir die Verkäuferin. In einem Kiosk, in dem ich nachgefragt hatte, sagte die Verkäuferin: „Warum denn Recyclingpapier, das hier ist doch auch chlorfrei gebleicht.“ Ihr war nicht mal der Unterschied zu „echtem“post-use Recyclingpapier bewusst.
Ich war etwas perplex, als ich 5,70 € berappen musste. Aber wie gesagt, nachdem ich jetzt wesentlich sparsamer bin, hol ich das auch wieder rein. Und wenn Recyclingpapier wieder „mainstream“ wird, wird’s genauso billig sein wie jetzt das weiße Papier. Eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass alles aus Recyclingpapier ist. Vorallem, weil das heutige Recyclingpapier nahezu weiß ist und nichts mehr mit dem kratzigen, tinte-aufsagendem matschfarbenen Papier zu tun hat, dass wir damals in der Schule beschrieben haben. Ich wollte auch Kuverts aus Recyclingpapier, aber der Verkäufer sagte nur: „Ich versuch auch schon seit Monaten, die herzubekommen, aber im Moment ist es noch schwierig. Allerdings hat sich einer meiner Lieferanten daran gemacht, die Kuverts zu beschaffen.“
Das lässt hoffen.
Online bestellen wollte ich´s nicht, sonst werden dann 3 Päckchen Kuverts mit dem Auto vor meine Haustür gefahren. Da ist die Klimabilanz gleich wieder im Abend. Vielleicht wär´s ne Idee mit Nachbarn oder Freunden Sammelbestellungen durchzuführen. Eine gute Adresse für einige Produkte aus Recyclingpapier gibt’s hier.
Ansonsten finde ich es wichtig überall nachzufragen, damit die Geschäfte auch merken, die Nachfrage ist vorhanden – und mit dem Angebot nachziehen. So gehe ich schon manchmal in Schreibwarenläden oder große Ketten und frage, ob sie Recyclingpapier haben – auch wenn ich akut keins brauch. Die Antwort kenn ich ja meist: „Nein, leider nicht.“ Dann wundere ich mich (ein bisschen dumm stellend) warum denn nicht und erzähle, was für Nachteile die Abholzung der Wälder hat und dass doch Recyclingpapier inzwischen so gut ist und meistens stimmen mir die Verkäufer dann zu und sagen: „Ja, eigentlich könnte man ja doch das meiste auf Recyclingpapier drucken – nur Bewerbungen nicht.“ Aber warum eigentlich nicht.
Agnes
Ein kleiner Nachtrag: Übrigens gibt´s bei dm jetzt auch schon Taschentücher aus Recyclingpapier. Und es gibt eine eigene „Initiative pro Recyclingpapier“ (IPR), die Firmen auffordert jetzt umszustellen.
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Hey, suuuper Sache Agnes 🙂
Is ja voll cool, dass du jetzt bei Klimaherbst dabei bist!
Noch ein Tipp: http://www.memo.de
Haben alle möglichen nachhaltigen Büroartikel und sind auch von der Unternehmensführung her sehr sozial ausgelegt.
Liebe Grüße
Manu, Klimawerkler 😉