Grillen, Baden, Natur und Sport – die Ansprüche an den Flaucher sind vielseitig. Das Baureferat der Landeshauptstadt München erarbeitet derzeit ein Parkpflegewerk, um eine nachhaltige Gestaltung des Flauchers zu gewährleisten. Beim Flaucherdialog am 2. März 2015, veranstaltet vom Bezirksausschuss 6 (Sendling) und dem Arbeitskreis Öffentliches Grün im Münchner Forum, informierten sich Anwohner und Nachbarn über den aktuellen Stand des Parkpflegewerks. Klaus Bäumler, Leiter des Arbeitskreises Öffentliches Grün, Markus Lutz und Ernst Dill, Vorsitzende des Bezirksausschusses Sendling, Angela Burkhardt-Keller, Vertreterin des BUND Naturschutz und Dr. Ulrich Schneider, Leiter der Hauptabteilung Gartenbau des Baureferats, gaben den thematischen Input und diskutierten mit den Anwesenden. Ursula Ammermann, Geschäftsführerin des Münchner Forums, führte durch den Abend.
Der bisherige Entwurf des Parkpflegewerks sieht vor, dass der nördliche Flaucherteil als Naturrefugium dienen soll. Das südliche Areal bleibt der aktiven Nutzung vorbehalten. Im Nordteil sollen Durchblicke, etwa durch das Rückschneiden von Unterwuchs, geschaffen werden. Im Südteil soll der Spielplatz von der lauten Brudermühlstraße in Richtung Biergarten versetzt werden. Generell sollen die Rasenflächen in zweischürige Wiesenflächen mit hoher Biodiversität umgewandelt werden. Zudem soll der Weg von der Schinderbrücke zum Gasthaus „Zum Flaucher“ saniert werden.
Um das Parkpflegewerk in eine sinnvolle Richtung weiterentwickeln zu können, wird die Stadt eine Kartierung der bestehenden Bewuchs- und Tierarten am Flaucher durchführen. Aus dem gewonnenen Bestandsplan können Maßnahmen und eine Zielplanung abgeleitet werden, erläuterte Dr. Ulrich Schneider. Frau Burkhardt-Keller wies darauf hin, dass der Flaucher als Flora-Fauna-Habitat ausgewiesen ist und dies die Stadt zu beachten habe. Ziel sei es, Freizeit, Erholung, Naturschutz und das denkmalpflegerische Leitbild in nachhaltige Symbiose zu bringen. Daher sei die geplante Artenkartierung unabdingbar.
Diskutiert wurde die Erschließung des Flauchers. Hier brachten Bürgerinnen und Bürger Vorschläge ein, wie der Flaucher von Radverbindungswegen entlastet werden könnte. So wurde neben der Öffnung der Braunauer Eisenbahnbrücke für eine Fuß- und Radwegeverbindung nördlich des Flauchers eine Verknüpfung der Schinderbrücke mit einem Radweg angeregt, der linksseitig am Kanal verläuft und Thalkirchen mit der Innenstadt verbinden soll. Mit der Öffnung derWerkverkehrsstraße auf dem Gelände des Heizkraftwerks Süd und der bestehenden anschließenden Unterführung unter der Brudermühlstraße für den Radverkehr könne zudem der Flaucher als Radverbindungsstrecke entlastet werden.
Deutlich wurde auch, dass sich die Besucher eine verbesserte Aufenthaltsqualität wünschen. Mit Bänken an markanten Orten wie Baumdenkmälern oder dem Denkmal für den Ersten Bürgermeister Jakob von Bauer (1787-1854), auf den die Einrichtung des Flaucher-Parks zurückgeht, soll zum Verweilen eingeladen werden. Durchwegs positive Resonanz erhielten die Wiesenflächen des Flauchers, die eine hohe Biodiversität aufweisen. Neben Altwasserreaktivierung, Totholz ablagerung, ausgefransten Waldrändern wurde in der Diskussion mit den anwesenden Bürgern eine Besucherlenkung angeregt. Besonders aber wünschten sich die Anwesenden Transparenz von Seiten des Gartenbaureferats und Informationen zum Flora-Fauna-Habitat.
Nach dem Motto „Nur was ich kenne, kann ich schützen“ wurden Anregungen und Wünsche nach Informationstafeln laut. Durch sie sollen Spaziergänger über die heimische Tier- und Pflanzenwelt informiert werden.
Im wahrsten Sinne des Wortes „heiß“ wurde die Grillproblematik diskutiert. Vor allem die Flaucheranwohner fühlten sich durch Gestank, Lärm und Müll belästigt. Durch die Rauchschwaden seien sogar Gesundheitsschäden entstanden. Andere betonten explizit, dass sie das Grillen am Flaucher positiv wahrnehmen. Um Gestank und Qualm zu mindern, wurden verschiedene Lösungsvorschläge erarbeitet. So kam die Idee, die Stadt müsse Elektroanschlüsse installieren, um das Grillen mit Elektrogrills zu ermöglichen. Weiter wurde vorgeschlagen, nur Gasgrille zu erlauben. Wer die Einhaltung dieser Regelungen kontrollieren solle, blieb allerding offen.
Autorin: Veronika Schreiber
Aus Standpunkte, April 2015 – 16/17
Fotocredit: Patrick Gruban via cc2.0-Lizenz
Mehr Artikel des Münchner Forums
Helmut Steyrer über die Beschlussvorlage Gartenstädte
Interview mit Dr. Georg Kronawitter über die (Nach-)Verdichtung in München
Gernot Brauer über die Gestaltung des Isar Boulevards
FACEBOOK
TWITTER