Gesellschaftskritische Kunst auf dem Tollwood Winterfestival 2017

Neugierig wird er jedes Jahr erwartet: der Baum auf dem Tollwood! Über acht Meter hoch und aus 150 bunten Menschenfiguren zusammengesetzt, zieht der Weihnachtsbaum auf dem Tollwood Winterfestival auch dieses Mal wieder alle Blicke auf sich. Das Winterfestival steht unter dem Motto „Wir, alle“ – passend dazu wurde der Künstler Adam Stubley damit beauftragt einen künstlerischen Rahmen für das Festival zugestalten.

Adam Stubley, vorweihnachtlicher Christbaum auf dem Tollwood Winterfestival 2017; Foto: © Bernd Wackerbauer.

Der Christbaum auf dem Tollwood ist nicht nur Eingangskunstwerk, sondern spiegelt auch das Motto wieder. Die hölzernen Menschenfiguren sind quasi von uns allen gestaltet, denn jeder konnte im Vorfeld des Festivals eine Figur bemalen. Entstanden ist daraus ein Baum, der die Heterogenität unserer Stadt, unserer Gesellschaft widerspiegelt.

Mit dem Baum korrespondieren die beiden Stahlskulpturen „Wir, alle“ und „Mut“ und bilden damit die Grundidee des Tollwood Winterfestivals ab. Der am Ammersee lebende, aus Großbritannien stammende Künstler hat hier großartige Impulse geliefert, denn zu Veränderung gehört Mut.

Stahlskulptur „MUT“ von dem Künstler Adam Stubley; Foto: © Bernd Wackerbauer.

Aber nicht nur den Kern des Tollwood Winterfestivals bildet Kunst, sondern auch den Rahmen. Denn die Umzäunung des Festivals wurde von dem Künstler Andrey von Schlippe gestaltet, ebenso wie die vor sich hinschmelzende Eisskulptur DEMOKRATIE am Festivaleingang.

Besonders auffallend sind auch die sogenannten Murals – mauerfüllende, geradezu riesige Kunstwerke – der Urban-Art Künstler Lapiz, Mazal und Patrick Hartl.

Patrick Hartl, Calligraffiti; Foto: © Bernd Wackerbauer.

Während Patrick Hartl Graffiti mit Kaligraphie zu einem „Calligraffiti“ verbindet, bevorzugt Lapiz sogenannte Stencils und Mazal widmet sich der Mixed Art Media. Gemeinsam ist den drei Künstlern ein sozialkritischer Ansatz und ein Fokus auf aktuelle gesellschaftliche Themen, unterstützt wurde das Tollwood bei der Wahl vom MUCA.

Die Faszination besteht für den Münchner Patrick Hartl in der Bewegung. Die Verknüpfung von Schrift und Graffiti visualisiert die menschliche Bewegung und löst beim Betrachter eine Sogwirkung aus. Immer kleiner werdenden Kreisen ohne Anfang und Ende ziehen den Betrachter hypnotisch in seinen Bann.

Anders als seine Werke vermuten lassen stammt auch Mazal aus München. Seine Kunst ist geprägt von seinen Reisen und zeigen Szenen aus den Slums dieser Welt. Als erstes sticht das vertraute Nike-Logo ins Auge (siehe Beirtagsbild). Erst auf den zweiten Blick realisiert man das Gesicht, das von einem Schuhkarton der Marke Nike geschützt wird. Der junge Mann hält ein Huhn auf dem Arm. Hinter ihm sind ärmliche Wohncontainer zu sehen – ein Slum. Es handelt sich um eine der grausamen Hahnenkampfszenen, die so typisch für Mazal sind.

Zwei auf drei Meter großes Mural von Lapiz; Foto: © Bernd Wackerbauer.

Ebenso eindringlich ist die Darstellung von Lapiz: Im Vordergrund sind drei Menschen zu sehen, die mit sich selbst beschäftigt sind. Im Hintergrund bangen Flüchtlinge in einem Boot auf offener See um ihr Überleben. Darüber schweben bedrohlich aussehende Flugzeuge und in der Ferne schlägt eine Bombe ein. Ein Appel an die Menschlichkeit „…und die Welt, die unermessene, lebt von deinem Atemzug #5vor12“!

Und das sind längst nicht alle Kunstwerke, die das Tollwood Winterfestival 2017 bereichern. Also nichts wie hin und ungewöhnliche Kunst entdecken!

 

Beitragsbild: Mural von Mazal ; Foto: © Bernd Wackerbauer.



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   gruenundgloria.de - Blog: Anne Götzelmann

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