Mein Schweinehund bellt grün

SchweinehundHallo zusammen,
was macht Euer Schweinehund, um Euch vom nachhaltigen Leben abzuhalten? Meiner ist darauf umgestiegen grün zu bellen und mich dadurch in Sicherheit zu wiegen. Aber wie schaff ich´s jetzt bloß: immer regionale und saisonale Lebensmittel zu kaufen, höchstens 200g Fleisch pro Woche zu Essen, kaum noch mit dem Auto zu fahren, beim Einkaufen Müll zu vermeiden, Wasser zu sparen, die Umwelt zu schonen und die Welt zu retten? Fragezeichen über Fragezeichen schwirren in meinem Gehirnkasterl umher. Da erinner’ ich mich an ein Buch unseres Sohnes Noah, wo´s so schön heißt:

„Wer über seinen Schatten springt,
wird staunen, was ihm dann gelingt!

Na dann hüpf ich doch mal, überwinde sozusagen meinen Schweinehund.

Und tatsächlich – es macht direkt Spaß, dass mit dem wenig Fleisch essen. Habe meine Ration auf 250g pro Woche festgelegt, weil wir einmal die Woche Fleisch essen und wenn ich jeden Tag ein Brot mit einem Radl Wurst esse, komm ich auf 250g oder weniger (dann dafür mehr Freude). Wenn jeder nur im Mittel 200-250g pro Woche essen würde, könnten doch glatt alle Menschen auf dieser Erde Fleisch essen.
Einhaltung fast unmöglich, wenn man grillt oder essen geht und ein Fleischgericht bestellt (? Wie kann ein Schnitzel für 8,90€ mit Pommes noch Gewinn abwerfen, wenn es groß ist, wie ein Wagenrad – genau: letzte Qualität!!!). Mein Mann und ich fragen uns immer, warum man Tiere tötet und dann so schlechte Qualität bereitstellt – das Ursprungsprodukt war doch schließlich gut. Aber klar: bei großen Schleppnetzen hängen die Fische eng gequetscht bis zu 24 Stunden in sauerstoffarmem Wasser und nach einem Schlachttransport bei glühender Hitze durch ganz Spanien macht sich der Stress der Tiere ganz klar in der Qualität des Fleisches bemerkbar. Abgesehen von der Tierquälerei. Da klingeln die Dollarzeichen!
So ein Fleisch kommt bei uns nicht auf den Tisch!
Wir kaufen beim lokalen Metzger, der selbst schlachtet und Wurst etc. selbst herstellt. Er bezieht die Tiere von Bauern aus der Umgebung mit artgerechter Tierhaltung und schlachtet sie in „entspanntem“ Zustand. Doch Schweine sind wie Kinder, sie merken die Stimmung, auch ohne, dass sie wissen, um was es geht – und so ahnt ein Schwein doch seine bevorstehende Schlachtung.
Wenn man die ganze Produktionskette anschaut und wie Tiere gehalten werden und dass noch nicht mal alles aufgegessen wird – sollte man eigentlich dazu übergehen Vegetarier oder Veganer zu werden. Aber der Mensch ist nun mal Allesfresser und ich denke ein reduzierter Fleischgenuss ist in Ordnung – wenn die Tiere artgerecht gehalten und geschlachtet wurden. Wer sich vegetarisch ernährt, sollte seinen Speiseplan wirklich sehr gut planen, um die B-Vitamine und Eisen über die Jahrzehnte in ausreichender Menge zu sich zu nehmen. Vegane Ernährung halte ich als Ernährungswissenschaftlerin bei unzureichender Kenntnis der Inhaltsstoffe eines Nahrungsmittels und fehlendem Fachwissen bei der Zusammensetzung eines ausgewogenen Speiseplans eher für gefährlich – als für gesundheitsfördernd. Abgesehen davon, dass es dem Klima auch nichts bringt, wenn ich mich einige Jahre vegan ernähre und dann wieder zu einer Mischkost umsteige, weil ich´s doch nicht „gepackt“ habe.
Reduzierter Konsum von tierischen Produkten ein Leben lang, ist das gesündeste für uns und unseren Planeten (Reduktion von Gicht, Herzkreislauferkrankungen, erhöhten Blutfettwerten und die Folge- und beeinflussenden Erkrankungen; und tierische Produkte sind die weitaus klimaschädlichsten, denn sie produzieren am meisten CO2-Äquivalente: Milchprodukte teilweise noch mehr als das zur Zeit schon angeprangerte Fleisch.)
Unser Sohn liebt Ritter-Bücher. Entsetzt ist er immer über die vielen Schweine und Ochsen, die bei den Ritterfesten gegrillt werden (noch gut erkennbar mit Kopf – damals verkam nichts.) Er sagt immer: „Mama, eigentlich soll man nicht so viele Ochsen töten!“ Ich stimme ihm zu und sage: „Stimmt, wenn dann soll man´s machen, wie die Indianer: Immer nur ein Tier töten und dann alles davon verwenden: Hörner als Trinkgefäße, Haut als Tipi oder Wasserbehälter, alles Fleisch zum Essen; Schwanz als Fliegenklatsche…“
Wusstet ihr, dass in den industrialisierten Ländern vom Huhn hauptsächlich nur Hühnerbrüste gegessen werden.? Es bleibt soviel anderes vom Huhn übrig, dass sich ein großer Markt entwickelt hat. Die „ungeliebten“ Teile landen meist in Afrika – natürlich unter perfekter Einhaltung der Kühlkette. Und zu Schleuderpreisen. So verbreiten sich Krankheiten wie Salmonellen und der einheimische Markt wird auch noch zerstört. Schön, dass wir uns fettarm ernährt haben und nur die Hühnerbrust genommen.
Ernährung ist heutzutage eine Weltreise: deshalb plädiere ich als Ernährungswissenschaftlerin dafür: zu Fuß regional und saisonal einzukaufen. Weil: wird reif geerntet, enthält deshalb meist mehr Vitamine; in Deutschland wird wesentlich weniger gespritzt, als z.B. in Italien oder Spanien; geringe Transporte (der Einkauf mit dem Auto verursacht oft mehr Emissionen, als der effiziente Transport durch verschiedene Länder!!!); saisonales Gemüse und Obst schmeckt einfach besser; Unterstützung der heimischen Wirtschaft; vielleicht nette Bekanntschaften beim Einkauf auf dem Wochenmarkt oder beim Bauern; man weiß, wo´s herkommt; die Lebensmittelsicherheit ist höher als in vielen anderen Ländern; man bekommt wieder einen Sinn für Natur und lernt, wann was überhaupt bei uns wächst; die saisonalen Produkte liefern genau die Vitamine und Spurenelemente, die unser Körper in der jeweiligen Jahreszeit braucht.
Und was nicht bei uns produziert werden kann (Kaffee, Kakao→Schokolade; Zucker (Rohrohrzucker ist der einzige Zucker, den man als gesund einstufen kann); Reis; bestimmte Teesorten) sollte Fair erworben werden. Fairtrade- Produkte gibt es inzwischen in jedem Supermarkt – man muss nur mal über seinen Schatten springen – und da steht es, dass Fairtrade- Regal!

Und hier noch ein Tipp meines Studenten-Ichs: Implementation Intentions! Zu deutsch ungefähr: Verwirklichungs-Tricks! Wenn ich mir laut vorsage, wann, ich was wo mache, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich meine Absicht auch wirklich in die Tat umsetze um bis zu 90% höher, als wenn ich´s mir nur denke (wissenschaftlich bewiesen!). Also, lasst uns über unseren Schatten springen und dabei laut rufen: „Am Samstag, wenn ich auf dem Markt einkaufen gehe, kaufe ich ein Stück Fleisch für jedes Familienmitglied und das reicht uns!“
Klappt übrigens auch bei allen anderen Schweinehund-Überwindungs-Versuchen: Ich sollte mehr Sport machen! Seit Tagen schon will ich den Garten herrichten! Meine Oma müsste ich auch mal wieder anrufen! Ja wann denn?
Jeden Tag, wenn ich von der Arbeit heimkomme und es schönes Wetter ist (wann), ziehe ich meine Laufsachen im Schlafzimmer an (wo) und gehe joggen (was, Tat) im Park (wo). Je genauer festgelegt und je besser auf die eigenen Schweinehund-Einwände abgestimmt und je begeisterter ausgesprochen, desto besser helfen diese simplen, aber effizienten Implementation Intentions!



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   gruenundgloria.de - Blog: Veronika Heuwieser

Alle Jugendlichen sind politikverdrossen und zocken den ganzen Tag am PC, die wichtigen Entscheidungen werden den Politikern in Berlin überlassen und einmal alle vier Jahre macht man sein Kreuz und gut ist’s. Solchen Vorurteilen tritt die Grüne Jugend München entgegen, wir setzen uns aktiv für eine bessere, generationenübergreifende Politik ein, denn gerade uns geht es etwas an, wie unsere Welt in 50 Jahren nach dem Klimawandel ausschaut oder ob eine gute Bildung für jeden Menschen gewährleistet ist. Die Grüne Jugend München ist der Jugendverband der Partei Bündnis 90/ Die Grünen und steht ihr inhaltlich nahe, nimmt ihr gegenüber aber auch kontroverse Positionen ein. Die Grüne Jugend München ist ein Zusammenschluss junger Menschen, die sich den gemeinsamen Zielen von Toleranz, Liberalität, Gerechtigkeit, Solidarität, Demokratie, Gewaltfreiheit und Ökologie verpflichtet fühlen. Über die konkrete Ausgestaltung dieser Postulate wollen wir offen und unabhängig diskutieren und versuchen, die dabei erzielten Ergebnisse offensiv in die politische Praxis umzusetzen.

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