Anfang dieser Saison, also im Frühjahr, hatte ich mir ja einige neue Regeln im Umgang mit meinem Bienenvolk auferlegt, was ich anders machen wollte als letztes Jahr (und als die meisten anderen Imker) und warum. Ich war gepannt darauf, wie sich das umsetzten lassen würde, was sich dadurch ändern würde – und ob es überhaupt eine Änderung geben würde.
Ich habe noch keinen Imker gefunden, der mit meiner Betriebsweise schon Erfahrung gemacht hat, nur von einigen gehört, meist in Frankreich, England und den USA, die ähnlich arbeiten. Der Vorteil bei uns im o’pflanzt-is-Garten: Dadurch dass wir drei Bienenvölker haben, die von drei unterschiedlichen Leuten/Teams betreut werden – nach Vorgehensweisen, die sich teils sehr stark von meinen unterscheiden -, bestand die Möglichkeit, dass sich am Ende der Saison vielleicht doch unterschiedliche Ergebnisse zeigen würden. Oder auch nicht.
Ich lasse jetzt mal die Zahlen für sich sprechen:
1. naturfarbenes Volk (Königin Lilly und ich als laissez-faire Betreuerin)
– Arbeitsweise: Durchsicht des Volkes (d.h. Ziehen aller Rahmen) nur am Anfang der Saison im April, danach nur noch alle drei bis vier Wochen die Beute öffnen, evtl. eine Randwabe ziehen, ansonsten Bienen beobachten. Keine restlichen Futterwaben nach dem Winter entnommen, keine Leerwaben entnommen, keine Waben umgestellt, getauscht, verschoben. Immer wenn die äußeren Waben voll waren, neue Waben dazu gehängt bis der Kasten komplett voll war (18 Rahmen, davon ca. 6 mit Brut, 12 mit Futter) und anschließend Honigraum oben aufgesetzt mit leeren Honigrahmen, um den Bienen weiteren Platz zur Verfügung zu stellen. Keine Entnahme von Honig.
– Ausgebaute Rahmen im Volk (Höchststand): 18 + 5 Honigrahmen
– Schwarm: keiner. Unbekannt, ob Schwarmzellen angelegt wurden, da die Rahmen nicht mehr durchgesehen wurden.
– Honigertrag Anfang September laut Waage: > 55kg Honig. Aller Honig wird komplett als Winterfutter belassen. Keine Zufütterung von Zuckerwasser für den Winter
– Varroabelastung Anfang September laut Windeldiagnose: 23 Milben in 8 Tagen = < 3 Milben/Tag („erlaubt“ zu diesem Zeitpunkt sind 17-50 Milben/Tag!!)
2. rotes Volk (zweites Volk kam im April 2014 als Schwarm und wurde im Sommer 2014 geteilt)
– Arbeitsweise: Entnahme des restlichen Winterfutters im Frühjahr, Einengung der Waben durch Entnahme leerer Futterwaben im Frühjahr. Danach langsame Erweiterung mit neuen, leeren Rahmen. Wöchentliches Öffnen und Durchsicht aller Rahmen, Umstellen von Rahmen im Volk. Ausbrechen von Schwarmzellen zur Verhinderung eines Schwarmes. Entnahme von Honig Ende August.
– Ausgebaute Rahmen im Volk (Höchststand): 12
– Schwarm: verhindert durch Ausbrechen der Königinnenzelle
– Honigertrag Anfang September laut Waage: ca. 8-10kg Honig, davon 6kg entnommen. Zufütterung für den Winter mit Zuckerwasser.
– Varroabelastung Anfang September laut Windeldiagnose: 32 Milben in 8 Tagen = 4 Milben/Tag.
3. oranges/gelbes Volk (Volk entstand im Sommer 2014 durch Teilung des 2. Volkes um Schwarm zu verhindern)
– Arbeitsweise: Keine Einengung im Frühjahr, teilweise Entnahme des restlichen Winterfutters, großzügige Zugabe neuer Rahmen wenn äußere Rahmen voll waren, unregelmäßige Kontrollen des Volkes, Durchsicht aller Rahmen in größeren Abständen. Notwendige Notfallmaßnahmen nach Verlust der Königin im August. Entnahme von etwas Honig.
– Ausgebaute Rahmen im Volk (Höchststand): 18
– Schwarm: ja, im Mai. Neue Königin verloren im Juli/August und neue Königin zugesetzt Ende August.
– Honigertrag Anfang September laut Waage: aktuell unbekannt.
– Varroabelastung Anfang September laut Windeldiagnose: keine da Bruttätigkeit zwei Mal unterbrochen wurden und die Milben sich dadurch nicht fortpflanzen konnte
Und jetzt mal in meinen Worten:
Ich bin meinen Mädels unendlich dankbar, dass sie trotz der unglaublichen Enge und den überquellenden Wabengassen nicht das Weite gesucht haben, sondern geblieben sind, um immer noch mehr Futter einzutragen. Ich würde sagen, irgendwas hat ihnen wohl gefallen an der Art, wie mit ihnen umgegangen wurde.
Sie haben reagiert, indem sie die Treue gehalten haben, trotz aller Enge und soviel Honig wie nur möglich heim gebracht haben. Und – warum auch immer: die Milben hatten trotz des riesigen Futterangebotes (je größer ein Volk ist, desto stärker wächst normalerweise auch die Milbenzahl) keinen Hunger.
Und auch wenn dieser Sommer und wie Ihr Euch entwickelt habt und es Euch heute gut geht keine Garantie ist dafür, dass es nächstes Jahr und die Jahre darauf genau so sein wird – ich sage Euch DANKE! DANKE DANKE DANKE!
Fotocredits: Flickr/ (1) Maja Dumat (2) Peter Shanks
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