Wem gehört die Stadt?

Als Lebensraum gehört die Stadt den Bürgern, zeigt jetzt das Stadtmuseum in einem Rückblick auf die 1960er und 70er Jahre. Die Bürger schreiben Geschichte „von unten“. Das haben sie besonders seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts gezeigt. Kreative und Alternative unter ihnen verstehen die Stadt als kollektiven Lebensraum und als Experimentierfeld für gesellschaftlichen Wandel. Sie verlangen Entwicklung und Teilhabe, Selbstbestimmung und Basisdemokratie. Das zeigt das Münchner Stadtmuseum jetzt in einer spannenden Retrospektive auf die 1960er und 70er Jahre.

 

der Politik ging es schon damals um Basis- und Stadtteilgruppen, auch in Betrieben, um Proteste von Studenten, Schülern und Lehrlingen gegen überholte Bildungskonzepte und um Solidarität gegen Kolonialismus und diktatorische Regimes. Die junge Generation dieser Zeit baute zur Wirtschaftswunder- Welt eine Gegenöffentlichkeit. Sie bildete Komitees und Initiativen, schuf Aktionen und ganze Kampagnen, organisierte Bürgerinitiativen und Mieterpro- teste, Hausbesetzungen gegen den Leerstand und die Vernichtung von Wohnraum. Sie kämpfte für dezentrale Jugendarbeit und selbstverwaltete Jugendzentren und für eine autonome Sozial- und solidarische Ausländerarbeit.

Kulturell äußerte sie sich in einer„underground explosion“, in Aktionskunst und
freien Kunstmessen. Sie wollte und erprobte selbst- verwaltete Betriebe und Kollektive, Wohnprojekte, Stadtteilzentren, machte freies Theater, Straßenmusik und neue Volksmusik, enttabuisierte die Lesben- und Schwulenbewegung, führte Kampagnen gegen sexuelle Fremdbestimmung, gegen moralische und juristische Schranken (§§ 218 und175) und schuf die Ökologie- und die Friedensbewegung. Bekanntlich ist auch das Münchner Forum in diesem Kontext ent- standen. Über diese Zeit informiert die neue Ausstellung des Stadtmuseums. Gehen Sie hin. Wir kommen in der nächsten Standpunkte-Ausgabe auf sie zurück.

Autor: Gernot Brauer

aus dem Magazin des Münchner Forums.

Münchner Stadtmuseum / St.-Jakobs-Platz 1 / 12. Februar – 1. September

Fotocredit: Münchner Stadtmuseum



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1 Kommentar zu “Wem gehört die Stadt?”

  1. Wem gehört die Stadt?

    Zu früheren Zeiten – beispielsweise im Mittelalter – gehörte die Stadt der Obrigkeit (Adel oder Kirche) und den wohlhabenden Ständen (Kaufleute und zünftige Handwerker); das gemeine Volk war vor allem zum Arbeiten da, . . .

    Heute gehört die Stadt vor allem denjenigen Menschen (unterschiedlichen Standes), die sich das Leben in der Stadt mehr oder weniger gut leisten können. Denn wir leben ja heute auch in einer Demokratie – da sind wir alle zumindest mit den gleichen Rechten ausgestattet.
    Aber denjenigen Menschen, die sich etwas mehr als die anderen leisten können – gehört denen vielleicht auch etwas mehr von der Stadt?
    Wer in der Stadt jedenfalls auch noch Haus und Grund sein eigen nennen kann, ist zumindest in den Augen von Banken ausgesprochen kreditwürdig, weil hierdurch die Kreditsicherheit sehr groß ist. Wer nun sogar viel Haus- und Grundbesitz hat, vermietet vielleicht besonders viele Wohnungen und Geschäftsräume an Menschen, die sich die eigene Immobilie nicht leisten können. Mit dem Haus- und Grundbesitz selbst kann aber auch noch gehandelt werden. In München soll die Immobilienwirtschaft (Grundstücksbesitzer, Baufirmen, Banken) angeblich jährlich zehn Milliarden Euro (10.000.000.000,- Euro) umsetzen.

    Wem gehört die Stadt?

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