Großstadt, Großverbraucher – große Verantwortung

München als Vorbild für artgerechte Tierhaltung, Nachhaltigkeit und faire Landwirtschaft – dafür setzt sich das Aktionsbündnis „Artgerechtes München“ ein.
Die bayrische Landeshauptstadt hat einen enormen Wirkungskreis, der für diese Ziele genutzt werden kann. Städtische Kantinen, Kultureinrichtungen, die Auer Dult oder der Christkindlmarkt könnten in Zukunft allesamt ausschließlich Produkte einsetzen, die nachweislich aus artgerechter Tierhaltung stammen.
Gemeinsam mit Bündnispartnern wie u.a. dem BUND Naturschutz, Slow Food, Pro Vieh und dem Tierschutzbund, sowie vielen nahmhaften VertreterInnen der Stadtgesellschaft, KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen, Verbänden und Unternehmen, setzt sich das Aktionsbündnis dafür ein, dass sich die Stadt per Stadtratsbeschluss dazu verpflichtet.
Foto 12.04.16-4Wie wir euch schon berichtet haben, diskutiert am 14. April der Gesundheitsausschuss des Münchner Stadtrats über die Beschlussvorlage zum Thema „Artgerechte Tierhaltung“.
Um darauf aufmerksam zu machen, hat sich das Aktionsbündnis vom 10.-12. April mitten in der Stadt platziert und die Kunstinstallation „Alles hat ein Ende – nur die Wurst hat keins“ des Künstlerkollektivs NEOZOON aufgebaut. Die bayerische Landeshauptstadt soll eine Vorbildfunktion und Verantwortung als Biostadt übernehmen. Dazu gehört, dass Tiere ein artgerechtes Dasein führen können, welches ihrer Natur entspricht. Viele Münchner werden die Installation bereits vom Sommer-Tollwood 2015 kennen, auch hier regte sie zum Nachdenken an. Den Künstlern war es wichtig, die „Lücke in den Köpfen der Menschen zu füllen“, in der Tierquälerei und das eigene Konsumverhalten oft nicht miteinander in Verbindung gebracht werden.

Dr. Richart Bartels, Tierarzt und Miglied des „Tierärztlichen Forums für verantwortbare Landwirtschaft“ sieht die Stadt München als Großverbraucher in einer großen Verantwortung. Er betonte, dass auch in Bayern Mastanlagen, Legebatterien und Schlachtungen unter Fließband-Bedingungen Gang und Gebe sind. Die Tiere werden in grausamen Verhältnissen gehalten, die bayerische Milch stammt keineswegs von glücklichen Almkühen, sondern von Betrieben, die „von den aberwitzig hohen Abgangsraten der industriellen Produktion betroffen sind“.Foto 12.04.16-6
Dem schließt sich Gertraud Gafus, Bundesvorsitzende der „Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“ (AbL) an. Bauern, die sich für Tierschutz und Ökologie einsetzen, haben nur eine Chance zu überleben, wenn sich das Konsumverhalten der Gesellschaft ändert. Dass die Münchnerinnen und Münchner dazu bereit sind, mehr Geld für ökologische und artgerechte Lebensmittel auszugeben, zeigt die Umfrage, welche bereits im September 2014 von TNS Emnid durchgeführt wurde. Demnach sind 85% der EinwohnerInnen bereit, einen Mehrpreis für Produkte aus artgerechter Haltung zu zahlen.
Ein unabhängiges Gutachten von a´verdis zeigt zudem, dass die Mehrkosten für den Einsatz von Lebensmitteln aus artgerechter Haltung im Kantinenbereich und der Kinderbetreuung bei unter 10 Prozent liegen würde. Bei Großveranstaltungen zwischen 10 und 20 Prozent.

Dennoch ist die Beschlussvorlage des Stadtrates für den Bund Naturschutz Bayern e.V. und das Aktionsbündnis „Artgerechtes München“ enttäuschend ausgefallen.
„Alle Fakten liegen auf dem Tisch: Industrielle Intensivtierhaltung ist gesundheitsgefährdend, tierquälerisch und umweltschädlich. Die Münchner Bevölkerung hat ein klares Votum für eine Landeshauptstadt abegeben, die in ihrem Wirkungskreis nur noch Produkte aus artgerechter Tier- haltung zulässt. Das ist auch bezahlbar“,erläutert Stephanie Weigel vom Aktionsbündnis
„Artgerechtes München“ und Umweltleiterin des Tollwood Festivals.

 

30 000 Unterschriften hat das Bündnis gesammelt und heute auf dem Münchner Marienplatz an den Oberbürgermeister Dieter Reiter übergeben.
Dieser sprach sich dafür aus, dass die Stadt derartige Pilotprojekte vorantreibt und ausprobiert. Reiter hält die Idee, städtische Veranstaltungen oder Institutionen, wie beispielsweise Schulen und Krankenhäuser, mit artgerechten Lebensmitteln zu versorgen, für machbar und erstrebenswert. Er ermuntert seine Fraktion, für diese Ziele abzustimmen und betont, dass er gerne mit einer politischen Mehrheit daran arbeiten möchte. So kann München seiner Vorbildfunktion gerecht werden und mutig vorangehen.Foto 12.04.16



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   gruenundgloria.de - Blog: Natalie Adel

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