“Profitabel ist, wenn alle profitieren”

Interview mit Helmut Lind, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank München.

Die Sparda-Bank München hat sich mit einem klaren Bekenntnis zur sozialen Verantwortung einen Namen gemacht. Im Herbst will die Genossenschaftsbank als erstes Unternehmen neben einer Finanzbilanz eine „Gemeinwohlbilanz“ präsentieren. Auch Umweltschutz spielt in den Werten des Unternehmens eine wichtige Rolle: sei es bei der Erweiterung der Zentrale in der Arnulfstraße nach den höchsten energetischen Standards oder bei den Projekten von „Öko logisch!“, dem Umweltteam der eigenen Mitarbeiter. Nun kündigt Vorstand Helmut Lind auch noch eine große Baumpflanz-aktion an.


Sehr geehrter Herr Lind, die Sparda-Bank München will im Forstenrieder Park mehrere hundert junge Eichen pflanzen. Warum kümmert sich eine Bank plötzlich um Bäume?

Ich verstehe, dass das auf den ersten Blick nicht unbedingt offensichtlich ist. Lassen Sie mich daher kurz ausholen: Bei der Sparda-Bank München ist Engagement für die Umwelt schon seit Langem ein Kernthema. Mir liegt es dabei besonders am Herzen, den fast schon inflationär verwendeten Begriff der Nachhaltigkeit mit Inhalten und Taten zu füllen. So kamen wir auch auf unsere Baumpflanzaktion. Wir werden für jedes neue Mitglied 2011 einen Baum in Oberbayern setzen. Wir sprechen hier voraussichtlich von mehr als 10.000 Setzlingen. Stellen Sie sich mal 10.000 Bäume auf einem Fleck vor, das ist schon ein ordentlicher Wald. Neuer Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten und jede Menge Sauerstoff für ein besseres Klima. Und einen Teil dieser Bäume, mehrere hundert Eichen, pflanzen wir im Zuge des Münchner Klimaherbstes eben im Forstenrieder Park.

Immerhin kann eine Eiche 1.000 Jahre alt werden. Offenbar hat der Baum eine erfolgreiche Strategie für gesundes Wachstum. Kann man als Anleger daraus vielleicht noch etwas lernen?

(lacht) Ja, da haben Sie Recht. Wir Menschen können von der Natur noch so einiges lernen, in vielerlei Hinsicht. Aber da sprechen Sie einen meiner persönlichen Grundsätze in Bezug auf ein florierendes Finanzsystem an: gesundes Wachstum. Ich bin davon überzeugt, dass dieser Ansatz in Zukunft noch viel mehr an Bedeutung gewinnen wird – gerade in den Nachwehen der Finanzkrise und während der Turbulenzen in der Euro-Zone. Aber auch wenn ich seit Jahren für eine neue Bankenethik plädiere, so ist es die Gesellschaft an sich, die gemeinsam einen neuen Weg einschlagen muss. Wir alle müssen lernen, unser Handeln nach neuen Maßstäben zu bemessen. Ein profitables Unternehmen ist nicht ein Unternehmen, bei dem am Ende des Jahres nur die Aktionäre und die Boni-Bezieher auf der Gewinnerseite stehen. Profitabel heißt für mich nicht, Profit auf Kosten von anderen zu schlagen, sondern dass alle Seiten profitieren. Unser konservatives Geschäftsmodell ist nicht umsonst unbeschadet durch die Krise gekommen, auch wenn es manchen vielleicht nicht attraktiv genug erscheint. Um ihren Vergleich mit der Eiche noch einmal aufzugreifen: Das Eichenholz ist durch sein langsames Wachstum sehr widerstandsfähig und robust. Würde die Eiche in wenigen Jahren in die Höhe schnellen, wäre sie zwar größer, aber bei weitem nicht so stabil.

Die Idee der „Genossenschaft“ galt lange als etwas altmodisch. Heute fragen sich wieder viele: Haben wir da womöglich ein Wirtschaftsmodell der Zukunft vor uns?

Meiner Ansicht nach ist das genossenschaftliche Prinzip DAS Modell der Zukunft. Nicht nur für die Banken, sondern für die gesamte Wirtschaft und in großen Teilen auch für die Gesellschaft. Es kann nicht sein, dass Wachstum immer nur auf Kosten von anderen funktioniert!

Umweltschutz ist nicht nur ein Thema für Ökologen. Welche Verantwortung sollten die Banken übernehmen?

Jedes Unternehmen, und da schließe ich die Banken ein, kann für sich ganz alleine versuchen, umweltbewusst zu produzieren und zu arbeiten. Seinen Energieverbrauch minimieren und energieeffiziente Techniken einsetzen. Unser Umweltteam hat zum Beispiel bewirkt, dass wir seit Jahren Recyclingpapier verwenden. Das tut keinem weh und schont unsere Ressourcen. Auch gibt es etliche Möglichkeiten zum Stromsparen, die wir anwenden. Wenn wir anfangen, jeder für sich, auf solche Kleinigkeiten zu achten, ist schon viel geleistet.
Eine ganz andere, moralische Dimension und eben auch ethische Verantwortung haben Banken durch ihre Geldgeschäfte. Und hier sollte tatsächlich mehr Verantwortungsbewusstsein gelten. Finanzinstitute prägen unser Weltbild durch die Entscheidung, wie viel sie wohin investieren. Finanziert das Geld der Anleger ein neues Atomkraftwerk? Oder eine neue Solaranlage? Unterstützt es den Handel mit Waffen in Fernost oder den fairen Handel für Kaffeebauern in Südamerika? Deshalb rate ich allen Anlegern, sich gut damit auseinanderzusetzen, wen oder was sie mit ihrem Geld unterstützen. Denn auch wenn Bankberater verpflichtet sind, über die Investitionswege aufzuklären, es sind letztendlich die Anleger, die mit ihrer Nachfrage die Richtung bestimmen, die der Finanzmarkt einschlägt.

3. November: BAUMPFLANZAKTION ZUM MÜNCHNER KLIMAHERBST – Von 11 bis 12 Uhr ist der offizielle Auftakt zur Pflanzung einer neuen Eichenallee im Forstenrieder Park.

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