Wer kennt das schlechte Gewissen nicht, wenn der Shopping-Nachmittag von einem schlechten Gewissen überschattet wird: Schließlich hält man gerade ein Tshirt in Händen, das für so wenig Geld bestimmt nur unter schauerlichen Bedingungen im Ausland gefertigt werden konnte. Viel schöner ist es doch, wenn man ein neues Lieblingsteil ersteht, das zwar nicht mehr ganz neu ist, dafür aber eine Geschichte mit sich bringt.

Kleiderkreisel hat diese Idee des nachhaltigen Konsums ins Internet verlagert. Das Tausch- und Secondhand-Portal für Kleidung ist dabei in den letzten Jahren weit über sich hinaus gewachsen. Eine treue Community tauscht sich auf dem Kleiderkreisel-Forum über die neuesten DIY-Tricks aus und macht sich und andere durch den Gedanken des Teilens glücklich. Wir wollten mehr über Kleiderkreisel wissen und haben bei Sophie Utikal, einer der drei Kleiderkreisel Gründern, nachgefragt:

Noch während des Studiums habt ihr mit kleiderkreisel angefangen. Wie ist es, so jung ein Unternehmen zu gründen? Was würdet ihr im Nachhinein anders machen?

Das Ganze ging irgendwie so schnell, dass wir das alles gar nicht wirklich realisieren konnten. Rückblickend hätte ich Kleiderkreisel lieber nach dem Studium gegründet, dann hätte ich mehr sonnige Tage an der Isar gehabt. Allerdings wäre die Identität des Portals dann vielleicht auch nicht so jung und durchgeknallt.

Kreiselt ihr drei Gründer selber auch mit?
Alles, was ich heute anhabe ist von Kleiderkreisel. Auch Susanne findet regelmäßig schöne Sachen bei Kleiderkreisel. Martin hat manchmal Schwierigkeiten Sachen in seiner Größe zu finden. Das liegt aber vor allem daran, dass bei Kleiderkreisel 95% weiblich sind.

Foto: Die drei Gründer Sophie Utikal, Susanne Richter und Martin Huber

Gehst du trotz Kleiderkreisel auch noch auf reale Flohmärkte?
Ich bin sind schon immer sehr gerne auf Flohmärkte gegangen. Da findet man immer wunderschöne Einzelstücke, die meistens eine lange und spannende Geschichte in sich tragen. Kleiderkreisel überträgt das gleiche Prinzip ins Netz und ist somit noch schneller, einfacher und mit viel mehr Auswahl. Trotzdem glaube ich, dass die virtuelle Welt niemals die reale ersetzen kann. Deswegen werde ich weiterhin noch auf Flohmärkte gehen. In einer Stadt wie München ist die Auswahl da jedoch nicht so groß und bin ich froh, dass es auch noch Kleiderkreisel gibt. Die beiden Sachen ergänzen sich also ganz gut.

Mit ein paar Klicks auf den Forum-Seiten merkt man, dass mittlerweile auch ganz andere Dinge als Kleidung getauscht werden. War das eine unabhängige Entwicklung aus eurer Community?
Ja! Bei Kleiderkreisel versuchen wir so wenig wie möglich zu steuern. Und legen nur ein paar grobe Regeln zum Umgangston fest. Alles Weitere wird von den Mitgliedern selbst bestimmt.

Steht für eure Nutzer der Gedanke der Nachhaltigkeit oder die Community im Vordergrund? Wie bewertet ihr das?
Bei den Mitgliedern gibt es viele verschiedene Gründe weshalb sie bei Kleiderkreisel sind. Viele sind wegen der Community da, viele auch wegen der Nachhaltigkeit. Viele sind aber auch da, weil es die Klamotten bei uns für die Hälfte des Ladenpreises gibt. Ich möchte das aber gar nicht bewerten, denn letztlich geht es uns darum für so viele Leute wie möglich 2nd Hand wieder zur ersten Wahl zu machen.

Trotz dem guten Gedanken des Wiederverwendens, werden auf Kleiderkreisel Kleidungsstücke von unethischen Modekonzernen weitergegeben. Habt ihr eine Idee, wie man die Großkonzerne zu einem fairen Umgang mit Ressourcen und Arbeitskraft bringen kann?
Die Großkonzerne werden mit den Ressourcen nur dann sparsam umgehen, wenn es ihnen auch was nützt – sprich, wenn sie daran Geld verdienen können. Die Politik müsste diejenigen Firmen belohnen oder fördern, die ein gutes Konzept vorlegen und nachweisen können, dass sie einen Beitrag für den Umweltschutz leisten. Außerdem muss es stärkere Sanktionen geben, wenn Unternehmen Menschen in prekären Verhältnissen beschäftigen und ausbeuten.

Welcher Song passt zu Kleiderkreisel?
Kreisel von Mia.

Vielen Dank für das Interview, Sophie!

Foto: Kleiderkreisel

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