Bayern macht seine Böden kaputt

Weltweit geht immer mehr fruchtbarer Boden verloren. Auch in Bayern. Wie wir mit ihm umgehen, wird aber unsere Zukunft bestimmen. Der Boden ist eine unserer wichtigsten Ressourcen – und sie ist endlich. Wir müssen uns besser um ihn kümmern.

Böden sind für einfach alles im Leben das Fundament: Nicht nur unsere Häuser, unsere Städte, wir selbst stehen auf ihnen, sondern das gesamte Umweltsystem basiert darauf. Der Boden ist wichtig für den Klimaschutz, denn Humus speichert in etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie die Atmosphäre. Wie ein Filter hält er Schadstoffe zurück und schützt nebenbei noch das Grundwasser. Auch Hochwasserschutz fängt mit dem Boden an, denn er kann Unmengen an Wasser speichern. Unter unseren Füßen tummeln sich zudem unzählige Lebewesen. Dort leben sogar mehr Organismen als über der Erde. Unsere Nahrung nicht zu vergessen – sie hängt ganz massiv von guten Böden ab.

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Warum also achten wir nicht mehr auf ihn? Obwohl die Bevölkerung in Bayern seit Jahren stagniert, wird immer mehr Fläche bebaut und damit versiegelt. Für den Klimaschutz bedeutet das nichts Gutes. Landwirtschaft kann dort nicht mehr betrieben werden. Auch durch sogenannte Altlasten werden Böden unbrauchbar. Das bedeutet, dass durch Gewerbe, Industrie oder Landwirtschaft der Boden dauerhaft beschädigt wird. Die Grünen-Landtagsabgeordnete Gisela Sengl will diese Altlasten deshalb untersuchen und sanieren. „Diese Flächen wären gut geeignet für Gewerbeflächen. Dann müsste man keine grünen Wiesen dafür nehmen“, sagte sie am Freitag auf einer Pressekonferenz im Bayrischen Landtag. Für Sengl lautet das Motto einer nachhaltigen Flächennutzung: gute Böden für die Landwirtschaft, schlechte für das Gewerbe.

Aber nicht nur Gewerbe und Industrie schaden dem Boden. Auch Landwirtschaft, insbesondere der weit verbreitete Maisanbau, strapaziert gewaltig. Weil der Maisanbau den Boden über die Wintermonate sehr lange unbedeckt lässt, ist er ungeschützt dem Starkregen ausgesetzt. Der Boden wird buchstäblich davongeschwemmt. Bei Dreiviertel der Maisanbauflächen brauchen wir deshalb dringend einen Erosionsschutz.

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Und was ist mit den Mooren? Bayern ist eines der moorreichsten Bundesländer, vernachlässigt diese aber zu sehr. Dabei wäre laut den Grünen der Schutz der Moore der billigste Weg zum Klimaschutz. Nur 5 bis 75 Euro würden pro Tonne Treibhaus ausgegeben werden. Dieses Potential wird derzeit zu wenig genutzt – ganz im Gegenteil setzen trocken gelegte Moore pro Jahr in Bayern 5,25 Millionen Tonnen Treibhausgase frei.

Das Problem des Bodenschutzes ist aber alles andere als neu. Schon 1991 wurde ein Bodenschutzprogramm für Bayern in die Wege geleitet. Trotzdem hat die CSU-Regierung nach Meinung von Gisela Sengl zu wenig getan. Gerade weil Bayern dicht besiedelt ist, müsse man nachhaltiger mit Böden umgehen. Ein Problem ist für Sengl die mangelnde gesetzliche Verpflichtung: „Man setzt in Bayern ja immer auf Freiwilligkeit, auch beim Bodenschutz“. Weil das offensichtlich nicht funktioniert, wollen die Grünen acht Anträge für verbindlicheren Bodenschutz bei der Staatsregierung stellen. Es ist an der Zeit, dieses vernachlässigte Problem anzupacken. Was mit unseren Böden passiert, wird unsere Zukunft bestimmen.

Fotocredits: Flickr/(1) Picturepest (2) Matthias Ripp (3) NCinDC

2 Kommentare zu “Bayern macht seine Böden kaputt”

  1. Dazu als Ergänzung noch diese Seite vom BR http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/jetztmalehrlich/jetztmalehrlich-sendungsseite-100.html mit der wirklich sehr kritischen Betrachtung im Reportage-Format von JETZT MAL EHRLICH zur Frage „Bauboom: Landschaftskiller oder Erfolgsmodell?“

  2. Nur mit gesundem Bodenleben können wir gesund vom Boden leben.
    Im Jahr 2005 war der Bodenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrsflächen im Freistaat Bayern mit 14 ha täglich schon sehr bedenklich – aber nun im Jahr 2015 hat sich der Flächenverbrauch auf 18 ha jeden Tag gesteigert. Zum besseren Verstehen dieses Wahnsinns rechne ich den Tages-Wert der Boden-Zerstörung auf eine Sekunde herunter: ZWEI QUADRATMETER
    Wer über ein bisserl gärtnerische Erfahrung verfügt, hat beim Umgraben zumindest eine Ahnung davon, wie viel lebendiges Gewusel in ZWEI QUADTRATMETERN BODENKRUME enthalten ist.
    Andererseits ist es doch auch so, dass kein Mensch vom BETONGOLD etwas abbeissen kann.

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