Der Grüne Faden: Bayrische Staatsforsten ignorieren das Umweltinformationsgesetz

Alte Buchenwälder wurden zum Abholzen markiert und die Forstkarten, die das Alter der Bäume bezeugen und somit ihren Schutz garantieren, unter Verschluss gehalten. Greenpeace reagierte mit dem Publizieren dieser Karten.

Was ist da im Busch?

Schon die lange Kommentardiskussion zu einem früheren GP-Blogartikel dürfte stutzig gemacht haben. Sie wurde stellenweise sehr unsachlich im Stil eines „Flamewar“ geführt, wohl weil Greenpeace einen destruktiven Umgang mit unseren Lebensgrundlagen und ein mehr profitgieriges als nachhaltiges Bewirtschaftungskonzept der BaySF aufgedeckt hatte.

Pressemitteilung von Greenpeace nach dem Abschluss des zweiten Waldcamps zur Kartierung des Spessarts:

„Hamburg, 6. 11. 2012 – Greenpeace veröffentlicht heute geheim gehaltene Forstkarten einiger Forstreviere Bayerns. Die bayerische Landesregierung bestreitet bislang die Existenz dieser Daten über die Waldnutzung. Die Karten, die der unabhängigen Umweltschutzorganisation zugespielt wurden, stammen aus den Jahren 1991 und 1992 und zeigen detailliert das Alter und die Lage der Wälder in einigen Forstrevieren des Spessarts. Sie sind ab sofort im Internet einsehbar. Greenpeace fordert seit Anfang 2012 die Herausgabe der nach dem Umweltinformationsgesetz angefragten Daten. „Die Forstkarten beweisen, dass der Vorstand der bayerischen Staatsforsten (BaySF) alte Buchenwälder vernichten will und so gegen das eigene Naturschutzkonzept verstößt“, sagt Martin Kaiser, Wald- und Klimaexperte bei Greenpeace. Erst im Juni hatten die BaySF auf Druck von Greenpeace einen Einschlagstopp für alte Buchenwälder verhängt, die über 180 Jahre alt sind. In der vergangenen Woche hatten Aktivisten aufgedeckt, dass die BaySF genau solche Wälder abholzen wollen.

Gleichzeitig mit der Veröffentlichung beendet Greenpeace heute ihr zweites Waldcamp im bayerischen Spessart. Während der vergangenen drei Wochen haben insgesamt 53 Greenpeace-Aktivisten 13.353 Bäume über 50 Zentimeter Durchmesser vermessen und mit GPS-Handgeräten genau lokalisiert. Zudem wurden anhand von Luftbildern ausgewählte Waldbestände vor Ort kontrolliert und analysiert. So entstehen detaillierte Karten über den Zustand des Waldes in den bayerischen Forstbetrieben von Rothenbuch und Heigenbrücken, die in den kommenden Wochen veröffentlicht werden sollen.

Luftaufnahmen zeigen Seltenheit alter Buchenwälder aus den bayerischen Wäldern

Luftaufnahmen von Greenpeace zeigen, dass die von den Aktivisten angeprangerten Missstände im bayerischen Wald bereits sichtbar werden: Alte Buchenwälder im nördlichen Spessart werden immer seltener. Zwar sind nach Zusage des BaySF-Vorstands im Juni 2012 in solchen uralten Buchenbeständen Säge- und Pflegemaßnahmen verboten. Trotzdem haben Greenpeace-Aktivisten in den vergangenen Tagen alte Buchenwälder dokumentiert, die zum Abholzen markiert wurden. So haben die Aktivisten beispielsweise einen für diesen Winter geplanten Einschlag in einem Wald in der Nähe von Rothenbuch aufgedeckt, der nach Greenpeace-Messung auf über 180 Jahre geschätzt wird. Aus einem Abgleich mit den Greenpeace zugespielten Forstkarten geht hervor, dass der Bestand heute 183 Jahre alt sein muss.

„Bereits in diesem Winter werden weitere alte Buchenwälder für immer aus der Region verschwinden, wenn der Vorstandvorsitzende der BaySF nicht zurückgepfiffen wird“, warnt Kaiser. „Horst Seehofer (CSU) ist in der Pflicht, die alten Buchenwälder für seine Bürger zu retten“. Bereits im vergangenen Winter hatten Greenpeace-Aktivisten begonnen, die bayerischen Wälder systematisch zu kartografieren und Einschläge zu dokumentieren. Seit Kurzem können Bürger eine symbolische Patenschaft für die von Greenpeace kartierten Buchen übernehmen. Infos: greenpeace.de/baumpate

Bildausschnitt:(c)Greenpeace

In derselben Tradition wurden vor einiger Zeit ausgerechnet im Landschaftsschutzgebiet Isartal bei Buchenhain Nähe Baierbrunn einige alte Buchen gefällt.

Zum Vergleich:

Verstösse gegen Baumschutzverordnung und Bundesnaturschutzgesetz im Stuttgarter Schlossgarten und Scheitern von grossangelegten und professionell gestalteten Medienkampagnen der Parkschützer aufgrund zu geringer Reichweite in den neuen Medien und verschiedener anderer Komplikationen

Mängel in der internationalen Zusammenarbeit von verschiedenen Waldschutz-Organisationen

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