Ende unserer Welt: die Katastrophe Klimawandel

AnnetteMeyerCASDr. Annette Meyer, die Geschäftsführerin des Center for Advanced Studies, blickt auf die Veranstaltungsreihe über Katastrophen zurück. In der letzten Veranstaltung sprechen am Donnerstagabend Ulrich Beck und Hans Joachim Schellnhuber über das „Ende der Welt, wie wir sie kennen“ und stellen die Frage: Erfordert der Klimawandel ein radikales Umdenken?

München hat eine neue wissenschaftliche Institution, die sich an ein breites Publikum richtet: das Center for Advanced Studies (CAS). Was ist der Hintergrund?

Neun Universitäten, darunter auch die Ludwig-Maximilians-Universität, wurden innerhalb der Exzellenzinitiative des Bundes für ihre „Zukunftskonzepte“ ausgezeichnet: Voraussetzung dafür ist, dass neben mindestens einer „Graduiertenschule“ auch mindestens ein„Cluster“, also ein großer Forschungsverbund, eingeworben wurde. Durch die Umsetzung des Zukunftskonzepts an der LMU München soll die Forschungsstruktur der Universität gestärkt und der Forschungsstandort für eine breitere Öffentlichkeit sichtbar gemacht werden.

Das ist die Aufgabe des CAS: Öffentlichkeit und Wissenschaft zusammenbringen?

„Center for Advanced Studies“ ist ein großes Wort, bei dem man zunächst an Princeton oder an das Wissenschaftskolleg zu Berlin denkt. In München ist die Idee eine andere: Es ist nicht so, dass Gastwissenschaftler ins Haus kommen, um vorrangig ihre eigenen Projekte voranzutreiben oder ein Buchmanuskript zum Abschluss zu bringen. Es geht uns um die Stärkung der Forschung an der LMU. Die Mitglieder des CAS, das sind herausragende Forscher der LMU, können das Haus in der Seestraße für ihre Arbeit nutzen, indem sie internationale Gäste einladen und Tagungen oder Workshops abhalten. Damit ist auch das Ziel verbunden, der Öffentlichkeit zu zeigen, welche Spitzenforschung an der LMU stattfindet.

Wie ist die Katastrophen-Reihe entstanden, die jetzt mit der Veranstaltung von Ulrich Beck und Hans Joachim Schellnhuber abgeschlossen wird?

Schon vor einiger Zeit ist eines unserer Mitglieder, der Astrophysiker Andreas Burkert, mit dem Vorschlag an uns herangetreten, aus seinen aktuellen Forschungen zu berichten. Es geht dabei um einen Asteroiden, dessen Flugbahn seit einigen Jahren beobachtet wird und der sich offenbar so auf die Erde zubewegt, dass in wenigen Jahrzehnten ein gravierender Einschlag droht. Um dieses Szenario aus der Astrophysik zu kontextualisieren, haben wir Friedrich Wilhelm Graf, Theologe an der LMU, gefragt, ob er einen komplementären Vortrag über religiöse Vorstellungen der Apokalypse halten möchte. Als dann auch noch der Vulkanologe Donald Dingwell, ein weiteres CAS-Mitglied, sein Interesse bekundete, bei uns über seine Forschungen zu sprechen, ist die Idee zu der Katastrophen-Reihe entstanden.

Mit dem Thema des Klimawandels wird nun eine Katastrophe anderer Art Thema: nicht eine naturgegebene, sondern ein menschengemachte Katastrophe.

Ein Leitgedanke bei der Konzeption der Reihe war die Frage, wie Menschen Naturkatastrophen wahrnehmen und wie sie auf sie reagieren. Hans Joachim Schellnhuber und Ulrich Beck werden erörtern, welches Weltbild das Katastrophenszenario bestimmt, in dem wir uns derzeit befinden. Einer unserer Vortragenden hat Max Frisch zitiert: „Katastrophen kennt allein der Mensch, sofern er sie überlebt. Die Natur kennt keine Katastrophen.“ Genau diese Verbindung von Natur- und Weltbild wird auch am Donnerstagabend im Hintergrund stehen.

Können Sie jetzt schon ein frühes Fazit der Reihe ziehen?

Mir hat die Katastrophen-Reihe – besonders auch der Vortrag von Jörg Hacker über Pandemien in der letzten Woche – gezeigt, dass es nötig ist, die gesellschaftliche und politische Dimension wissenschaftlicher Analysen mitzureflektieren. Das Center for Advanced Studies der LMU ist ein idealer Ort, um die Ergebnisse natur- bzw. geistes- und sozialwissenschaftlicher Forschung wieder stärker in Zusammenhang zu bringen.

Die Veranstaltung „Das Ende der Welt, wie wir sie kennen: Erfordert der Klimawandel ein radikales Umdenken?“ mit Prof. Dr. Ulrich Beck und Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber im Rahmen der Veranstaltungsreihe des Center for Advanced Studies findet am Donnerstag, den 8. Juli, um 18.15 Uhr im Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität (Geschwister-Scholl-Platz 1) im Hörsaal M 218. Für die Teilnahme ist eine Anmeldung  unter info@cas.lmu.de erforderlich.

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