„Radlshuttle“ des Green City e.V.

Immer wieder morgens stellt sich für viele Berufstätige, Studenten oder Schüler die Frage: Wie komme ich heute zur Arbeit, Uni oder Schule? Soll ich es tatsächlich wagen mit vielen ähnlich grummligen Morgenmuffeln eng an eng gedrückt in den Öffentlichen zu stecken, voller Panik nicht an gewünschter Haltestelle austeigen zu können, oder gar in den Krieg der Autofahrer ziehen, aus dem ich möglicherweise niemals am Ziel ankommen werde, weil ich mich mit dem aggressiven DriveNow Fahrer die Köpfe einschlage?

Es gibt eine einfache Lösung, man mag es kaum glauben, das Fahrrad! Das gibt es in groß und klein, in hightech und schrottig, in bunt und unscheinbar! In München zumindest erreicht man seine Destinationen mit dem Drahtesel schneller als mit MVV oder Auto und deswegen gibt es eine beachtliche Anzahl an Menschen, die obige Frage, jedem Wetter trotzend, einstimmig beantworten können: „I want to ride my bicycle, I want to ride my bike!“

20150611_Radlshuttle_GreenCity_MichailaKuehnemann (47)

Leider stellt sich die Spezie des Radlfahrers in München als eine viel Gehasste heraus, bei Autofahrern und Fußgängern gleichermaßen. Diese Hunde drängeln sich auf Fußwegen vorbei, stehlen grundsätzlich die Vorfahrt und recken ihre Ärsche hochnäsig gen Autofahrer bei Tempo 3 km/h. An dieser Stelle sollte man allerdings die Lage der Radler etwas genauer beleuchten: Wo, als in nahezu unbefahrenen, einbahnigen Dreißigerzonen, die zu Fahrradstraßen umfunktioniert werden, gibt es Platz zum radeln? Denkt man an Knotenpunkte der Innenstadt während des Berufsverkehrs, fallen einem zum Beispiel die todsichere Schwanthalerstraße ein. Todsicher, weil Radfahrer sich, nach einer Fahrt, ihrem Tod sicher sein können. Oder man bedenke die Fraunhoferstraße Richtung Sendlinger Tor und Innenstadt, eine Höllenfahrt mit nonexistentem Fahrradsschutzstreifen, ganz zu schweigen von einem Fahrradweg. Die Lindwurmstraße, eine gefährliche Zone im Provinzstadtdschungel, auf der zwar Fahhradwege existieren, die aber so schmal sind, dass man sie vorerst mit einer Lupe genau orten muss. Abgesehen von den gefühlt drei Fußgänger- und Fahradampeln pro Meter, die das Vorankommen zu einer Stop and Ride Challenge machen.

Green City e.V. bietet nun den Anarchisten unter den Radlern (und natürlich allen anderen) eine sichere und friedliche Art, alltägliche Anfahrtswege zu bestreiten. Eine Demonstration, um genau zu sein, die auf das Problem des fehlenden Platzes der angeblichen Radlhauptstadt München hinweist. Denn der kaum bekannte Paragraf 27 Absatz 1 der Straßenverkehrsordnung besagt: „Für geschlossene Verbände gelten die für den gesamten Fahrverkehr einheitlich bestehenden Verkehrsregeln und Anordnungen sinngemäß. Mehr als 15 Rad Fahrende dürfen einen geschlossenen Verband bilden. Dann dürfen sie zu zweit nebeneinander auf der Fahrbahn fahren.“

20150611_Radlshuttle_GreenCity_MichailaKuehnemann (10)

Gestern, Donnerstag den 11.06., startete die Aktion zum ersten Mal und soll fortan jeden Tag zur selben Uhrzeit angeboten werden. RadlerInnen können sich an der Ampel vor dem Stemmerhof in der Plinganser Straße sammeln, um gemeinsam auf einer der zwei Fahrspuren auf der Lindwurmstraße Richtung Innenstadt zu fahren – statt sich auf dem engen Radweg zu drängen. Am Sendlinger Tor löst sich der „Radlshuttle“ dann auf.

Und wenn es in Zukunft mehr solcher glücklich grinsenden Radler gibt, dann ist das definitv ein Schritt in die richtige Radlrichtung.

20150611_Radlshuttle_GreenCity_MichailaKuehnemann (77)

Auch mitmachen? Montag bis Freitag (werktags) startet die Radlkolonne pünktlich um 8:30 , Treffpunkt Lindwurmstraße.

 

 

Fotocredits:

Green City e.V., Michaila Kühnemann.

Kommentieren